Mitten in Grünwald:Rieseninsekt an der Isar

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Da liegt man in den ersten Frühlingsstrahlen am Isarufer, chillt ein wenig - und dann ist da auf einmal dieses Dröhnen. Eine Hummel im Anflug? Nein. Nur eine Drohne

Von Claudia Wessel

Ein Frühlingsnachmittag am Isarstrand, mit Blick auf die Grünwalder Brücke. Endlich ist man dem Getöse des Verkehrs zwischen Grünwald und Pullach entkommen, durch die Bäume beim "Mini-Brückenwirt" runter auf den Kies gelangt. Eine Mutter mit ihrem etwa zweijährigen Sohn, eine Gruppe junger Burschen, die im Kreis sitzen, zwei Radler, die hier eine Pause einlegen, und ein Mann auf einem Handtuch. Viel ist noch nicht los, daher sind die ersten Sonnenstrahlen ideal für einen echt gechillten Aufenthalt in der Natur.

Man schließt also die Augen und entspannt sich auf ein paar einigermaßen runden Isarkieseln. Ach, herrlich! Das sanfte Plätschern des Wassers, ab und zu die Stimme des Kindes, ein Vogelzwitschern, einfach Harmonie pur. Doch während man so vor sich hin relaxed und langsam alle Sinne runterfahren, ein wohliger Halbschlaf sich einstellt, dringt plötzlich ein seltsames Geräusch ans Ohr. Ein Sirren und Surren und das Komischste daran ist, dass es nicht aus einer Richtung kommt, sondern sich offenbar bewegt. Die alarmierten Sinne melden dem Gehirn: Rieseninsekt im Anflug! Gefahr! Man öffnet die Augen und sieht tatsächlich ein mehrbeiniges schwarzes Monster auf sich zukommen. Die schwarze Riesenspinne? Ein mutierter Käfer? Das Vieh fliegt nicht einfach vorbei, es scheint Interesse an genau diesem Isarstrand zu haben, denn es kreist über ihm, als suche es nach Würmern.

"Mama, was ist das?", fragt das Kind jetzt. Die Stimme der Mama wird ganz sanft, sie sagt: "Das ist eine Drohne." In diesem Tonfall hätte sie genauso gut sagen können "Das ist eine Hummel" oder "Das ist ein Kaninchen". Auch die jungen Männer finden den Auftritt des Rieseninsekts offenbar völlig normal, sie zeigen keinerlei Regung. Ach ja, fällt einem ein, das ist ja alles ganz harmlos. Wir leben in der schönen neuen Welt der Technik, da chillen Menschen mit Kopfhörern oder mit Drohnensurren im Ohr. Oder indem sie mit dem Smartphone ihre Füße filmen wie der Mann auf dem Handtuch. Natur? Schmarrn.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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