Mitten in Grünwald:Denk ich ans Dorffest...

Bei der Saukälte graut es schon einer anonymen Klägerin vor dem Sommer, dem Lärm, den Burschen. Die reagieren ganz cool

Von Claudia Wessel

Ein Vorteil des winterlichen Wetters ist, dass mit Einbruch der glücklicherweise noch immer sehr frühen Dunkelheit die Menschen von den Straßen verschwinden und mit ihnen jegliches Lärmpotenzial. Leise rieselt der Schnee und im Blut wird bereits um 16.53 Uhr (Sonnenuntergang am 19. Januar 2017) Melatonin ausgeschüttet. Der vom Leben erschöpfte Mensch lässt sich in seinen Sessel sinken und schläft spätestens bei "Dahoam is dahoam" um 19.45 Uhr ein. Wenn da nur nicht der schreckliche Sommer wäre, der ja unweigerlich auf einen zukommt.

Von dieser Aussicht lässt sich zurzeit die Inhaberin der E-Mail-Adresse dorffest24@gmx.de die friedlichen Winterabende versauen. Die "lärmgeplagte Anwohnerin" hat bereits jetzt Angst vor den lauten "Disco-Partys" im Grünwalder Sommer und wendet sich anonym an die Presse, weil sie das Allerschlimmste befürchtet für den Zeitraum 14. bis 18. Juni. Da nämlich findet das alljährliche Dorffest des Burschenvereins Einigkeit statt, ein Ärgernis für die Anonyme, das heuer durch den 125-jährigen Geburtstag des Vereins noch gesteigert wird. Grund, ganz klar: Lärm.

"Es ist eines der geliebten politischen Kinder des CSU-Bürgermeisters von Grünwald", schreibt sie über das Dorffest, das unglaublicherweise "mitten in einem Wohngebiet" stattfindet. Vielleicht sei Bürgermeister Jan Neusiedl ja selbst Mitglied im Burschenverein, vermutet die anonyme Aufdeckerin von Skandalen. Wie könne es anders sein, wenn es die Gemeinde den Burschen seit Jahren erlaube, "erst abends mit Livemusik und dann bis morgens um 3 Uhr den Schlaf zu rauben." Die gute Frau vergisst auch nicht, über das "alle 5 Jahre" stattfindende Maibaumfest zu klagen.

Extrem verwundert sind die Grünwalder Burschen über die anonyme Aktion. Denn der Kontakt zu den Nachbarn und deren Verständnis für das war ihnen schon immer wichtig, wie Leo Liebhardt in einem Schreiben mit vielsagenden "heimatlichen Grüßen" mitteilt. Mit persönlich bekannten Nachbarn habe man zum Dank immer ein schönes Essen im Vereinsheim gestaltet. "Wir sind gerne bereit, uns mit den Konfliktparteien zusammenzusetzen und einen Kompromiss zu erarbeiten", sagt Liebhardt. Die Voraussetzung dafür wäre nur, dass die Dame sich vorstellt. Wieso eigentlich nicht?

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