Mitten in Brunnthal:Skandal im Lutterschmid

Aufräumen muss nicht mehr groß sein, wenn es bei der Abrissparty im Lutterschmid heißt: "Heid geh ma moagn erst hoam"

Von Bernhard Lohr

Es hat dort legendäre Feste gegeben. Achtzigerjahre-Party würde man heute wohl sagen. Sicher hallte "Skandal um Rosi" aus dem Lautsprecher. Die Spider Murphy Gang war angesagt und Andy Borg. Und vielleicht legte auch mal jemand Frank Zappas "Bobby Brown" auf. Wenn es was zu feiern gab in Brunnthal, kamen die Leute beim Lutterschmid zusammen. Mancher könnte da Geschichten erzählen. Wenn die Älteren auf die alte Wirtschaft zu reden kommen, wird es jedenfalls immer ein wenig sentimental. Vor allem mit dem Festsaal verbindet mancher Erinnerungen an seine Jugend. Jetzt soll er abgerissen werden. Und die Jungen im Dorf machen eine Party.

Diesmal wird kein Maibaum erwartet, es steht keine Sommersonnwende an und auch fürs Winterdorffest ist es noch zu früh. Die Burschen nutzen die Gelegenheit, eine Art Abrissparty zu machen. Die letzte Feier im Lutterschmid steht am 8. Oktober an. Und weil die Burschen und Madln heute mindestens so feiern können wie die Alten haben sie dem Fest den programmatischen Titel "Heid geh ma moagn erst hoam", kurz "HGMMEH" gegeben. Das Publikum dürfte gemischt werden. Auch Ältere dürften sich diesmal zum Partyvolk gesellen. Der eine oder andere wird zur späten Stunde an der Bar Geschichten von früher zum Besten geben.

Abschiedspartys haben ihren besonderen Charme. Bisserl Wehmut darf sein. Wenn sich die mit der Haltung paart, jetzt noch ein letztes Mal beim Lutterschmid einen draufzumachen, könnte das ein unvergessenes Fest ergeben. Vielleicht wird es auch ein bisserl anarchisch. Der Bau wird im November abgerissen. Die Gelegenheit ist also einmalig, sich ein Andenken aus dem Saal mit heimzunehmen, in dem man vor 30 Jahren bei "Skandal im Sperrbezirk" das erste Mal mit seiner späteren Frau geflirtet hat. Aufräumen muss nicht mehr groß sein in der Abrissbude. Dafür gibt es am nächsten Morgen noch einen Frühschoppen mit Weißwürsten. Wie heißt es so schön: "Für das leibliche Wohl ist gesorgt."

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