Mitten in Aschheim:Schwein gehabt

Die Aschheimer sollten es machen wie der Bauer Haslinger in Bad Füssing - und statt auf Tiere lieber auf Touristen und Tanzfreudige setzen

Von Claudia Wessel

Aschheim im Jahre 2020. Eine kleine wackelige Bimmelbahn mit dem Namen "Lustiger Lukas" startet im Gewerbegebiet an der A 99, voll besetzt mit Touristen aus Nah und Fern. Sie tuckert langsam in die Gemeinde, hält dort an diversen Gasthöfen und Einkaufszentren, überall eben, wo Touristen gerne Geld lassen. Während der Fahrt erzählt eine Stimme aus in jedem Wägelchen angebrachten Lautsprechern folgende anrührende Geschichte.

Es war im Jahre 2016, als der nordrhein-westfälische Fleischhändler Albert Oppenheim mit Hilfe des britischen Projektentwicklers John Pickstock ein Schlachtzentrum in Aschheim plante. Dagegen erhob sich jedoch schnell Protest. In einem Bürgerentscheid wurde das Vorhaben haushoch abgelehnt. Doch glücklicherweise war Albert Oppenheim über die Vorgänge in der Schweine- und Fleischszene bestens informiert. Er wusste damals von einer ähnlichen Geschichte, die sich in den Siebzigerjahren im niederbayerischen Kurort Bad Füssing abgespielt hatte. Auch dort hatte ein Bauer die Idee, mit Schweinen Geld zu machen. Er wollte allerdings eine Schweinezucht betreiben.

Ähnlich wie in Aschheim waren die Bewohner Bad Füssings zwar Freunde von Schweineschnitzel, wollten aber die Nähe zum Tier, das es liefert, auf keinen Fall. Das Projekt wurde ebenfalls abgeschmettert. Bauer Haslinger aber hatte damals eine Idee, die noch heute seine Kasse beziehungsweise die seiner Nachkommen unglaublich klingeln lässt: Machen wir eben einen Erlebnispark. Gesagt, getan. Der Erlebnispark Haslinger Hof besteht mittlerweile aus Hotel, Gasthof, diversen Tanzflächen, in denen tagtäglich von 12 Uhr an etwas los ist.

Dabei machen die Kurgäste nur etwa die Hälfte der Besucher aus. Vielmehr reisen Flirt- und Tanzfreudige aus der ganzen Republik an, der Laden brummt im wahrsten Sinne des Wortes. Da kommen sowohl Familien zum Essen und Rumschauen als auch Kontaktfreudige aller Art. Und der "Lustige Lukas" fährt in den Kurort und zurück, von mittags bis 23 Uhr abends. Alle, die mitfahren, wissen innerhalb kürzester Zeit von der magischen Wandlung einer Schweinezucht in ein Dorado für Fleischfreunde, denn eine Stimme aus Lautsprechern erzählt ohne Ende davon.

Zahlreiche Tänzer, Senioren und Einsame in ganz Deutschland freuen sich nun bereits auf den Erlebnispark Aschheim. Auch das Casting des Curvy Supermodels, das zuletzt im Roberto Beach ganz in der Nähe gedreht wurde, könnte dann dort eine dauerhafte Heimat finden. Die Schweine? Keine Ahnung, wo die gelandet sind.

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