Mitten im Landkreis:Verlorene Herzen

In der Eile des Urlaubsbeginns kann schnell einmal etwas verloren gehen. Die sommerliche Ausbeute der gemeindlichen Fundbüros lässt in die Seele des Landkreis-Bürgers blicken

Von Irmengard Gnau

In den Ferien muss es manchmal schneller gehen, als diese Zeit der Muße vermuten lässt. Auf dem eiligen Weg zum nächsten Fernbahnhof oder dem Sprint zur S-Bahn gen Flughafen kommt es dann leicht einmal zu Verlusten. Mit ein wenig Glück landen diese auf der Liste des örtlichen Fundamtes - wo sie ein ganz eigenes Bild vom Landkreis und seinen Bewohnern zeichnen.

Bei Schmuck etwa, so sagt das Fundorakel, ist der Landkreisbürger wählerisch. Offensichtliche Symbole wie Anhänger in Herzchenform verlieren an Zuspruch, insbesondere im Landkreissüden; wie sonst ließe sich erklären, dass im Fundbüro der Gemeinde Straßlach-Dingharting nun schon mehrere solcher Stücke aufgelaufen sind und nicht abgeholt wurden? Diese Anzeichen sollten Verehrer nicht ignorieren und sich kreativere Wege suchen. Weniger überraschend mag hingegen sein, dass Strickmützen und Kapuzenjacken dieser Tage landkreisweit in den Fundämtern liegen bleiben; bei kühlem Wetter gern als modisches Accessoires gesehen, fallen diese Kleidungsstücke bei der Hitze sowohl in der Frage der Praktikabilität, als auch der dezenten Zurückhaltung durch.

Ein Schmuckstück der ganz anderen Art meldet das Ordnungsamt in Ismaning. Im Gemeindegebiet wurde eine herrenlose Rotwangen-Schmuckschildkröte entdeckt. Ob der Halter des Tieres eine besonders naturnahe Interpretation der Dekorationskunst pflegt, ist nicht bekannt, lässt sich jedoch angesichts des farbenprächtig gezeichneten Reptils vermuten. Insbesondere die kräftig orange bis rot gefärbten Wangenflecken, welchen die Süßwasserschildkröte ihren Namen verdankt, dürften beim Spaziergang durch die Flur bereits manchen anerkennenden Blick auf sich gezogen haben. Einigen Männern wiederum wird nachgesagt, sie schmückten sich gern mit der neuesten Technik. Hier lässt die Tatsache tief blicken, dass die Zahl der bei den Fundbüros abgegebenen Mini-Drohnen, Handys und Gegenständen der Unterhaltungselektronik eine Zunahme verzeichnet - womöglich geht der jüngste Trend also in Richtung Purismus. Eine bewährte Mode, wusste doch schon der Prediger Johann Gottlob Heym Ende des 18. Jahrhunderts: "Tugend ist der beste Schmuck."

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