Mitten im Landkreis:Nein, du wirst nicht singen!

Warum FDP-Kreisrat Tobias Thalhammer das Schicksal von Troubadix teilt

Von Martin Mühlfenzl

Es ist schon richtig: Tobias Thalhammer musste in all den Jahren ob seiner Passion viel einstecken. Ach, was heißt da in den vergangenen Jahren. In den vergangenen Monaten. Schließlich gipfelte das Schlagersängerdasein des "Toby" aus Neubiberg in einem Auftritt als Einheizer für den sicher nicht begabteren Heino in der polnischen Stadt Opole. Oder ein paar Monate davor: Da fand Thalhammer sein Konterfei auf Wahlplakaten in einer baden-württembergischen Kleinstadt wieder - ein Unbekannter hatte ihn dort zum Bürgermeisterkandidaten ausgerufen und ihm folgenden Stärken zugerufen: "Musikalisch, volkstümlich, liberal."

Nun gut, letzteres Attribut ist kaum von der Hand zu weisen. Thalhammers Ausführungen im Kreistag legen schon den Schluss nahe, hier hat einer gleich mehrere Guido-Westerwelle-Gedächtnisseminare im Thomas-Dehler-Haus in Berlin besucht. Was übrigens gleichzeitig zur Folge hat, dass die Volkstümlichkeit darin besteht, dem Bürger immer wieder Freiheiten zuschustern zu wollen, die dieser möglicherweise gar nicht will. Aber das ist ja auch so eine Eigenart der Freien Demokraten. Bleibt das "musikalisch", das - landauf, landab, und auch im nicht ganz so fernen Ausland - ganz unterschiedlich interpretiert wird. Im Videoportal Youtube etwa brachte es Thalhammers Song "Wie, wo und wann?" in den vergangenen vier Jahren auf etwas mehr als 2436 Klicks - Stand: Mittwochnachmittag um 14.21 Uhr; um 14.22 Uhr waren es übrigens 2437. Im polnischen Opole fanden sich hingegen gleich mehrere tausend Fans auf einmal ein. Ungeklärt bleibt freilich, ob wegen Heino oder Toby - oder trotz?

Auf wirklich viele Zuhörer (auf einmal) kommt der Kreispolitiker Thalhammer selten. Was - wie in der jüngsten Kreisausschusssitzung - manchmal an der Technik liegen mag. Eine Rückkopplung brachte Thalhammer am Mikro etwas aus dem Tritt, als er zu einer Erklärung zum Thema Arbeitsmarktzulage ansetzen wolle. Aber als Künstler, sagte er, kenne er sich mit so was aus, also spreche er ohne technischen Support. Was schließlich Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern zu einer Warnung veranlasste, die Thalhammer dastehen ließ wie den Barden Troubadix in fast jedem Asterix-Band: "Solangst ned singst!" Ja, manchmal muss ein volkstümelnder Liberaler schon arg einstecken.

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