Mittelschulen im Landkreis:Die erste Hürde ist genommen

Mittelschulen im Landkreis: Die Musikklassen der Mittelschule Taufkirchen geben derzeit den Ton an, wenn irgendwo im Landkreis eine Ehrung ansteht.

Die Musikklassen der Mittelschule Taufkirchen geben derzeit den Ton an, wenn irgendwo im Landkreis eine Ehrung ansteht.

(Foto: Claus Schunk)

Fast 700 Mittelschüler beenden ihre Schullaufbahn - die große Mehrheit mit Quali oder sogar mittlerem Abschluss. Unter ihnen sind auch viele junge Flüchtlinge.

Von Irmengard Gnau und Iris Hilberth, Landkreis

Das war's also mit der Schule. Für den Großteil der Neunt- und Zehntklässler der 13 Mittelschulen im Landkreis München ist die Zeit in den Klassenzimmern zu Ende. Und Ernst Weidenbusch, der stellvertretende Landrat, wird wohl mit seiner Vermutung richtig liegen, dass die Absolventen diesen Moment herbeigesehnt haben. Doch trotz aller Begeisterung über die Erfolge der Prüfungsbesten wollte der CSU-Politiker bei der Ehrung im Landratsamt den jungen Menschen die Wahrheit über das Leben nicht vorenthalten: "Es wird nicht besser."

91 Prozent der M-Zweige haben den Mittleren Schulabschluss bestanden

Von 479 Neuntklässlern haben laut Schulamt in diesem Jahr 454 am Quali teilgenommen, 60 Prozent haben die Prüfungen bestanden. 131 werden auch noch die zehnte Klasse absolvieren, 87 machen eine Ausbildung und 21 wollen auf weiterführende Schulen oder planen ein Freiwilliges Soziales Jahr. 29 sind noch ohne Ausbildungsplatz. Von den 211 Absolventen ohne Quali beginnen 82 eine Ausbildung. 350 Schüler haben in diesem Jahr den M-Zweig beendet, davon haben 91 Prozent die Abschlussprüfung zum Mittleren Schulabschluss bestanden, 156 wechseln auf weiterführende Schulen, 141 beginnen eine Ausbildung.

Schulamtsleiterin Evelyn Sehling-Gebranzig bezeichnet dieses Ergebnis als "beachtlichen Erfolg". Die Absolventen hätten Fleiß, Begabung, Motivation und Durchhaltevermögen bewiesen und könnten in ihre eigenen Fähigkeiten vertrauen. Auch der stellvertretende Landrat Weidenbusch attestiert den Prüfungsbesten, mit einer großen Portion Selbstvertrauen den neuen Lebensabschnitt zu beginnen zu können. Der erfolgreiche Abschluss habe gezeigt: "Wenn Sie etwas erreichen wollen, dann schaffen Sie es auch."

Eine besonders große Herausforderung stellte sich den Mittelschulen vor zwei Jahren, als auf einmal sehr viele junge Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Die jungen Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern sprachen kein Deutsch, sondern verschiedene Muttersprachen und brachten ganz unterschiedliche Vorbildung mit. Nun sollten sie auf sinnvolle Weise in den Unterricht integriert werden.

Zusätzliche Angebote sollen möglichst jedem Schüler einen Weg aufzeigen

Die Mittelschule Kirchheim reagierte damals spontan und richtete eine übergreifende Übergangsklasse für die siebte, achte und neunte Jahrgangsstufe ein, erinnert sich Konrektorin Maria Rosenberger. "Das war schon eine Riesenumstellung." Zumal die Lehrkräfte nur in seltenen Zufällen im Fach Deutsch als Zweitsprache ausgebildet waren; erst jetzt kommen die ersten Absolventen mit dieser Fachausrichtung von den Universitäten. Durch den Austausch mit Kollegen und Fortbildungen wuchs die Erfahrung, "Wir lernen voneinander", sagt Rosenberger. Die Mühe zeigt Erfolg: Im Absolventenjahrgang in Kirchheim erhalten heuer auch mehrere Flüchtlinge ihren Schulabschluss und können nun einen Beruf ergreifen. Eine junge Tibeterin hat sogar den besten Abschluss erreicht.

Mit zusätzlichen Angeboten und Förderungen versuchen die Mittelschulen, möglichst jedem Schüler einen Weg aufzuzeigen. Berufseinstiegsbegleiter unterstützen die Schüler dabei, einen Ausbildungsplatz oder eine Lehrstelle zu finden. Auch die Agentur für Arbeit ist an vielen Schulen mit Beratungsgesprächen aktiv. Weiter wurden in Oberhaching, Pullach und Unterschleißheim sogenannte Praxisklassen in der achten und neunten Jahrgangsstufe eingerichtet, in denen der Unterricht von Theorie entlastet und besonders auf die praktischen Anforderungen eines späteren Arbeitslebens ausgerichtet ist.

Maria Rosenberger findet mit Blick auf die hohen Übertrittsquoten im Landkreis und zahlreiche Schulwechsel in den unteren Jahrgangsstufen der weiterführenden Schulen: "Es ist immer besser, man entscheidet sich gleich für die richtige Schulart, statt die Schüler zu frustrieren. Es gibt viele Wege zum Abitur." Sie habe in den vergangenen Jahren viele gute Beispiele erlebt.

Die Mittelschullehrer vermitteln ihren Schülern weit mehr als nur Schulstoff

Schulamtsleiterin Sehling-Gebranzig stellte beim Empfang der Prüfungsbesten im Landratsamt nicht nur die Ergebnisse der Schüler heraus, sondern lenkte den Blick auf die erfolgreiche Arbeit der Lehrer an den Mittelschulen: "Sie leisten wesentlich mehr, als in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird", sagte sie. Die Pädagogen brächten viel Idealismus für ihre Schüler auf und leisteten einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung der Persönlichkeit junger Menschen. "Es geht nicht nur um einen elementaren Bildungsauftrag, dieses Engagement ist mehr als nur Vermittlung mathematischer Formeln und Grammatik."

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