Weit zu seinem Arbeitsplatz hat er es von seiner Haustür aus nicht. Der 43-jährige Jörn-Torsten Verleger, Leiter des Grünwalder Freizeitparks ist "in gefühlt zwei Minuten" mit dem Fahrrad an seinem Ziel, sagt er. Beste Voraussetzung also, um bei der Aktion "Stadtradeln" mitzumachen. Am Freitag hat er seinen Autoschlüssel abgegeben, denn da fiel der Startschuss zu dem bundesweiten Wettbewerb, an dem auch rund 50 Grünwalder teilnehmen.
Bis Ende Mai verzichtet auch Verleger auf vier Räder und schwingt sich tagtäglich auf sein Fahrrad. Das Ziel der Aktion: In dem Zeitraum von 8. bis 28. Mai sollen die Teilnehmer so viele Kilometer wie möglich auf dem Fahrradsattel zurücklegen. Das Auto bleibt in der Zeit in der Garage. Vor allem der Spaß auf zwei Rädern sei für Verleger der Grund für seine Teilnahme. "Außerdem hält Radfahren gesund und fit und man kommt schnell voran."
Als tägliche Morgensporteinheit begleitet Verleger seine Frau zur U-Bahn-Station, zu Gemeinderatssitzungen tritt er im Anzug in die Pedale - für den gebürtigen Nürnberger ist das Radl sein ständiger Begleiter. Als Herr über 120 000 Quadratmeter legt er auch an seinem Arbeitsplatz in Grünwald einige Fahrradkilometer zurück: Im Freizeitpark nutzt er mit seinem Dienstfahrrad kleine Wege, um schnell ans Ziel zu kommen. Eine Angewohnheit, die er in seiner siebenjährigen Arbeit als Sportanlagenbetreuer in Dresden entwickelt hat. Auch seine Mitarbeiter in Grünwald motiviert er, in die Pedale zu treten und auf den Dienstwagen weitgehend zu verzichten. Nur wenn ein größerer Transport von Sportgeräten ansteht, muss auf das Auto zurückgegriffen werden. Vier seiner Kollegen konnte er überreden, am Wettbewerb teilzunehmen. Die zurückgelegten Kilometer, die Dienstfahrradstrecken nicht mitrechnend, wird er mit seinem Team mit einem Kilometerzähler festhalten und notieren. Seine täglich gewohnten Wege hat er bereits mit Google Earth berechnet. Welche Zahl am Ende auf dem Blatt Papier stehen wird, darüber möchte Verleger aber nicht spekulieren: "Was kommt, das kommt."
Schwimmen, Fitnessstudio-Besuche, Joggen, Skifahren - an sportlicher Fitness wird es Verleger aufgrund seiner zahlreichen Aktivitäten bei seinen Fahrradtouren in den nächsten Wochen nicht mangeln. Dafür können ihm zwei andere Widrigkeiten vor eine Herausforderung stellen: Regnerisches Wetter lässt das Fahrradfahren unangenehm werden und ein erneuter Bahn-Streik macht das Zurücklegen von weiten Strecken mühsam. Gerade am Wochenende ist der Grünwalder gerne in ganz Bayern unterwegs. Ganz auf sein Auto in Zukunft verzichten will Verleger nicht: "Am Ende der Aktion werde ich immer noch keiner sein, der mit dem Fahrrad zur Oper fährt." Für Besuche von Biergärten in der Innenstadt werde er aber das Fahrrad bevorzugen. "Das sind ja alles keine Entfernungen."