Europäische Sternwarte:Himmelsanalyse am Computer

Europäische Sternwarte: Karina Voggel forscht an der Europäischen Sternwarte in Garching.

Karina Voggel forscht an der Europäischen Sternwarte in Garching.

(Foto: Claus Schunk)

Karina Voggel untersucht an der Europäischen Sternwarte in Garching die Dichte von Sternhaufen. Die Daten dazu kommen aus Chile.

Von Marie Ludwig, Garching

Das erste Mal seit 13 Jahren wird an diesem Montag der Merkur die Sonne überqueren. Auch in der Europäischen Sternwarte (Eso) in Garching ist das Himmelsereignis ein Highlight. Jede Woche treffen sich die Wissenschaftler zu Diskussionsrunden. Darunter ist auch Astronomin Karina Voggel. "Man schaut mit einem Blick in den Himmel in die Vergangenheit", sagt sie. "Das fand ich schon immer faszinierend."

Die gebürtige Schwäbin hat sich in ihrem Physikstudium auf die Astronomie spezialisiert und ist derzeit eine von 25 Doktoranden an der Eso. Hier forscht sie insbesondere zu Sternhaufen und Zwerggalaxien: "Ich untersuche die Dichte von Sternhaufen und bestimme, wann es sich um eine Zwerggalaxie handelt." Voraussichtlich im Herbst wird sie Garching mit einem Doktortitel in der Tasche verlassen. "Dann geht es für mich nach Utah." Voggel muss in ihrem Beruf flexibel sein: "Wir arbeiten weltweit; das wird von uns erwartet." Doch der Reiz, Dinge zu entdecken, motiviert sie.

In Garching ist es zu hell für eine Beobachtungsstation

In Garching selbst gibt es gar keine Beobachtungsstation. "Es ist zu hell!", erklärt Voggel. Deshalb werden ihre Aufnahmen oftmals in Chile unter anderem im Hochplateau Paranal gemacht. "Diejenigen, die dort arbeiten, dürfen nachts nicht einmal die Scheinwerfer vom Auto anmachen, wenn sie die Station verlassen." Denn bereits bei der kleinsten Lichtquelle verschmieren die Aufnahmen.

Eine Teleskopnutzung kostet pro Nacht rund 50 000 Euro - und das ohne Personal. Deshalb müssen im Voraus Koordinaten und Spektren bis ins Kleinste berechnet werden: "Oft sitze ich am Computer, um die richtigen Codes zu herauszuarbeiten", erzählt Karina Voggel. Überhaupt spielt sich Voggels Arbeit meist vor dem Rechner ab: "Ich sitze auf der Arbeit nie selbst vorm Teleskop - das menschliche Auge kann gar nicht alles erfassen."

"Eine Leidenschaft für Star Wars haben hier alle"

Meist schreibt sie an Veröffentlichungen und analysiert ihre Aufnahmen. Doch auch in ihrer Freizeit nimmt sich die 29-Jährige Zeit für die Welt der Sterne: "Eine Leidenschaft für Star Wars haben hier alle", gibt Voggel zu und lacht, "aber wenn ich nachts noch nicht müde bin, sitze ich immer noch gerne im dunklen Garten und beobachte den Himmel."

Der Transit des Merkurs lässt sich hingegen tagsüber beobachten: Allerdings nicht mit bloßem Auge, das wäre auch zu gefährlich. Aber mit einem Teleskop, auf den ein spezieller Sonnenfilter angebracht sein muss, oder mittels eines Sonnenprojektors kann man den Planeten als winziges schwarzes Pünktchen über die Sonne wandern sehen.

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