Meine Woche:Spricht für sich

Meine Woche: Khola Maryam Hübschs jüngstes Buch trägt den Titel "Unter dem Schleier die Freiheit". Die 36-Jährige vertritt ihre Position in der Öffentlichkeit.

Khola Maryam Hübschs jüngstes Buch trägt den Titel "Unter dem Schleier die Freiheit". Die 36-Jährige vertritt ihre Position in der Öffentlichkeit.

(Foto: oh)

Khola Maryam Hübsch referiert über Islam und Feminismus

Von Lea Frehse, Oberschleißheim

Man nannte sie schon: unterdrücktes Kopftuch-Mädchen, zu fordernd, eine Konservative, eine Vorkämpferin. Es ist, als würden ihr von allen Seiten höchst widersprüchliche Stempel aufgedrückt. Wovon sie selbst überzeugt ist, sei sie selten gefragt worden. Also hat Khola Maryam Hübsch beschlossen, selbst zu sprechen. "Eine ausgewogene Debatte heißt auch: mitreden", sagt Hübsch.

Khola Maryam Hübsch, 36, gebürtige Frankfurterin und gläubige Muslima, hat sich als Publizistin einen Namen gemacht. In Artikeln, Vorträgen und Talkshow-Auftritten wie bei "Anne Will" bezieht sie Stellung zu Fragen rund um Islam und Frauenrechte. Hübsch, die der muslimischen Minderheit der Ahmadiyya angehört, plädiert für das Kopftuch - und gegen Bevormundung. Sie beruft sich auf den frühen Islam und kritisiert die "männliche Orthodoxie" muslimischer Lehre. Ihr jüngstes Buch trägt den Titel "Unter dem Schleier die Freiheit". Nicht der Islam sei unterdrückerisch, sagt Hübsch, sondern weite Teile seiner Auslegung. Es ist die Mischung aus Religiosität und Selbstbestimmung, die Hübschs Positionen auszeichnet und sie viel Kritik ausgesetzt hat. Hübschs Worte klingen oft versöhnlich, doch gerade damit eckt sie an. Etablierten Feministinnen ist die kopftuchtragende Hübsch zu unkritisch gegenüber der Religion, doch auch in muslimischen Kreisen gilt sie als streitbar. "Meine Haltung ist in keiner Weise Mainstream-tauglich", sagt Hübsch, die sich als Feministin bezeichnet. "Doch ich ziehe viel Stärke daraus, meinen Standpunkt zu vertreten."

Am Donnerstag, 4. Mai, hält Hübsch von 19.30 Uhr an auf Einladung des Kreisjugendrings im Jugendzentrum Planet O in Oberschleißheim einen Vortrag mit dem Titel "Islam und Feminismus: Wie sieht es mit der Geschlechtergerechtigkeit im Islam aus?". Sie freue sich auf Zuhörerinnen und Zuhörer jedes Alters, sagt Hübsch: "Solche, die mit feministischen Diskursen schon vertraut sind, genauso wie alle, die einfach ihren Horizont erweitern wollen." Hauptsache, sie seien interessiert daran, mit ihr zu diskutieren, nicht nur über sie. Dabei soll es auch um die Frage gehen, was muslimische und säkulare Feministinnen gemeinsam haben könnten - und was sie unterscheidet. "Muslimische Frauen meiner Generation sind damit aufgewachsen, dass andere für uns sprechen", sagt Hübsch, "doch inzwischen äußern sich viele selbst". Das Kopftuch zu tragen, heiße eben nicht gleich, unterdrückt zu sein. Man kann sagen: Hübsch begreift ihr Anliegen auch als Emanzipation von eingefahrenen Vorstellungen der Emanzipation.

Der Eintritt zum Vortrag ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

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