Meine Woche:Seine Waffe ist das Wort

fridolin schley

Schon einmal hat Fridolin Schley öffentlich aus "Fremd" vorgelesen.

(Foto: Juliane Brückner)

Fridolin Schley liest gegen die verrohte Sprache von Pegida

Von Markus Mayr, Pullach

Schon einmal hat Fridolin Schley öffentlich aus "Fremd" vorgelesen. Diesem Plädoyer für Weltoffenheit, das der 39-jährige Münchner vergangenen November herausgegeben hat. Das Buch vereint Geschichten und Bekenntnisse von 18 Münchner Autorinnen und Autoren. Und ist ein schriftliches Gegenstück zu den rohen Parolen der selbst ernannten Patrioten von Pegida. Als Schley damals gelesen hat, in einer Buchhandlung am Marienplatz, sind draußen die fremdenfeindlichen Marschierer von Pegida über den zentralen Platz getrampelt. "Eine skurrile Situation war das", erinnert sich Schley. Draußen: Das Boot ist voll. Drinnen: Wir machen das. An diesem Mittwoch liest Schley noch einmal aus "Fremd", gemeinsam mit sechs der Autoren im Bürgerhaus der Gemeinde Pullach.

Die Lesung reiht sich ein in das Aktionsbündnis "Wir machen das". In ihm treten Einheimische und Neuankommende für eine Kultur der gleichberechtigten Teilhabe ein, optimistisch und voll Tatendrang. Schley ist davon überzeugt, dass der tausendfache Zuzug von Notleidenden keine Krise hierzulande auslösen muss. Von der "sogenannten Flüchtlingskrise" spricht er und denkt dabei an den vergangenen Sommer, an das "Münchner Modell". An einem einzigen Wochenende Anfang September haben die Münchner 20 000 Flüchtlinge herzlich empfangen.

Doch während die einen Kleiderspenden sortieren und Essen ausgeben, wollen die anderen die Grenzen dicht machen und brüllen etwas, von wegen sie seien das Volk. "Was Pegida mit der Sprache anstellt, ist quälend", sagt Schley, der als Autor ein Mensch der Worte ist. Ihm und befreundeten Schriftstellern habe es bald nicht mehr gereicht, gegen Pegida auf die Straße zu gehen, erzählt er. "Wir wollten aktiv werden mit dem, was wir am besten können." Ein "Privileg" sei es, mit Sprache umzugehen. Sie dachten sich: "Der Verrohung der Sprache müssen wir entgegenwirken." Also fingen sie an gegen die Fremdenfeinde anzuschreiben. Neben "Fremd" veröffentlichte Schley "Die Ungesichter", worin er die Geschichte einer 15-jährigen geflüchteten Somalierin erzählt.

Im Pullacher Bürgerhaus sollen auch zwei Flüchtlinge von ihren Erlebnissen berichten. Schley erhofft sich ein offenes Gespräch zwischen ihnen und dem Publikum. Das sei "viel überzeugender" als eine reine Lesung. Schley denkt nicht, dass sie jemandes Haltung umkehren können, mit dem was sie tun. "Ein Buch ist keine schlagkräftige Waffe. Es wirkt langsam." Dafür aber nachhaltig.

Gelesen und diskutiert wird am Mittwoch, 24. Februar, von 19.30 Uhr an in der Bücherei im Pullacher Bürgerhaus, Heilmannstraße 2. Eintritt: acht Euro. Der Erlös geht an den Asylhelferkreis.

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