Meine Woche:Derblecken auf vier Rädern

Lesezeit: 2 min

Auch im vergangenen Jahr war beim Umzug der Burschen einiges geboten - die Vorbereitungen für die 90. Auflage des Faschingstreibens laufen bereits auf Hochtouren. (Foto: Claus Schunk)

Die Ismaninger Burschen starten ihren Faschingszug im 90. Jahr

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Josef Steinkohl und seine Kollegen stehen schon in den Startlöchern. Wenn die Faschingstage nahen, haben die Mitglieder des Ismaninger Burschenvereins und ihr Vorsitzender, der Steinkohl seit Januar 2017 ist, traditionell alle Hände voll zu tun. Kostüme müssen besorgt, Perücken gefärbt und Wagen geschmückt werden, außerdem natürlich - das ist das Wichtigste: gute Texte gefunden werden.

Die dürfen ruhig ein bisserl sticheln, schließlich haben die Burschen einen Ruf zu verteidigen. Seit Jahren gestaltet der Verein am Faschingssonntag den Umzug in Ismaning und derbleckt die örtliche Prominenz. Zwei Wagen, jeder in einem anderen Thema geschmückt, werden sich heuer um 12 Uhr am Kirchplatz in Bewegung setzen, um über drei Stationen durch den halben Ort zu rollen und ihre Einakter zu präsentieren.

Josef Steinkohl ist Vorsitzender des Burschenvereins Ismaning und packt mit 30 bis 40 Kollegen vor dem Umzug an. (Foto: oh)

Inspiration dafür sammeln die Burschen schon das ganze Jahr über. "Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, Themen zu finden, weil die Leute immer weniger anstellen", sagt Steinkohl und schmunzelt. "Aber am Ende findet sich doch immer wieder was."Schließlich zählt der Verein auch stolze 120 Mitglieder, die ihre Ohren und Augen in der Gemeinde offenhalten.

Trump war auch schon mit dabei

Besonders unter Beobachtung stehen naturgemäß die Lokalpolitiker und das Rathaus, aber auch andere Ismaninger Persönlichkeiten können sich rasch einmal als Spiegelbild auf dem Wagen wiederfinden. Sogar Donald Trump hat es schon auf den Ismaninger Umzug geschafft: Im vergangenen Jahr stattete der ungeliebte US-Präsident der Gemeinde einen Besuch ab und regte beim Bürgermeister ein neues Bauprojekt an - eine Mauer hin zu Unterföhring. Bezahlt hätte diese natürlich die Nachbargemeinde.

Wer diesmal, im 90. Jahr des Faschingsumzugs, auf der Bühne karikiert werden wird, mag Steinkohl noch nicht verraten. Die Szenen stehen schon zum größten Teil, wenn es in der Welt- oder der Lokalpolitik aber noch so richtig rund geht, könne noch einiges umgeworfen werden, meint Steinkohl. So dürfen also noch einige Ismaninger zittern, ob es sie heuer trifft. Wobei die Grenze zwischen Furcht und Stolz sehr schmal ist, schließlich ist eine Erwähnung gewissermaßen auch ein Ritterschlag, die Aufnahme in den Kreis der örtlichen Prominenz.

Damit das Spektakel für die Zuschauer gelingt, packen einige mit an. 30 bis 40 Burschen sind in Einsatz, schätzt Steinkohl, als Spieler, Kasperl, Bulldogfahrer, an der Bar oder als Ordner, die den Zug begleiten. Für ihn selbst ist der schönste Moment jener, wenn der Zug gut an der letzten Station ankommt, sagt er, und "wenn's den Leuten gefallen hat".

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: