Abitur in Oberhaching:Der Wecker schrillt um 3.30 Uhr

Abitur in Oberhaching: Mathias Müller, der Direktor des Gymnasiums Oberhaching,fühlt sich derzeit wie ein "Event-Manager".

Mathias Müller, der Direktor des Gymnasiums Oberhaching,fühlt sich derzeit wie ein "Event-Manager".

(Foto: Claus Schunk)

Direktor Mathias Müller hat diese Woche viel zu tun.

Von Bernhard Lohr, Oberhaching

Die Szene würde in einen Krimi passen. Ein Mann steht im Morgengrauen an einem Tresor und gibt unter neugierigen Blicken den Code ein. Dann holt Mathias Müller, 61, die Wertpapiere aus sicherer Verwahrung, für die mancher zur rechten Zeit hohe Summen bezahlen würde. Es handelt sich nicht um Geld, nicht um Aktien oder sonstige Zertifikate. Nein. Müller überreicht zur frühen Stunde seinen Lehrern die Prüfungsaufgaben fürs Abitur. Der Direktor des Gymnasiums Oberhaching fiebert diese Woche mit den Prüflingen mit und muss an manchen Tagen zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett, damit alles reibungslos abläuft.

Gerade geht das Abitur in die heiße Phase. Nach dem Auftakt mit Mathematik steht nun am Dienstag Deutsch an und am Freitag die Prüfung im dritten Abiturfach. Für Deutsch reicht es, wenn der Direktor rechtzeitig in der Schule ist, damit die 139 Schüler in Oberhaching unter Aufsicht der Schulleitung ihre Prüfung schreiben. Am Freitag aber klingelt bei Müller schon um 3.30 Uhr der Wecker. Er ist dann um 5 Uhr mit den Fachlehrern aus den naturwissenschaftlichen Fächern in der Schule verabredet, damit diese früh die Abituraufgaben in die Hände bekommen. Die Lehrer rechnen die Prüfungsaufgaben anschließend durch und wählen frühmorgens gegebenenfalls aus mehreren die passende aus, bevor sie sie den Schülern vorlegen.

Eine kleine Ansprache muss sein

Direktor Mathias Müller hat 35 Jahre als Lehrer gearbeitet und seit 2012 ist er Direktor. Die Wochen der Abiturprüfungen sind für ihn eine außergewöhnliche und aus vielen Gründen auch "sehr emotionale" Zeit. Es lässt ihn an seine Jugend zurückdenken. Als Müller letztens vor dem Mathe-Abi einen Schüler traf, der vor dem Prüfungsraum saß und sehr nervös wirkte, sprach er ihm Mut zu - so wie es 1975 ein Lehrer am Theresien-Gymnasium in München bei ihm selbst gemacht hatte. "Man wächst mit den Schülern zusammen", sagt der Direktor. Man fühle sich ihnen in dieser Zeit, in der es an den Abschied geht, besonders nahe. Müller hat es sich zur Gewohnheit gemacht, vor Beginn der Prüfung eine kleine Ansprache an alle zu richten. Nur zwei Minuten - aber die müssten sein.

In erster Linie muss er sich aber um einen geordneten Ablauf kümmern. Ein gesamter Schultrakt ist gesperrt, damit dort alle in Ruhe über ihren Aufgaben brüten können. Selbst die Sportanlagen bleiben aus Rücksicht verwaist. Aufsichtspersonal ist zu organisieren, Dienstpläne sind anzufertigen. Der Schulbetrieb muss ja weiterlaufen. Nach den schriftliche Prüfungen in dieser Woche folgt vom 22. Mai an das Kolloquium, bis 23. Juni laufen mündliche Prüfungen. Am 30. Juni gibt es Zeugnisse. Es sind zwei Monate, in denen Schüler und Lehrer unter "hoher Belastung" stehen und der Direktor sich wie ein "Event-Manager" fühlt.

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