Luftüberwachung wegen Waldbrandgefahr:Das fliegende Auge der Feuerwehr

Luftüberwachung wegen Waldbrandgefahr: Beginnender Waldbrand oder kontrolliertes Feuer? Blick aus dem Überwachungsflieger.

Beginnender Waldbrand oder kontrolliertes Feuer? Blick aus dem Überwachungsflieger.

(Foto: privat)

Maschinen der Luftrettungsstaffel heben ab, um Waldbrände früh zu erkennen

Von Melanie Kraus, Königsdorf

Weißer Qualm steigt von einer Wiese mitten in einem Waldstück hinter Mooseurach auf. Die Robin DR 400, ein Leichtbauflugzeug der Luftrettungsstaffel, die gerade noch in ruhigem Flug ihre Erkundungsrunde begann, neigt sich tief zur Seite und hält auf die Rauchsäule zu. Ist es ein Waldbrand? Pilot Christian Herzog lenkt die Maschine in Kreisen um das Feuer, Georg Doll auf dem Nachbarsitz funkt mit der Einsatzzentrale. Der Luftbeobachter meldet die Brandstelle und klärt das weitere Vorgehen. Nach wenigen Minuten gibt er Entwarnung: Das Feuer ist angemeldet, ein beaufsichtigtes Räumfeuer. Die Propellermaschine nimmt wieder Kurs auf die vorgesehene Route.

Die Waldbrandgefahr ist hoch derzeit, die Hitze hat die Böden ausgetrocknet. Darum schickt die Regierung von Oberbayern Beobachter in die Luft, die Feuer möglichst früh erkennen sollen. Herzog startet von Königsdorf im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen aus. Gegen 15 Uhr geht die Erkundungstour los. Die "Route D" führt in Schleifen an den Osterseen südlich des Starnberger Sees vorbei, westlich des Ammersees entlang Richtung Gauting, über den südlichen Landkreis München, zum Ebersberger Forst, an den Schliersee, über das Tegernseer Tal, weiter an der Isar und über Bad Tölz wieder zurück nach Königsdorf.

Pilot Christian Herzog überprüft von Zeit zu Zeit mit einem Blick auf sein Tablet den aktuellen Standort und die Flugrichtung. Neben ihm gibt es noch neun weitere Piloten, die ihre Dienste bei der Luftrettungsstaffel ehrenamtlich leisten. Wenn sie zu Erkundungsflügen aufbrechen, sind sie stets in Begleitung von mindestens einem amtlichen Luftbeobachter.

Der Motor der 180 PS starken Maschine wummert monoton, außerhalb der Kunststoffhaube türmen sich tief hängende Gewitterwolken zu bizarren Gebilden. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern zieht die Robin in 600 Metern Höhe am Starnberger See vorbei. Herzog hält sie trotz eines kurzen Schauers stabil auf Kurs. Augen für das Alpenpanorama, das sich trotz des diesigen Wetters plastisch hervorhebt, haben die beiden Männer nicht. Sie blicken aufmerksam mal links, mal rechts aus dem Cockpit und prüfen die umliegenden Wälder. Sie achten auf Rauchentwicklungen, die einen entstehenden Brand ankündigen. Handelt es sich bei den gesichteten Feuern nicht, wie zu Beginn des Fluges, um kontrollierte oder angemeldete Brände, melden Doll und Herzog den Standort und helfen den anrückenden Feuerwehren aus der Luft, indem sie einen Überblick über die Situation geben.

Die Regierung von Oberbayern hat am Freitag wegen der anhaltend erhöhten Waldbrandgefahr entschieden, dass die erstmals am Dienstag angeordnete Luftbeobachtung am Wochenende fortgesetzt wird. Der Deutsche Wetterdienst ordnet die Waldbrandgefahr auf Stufe vier und fünf von fünf ein. Die Gefahr entsteht durch die anhaltende Hitze. Je nach Wetterlage wird entschieden, ob und wie lange die Beobachtungsflüge fortgesetzt werden, sagt Thomas Pohn, Stützpunktleiter in Königsdorf. Er sieht die Einsätze der Flieger als "super Möglichkeit, mit einfachen, kostengünstigen Mitteln das gesamte Gebiet zu überwachen". Denn wenn die viersitzige Maschine abhebt, betragen die Gesamtkosten 180 Euro in der Stunde. Bei einem Segelflieger sind es sogar nur 90 Euro. Würden die von den Flugklubs privat organisierten Luftrettungsstaffeln die Piloten und Maschinen nicht zu diesen Preisen stellen und müsste ein Polizeihubschrauber abheben, würde das die Kosten der Regierung mehr als verzehnfachen, wie Alexander Bauer erklärt. Er ist im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen für Brand- und Katastrophenschutz zuständig. Die Mitglieder der Luftrettungsstaffeln helfen nach Stürmen oder bei Hochwasser mit Aufklärungsflügen, um Schäden dokumentieren zu können.

Das übernehmen die Luftbeobachter wie Georg Doll, der Feuerwehrmann in Bichl ist und einen einwöchigen Lehrgang an der Feuerwehrschule in Würzburg absolviert hat. Aktuell gibt es am Stützpunkt in Königsdorf fünf Luftbeobachter, weitere vier befinden sich in Ausbildung. "Es ist gar nicht so einfach, jemanden zu finden", sagt Alexander Bauer.

Nach eineinhalb Stunden setzt Christian Herzog zur Landung an. Er und Luftbeobachter Doll haben auf den keine weiteren Brände entdeckt. Der Pilot verdient sein Geld als Immobilienmakler und fliegt, "weil es Spaß macht" und sein Hobby durch so "auch noch einen Sinn erhält". Die Männer in Königsdorf hätten bisher "keinen richtig großen Waldbrand entdeckt", sagt Alexander Bauer, "aber das ist nun wirklich nichts Negatives." In Oberbayern starten Beobachtungsflieger auch von Eichstätt, Pfaffenhofen an der Ilm, Oberpfaffenhofen, Erding, Mühldorf und Ohlstadt aus.

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