Liste des Innenministeriums:Marode Brücken werden peu à peu saniert

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(Foto: N/A)

Im Landkreis München sind 17 Überführungen an Autobahnen und Bundesstraßen in einem bedenklichen Zustand. Sie sollen in den nächsten Jahren zum Teil mit großem Aufwand wiederhergestellt werden.

Von Iris Hilberth, Landkreis

Insgesamt 17 Brücken an Autobahnen und Bundesstraßen im Landkreis München gelten als marode und müssen dringend saniert oder erneuert werden. Das bestätigte der bayerische Innenstaatssekretär Gerhard Eck dem SPD-Landtagsabgeordneten Peter Paul Gantzer auf dessen Anfrage. Besonders bedenklich sind aufgrund der Bewertung ihres Zustands Brücken in Ismaning, Aschheim und Grasbrunn. Mit den Sanierungsarbeiten ist bereits begonnen worden, sie werden sich aber noch einige Jahre hinziehen.

Kürzlich hatte die Bundesregierung auf Anfrage der Bundestagsfraktion der Grünen eine Zustandsliste aller Brücken in Deutschland veröffentlicht, die in ihren Zuständigkeitsbereich fallen. Fraktionsvorsitzender Anton Hofreiter und seine Kollegen hatten darauf aufmerksam gemacht, dass ein Großteil der Brücken in Bayern über 40 Jahre alt sei und aufgrund der Altersstruktur der Bedarf an Erhalt und Modernisierung stetig steige. "Der Gesamtzustand der Brücken ist bedenklich", so die Grünen in ihrer Anfrage, der Bestand an Brücken in sehr gutem oder zumindest gutem Zustand habe abgenommen, während Brücken in gerade noch ausreichendem Zustand sich fast verdoppelt hätten.

Die Bundesregierung legte daraufhin allein für Bayern einen mehr als 600 Seiten starken Katalog von bewerteten Brücken vor und gab an, dass von 10 914 Teilbauwerken an Bundesfernstraßen 489 die Zustandsnoten 3,0 bis 3,4 erhielten, was einen "nicht ausreichenden Zustand" attestiert.

13 dieser Bauwerke befinden sich im Landkreis München. Bayernweit 43 Brücken bekamen gar die schlechteste Note 3,5 bis 4,0, darunter zwei in Aschheim, wo die Autobahn 99 den Abfanggraben quert und eine in Grasbrunn, ebenfalls an der A 99. Auch die Brücke an der B 471 über die Isar bei Ismaning hat mit 3,4 eine der schlechtesten Bewertungen bekommen.

Die älteste Brücke stammt von 1934

Tatsächlich sind viele Brücken im Landkreis München inzwischen in die Jahre gekommen. Auf der Liste der maroden Bauwerke, deren Instandsetzung oder gar Erneuerung in den kommenden sechs Jahren anstehen, stammen viele aus den Siebzigerjahren, die Brücke der A 8 über den Ziegelweg bei Ottobrunn wurde sogar bereits 1934 errichtet. Auch die Isarbrücke der A 99 bei Ismaning (1959) und die Überquerung des Hachinger Bachs der A 8 bei Unterhaching (1960) sind nicht mehr die Jüngsten.

Begonnen wurde mit den Sanierungsarbeiten nun in Aschheim. "Eine kleine Sache", wie der Sprecher der Autobahndirektion Südbayern, Josef Seebacher, betont. Hier gehe es nicht um die marode Substanz einer Brücke sondern lediglich den Austausch eines rostigen und zu niedrigen Geländers. "Einzelne gravierende Schäden im Bereich der Geländer und Schutzeinrichtungen führen immer wieder zu sehr schlechten Gesamtzustandsnoten", betont das Innenministerium, nicht jede miese Bewertung bedeute also automatisch, dass das gesamte Bauwerk in einem schlechten baulichen Zustand sei. "Die Standsicherheit bei der Aschheimer Brücke liegt bei 1,0", betont Seebacher.

Wesentlich umfangreicher werden die für 2016 geplanten Arbeiten an der Brücke in Grasbrunn. Hier handelt es sich um ein Bauwerk aus dem Jahr 1974, das damals als Kreuzung für eine Autobahn nach Rosenheim gedacht war, die aber nie gebaut wurde. Einfach abreißen kann die Autobahndirektion die Brücke aber nicht, da Wildtiere den Graben unter der Brücke als Querung nutzen und Fledermäuse hier hausen. Jetzt muss sie für sechs Millionen Euro saniert werden.

Bei Unterhaching wird es kompliziert

Der Verkehr auf der Autobahn muss während der Bauarbeiten über Ersatzstreifen geleitet werden. Kompliziert werden laut Autobahndirektion auch die 2018 und 2019 anstehenden Bauarbeiten an der östlichen A 8 bei Unterhaching und direkt am Autobahnkreuz München-Süd. Hier müssen die Brücken zum Teil komplett ersetzt werden. In der Regel halte ein Brückenbauwerk bis zu 70 Jahre, sagt Seebacher. Aber auch nach 30 oder 40 Jahren empfehle sich oftmals eher eine Neuerrichtung denn eine Sanierung. "Da lohnen sich die Reparaturen der Verschleißteile nicht mehr, zumal heutzutage viel mehr Lastwagen die Brücke nutzen, die zudem auch schwerer sind."

Bedenken um die Sicherheit muss sich trotz der 17 schlecht bewerteten Brücken laut Innenstaatssekretär Eck und Autobahndirektion Süd keiner machen. "Es werden keine Abstriche am notwendigen Sicherheitsniveau für die Nutzung des Bauwerks toleriert", verspricht Eck. Die Streckenwarte der Straßenbauverwaltung überprüften regelmäßig die Brücken. Wie Seebacher bestätigt, gibt es einmal im Jahr eine Sichtkontrolle, alle drei Jahre eine Neben- und alle sechs Jahre eine Hauptprüfung. Wenn größere Mängel entdeckt werden, kommt es auch vor, dass jeden Monat kontrolliert wird", sagt er. "Sobald Defizite festgestellt werden, folgen unverzüglich notwendige Abhilfemaßnahmen", betont auch der Staatssekretär. Landtagsabgeordneter Gantzer will an dem Thema dranbleiben und kündigt an: "Wir werden den Staatssekretär daran erinnern."

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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