LiebesBayern im Fraunhofertheater:Hirn aus, Herz an

Ein bayerischer Abend rund um die Liebe - mit Schenkelklopfern und spitzen Pointen, flachen Witzen und emotionalem Tiefgang. "LiebesBayern", eine szenische Lesung des Duos Isabell Stern und Leo Reisinger im Fraunhofertheater.

Ingrid Fuchs

Barfuß und in bayerischer Tracht stehen sie da, der Leo und die Isabell. In einer Hand den Steinkrug, in der anderen die Blockflöte, beziehungsweise die Gitarre. "Sind die echt so bayerisch?", fragt man sich, als die beiden in schönstem Dialekt mit ihrem Programm loslegen, "oder ist das nur eine Rolle, in die sie für den Abend schlüpfen?" Schon nach kurzer Zeit steht fest: Die sind so.

LiebesBayern im Fraunhofertheater: Das Schauspieler-Duo Isabell Stern und Leo Reisinger präsentierte einen wilden Mix aus Kabarett, Theater, Konzert und Lesung und zelebrierte dabei die liebe Heimat.

Das Schauspieler-Duo Isabell Stern und Leo Reisinger präsentierte einen wilden Mix aus Kabarett, Theater, Konzert und Lesung und zelebrierte dabei die liebe Heimat.

In ihrer szenischen Lesung "LiebesBayern" plädieren die Schauspieler Isabell Stern und Leo Reisinger "für mehra Gfui im Leben" und jagen das Publikum von einem Lacher zum nächsten, jedoch nicht, ohne dazwischen ein paar nachdenklich stimmende Momente einzuschieben. In einem wilden Mix aus Lesung, Schauspiel, Konzert und Kabarett wird das Thema Liebe in sämtlichen Facetten beleuchtet. Dabei bedient sich das Duo ausgewählter Texte bayerischer Autoren, allen voran Franz Xaver Kroetz, aber auch Ludwig Thoma, Toni Lauerer oder der Kraudn Sepp geistern durch das ausverkaufte Fraunhofertheater.

Um die seltsame Hass-Liebe zwischen Bayern und "de Preißn" geht es in den Lausbuben Geschichten. Angeblich gibt es nur nur zwei Dinge, die der Bayer nicht mag, nämlich Fremdenfeindlichkeit und Preußen. Zugegeben, das gestehen auch Reisinger und Stern ein, ganz so schlimm ist es um das Verhältnis der beiden Volksgruppen nicht mehr bestellt, inzwischen achtet man sich teilweise sogar. Doch worüber sich lustig machen, gäbe es die "Saupreißn" nicht?

Eine Portion Ironie ist aber durchaus mit dabei, wenn es um das eigentümliche Verhalten, eingefleischter Bayern gegenüber diesen "Ausländern" geht. Wobei Reisinger nach der Aufführung eingesteht: "Ich war mal für einige Zeit im Ausland, seit ich wieder zurück bin, kommt mir hier alles noch besser vor." Auch Stern weiß die Heimat zu schätzen, die Menschen, die Natur und auch die Umstände: "Wir mögen Bayern eben richtig gern."

Politisch verurteilen wollen die beiden das geliebte Bayernland nicht. Gefrozelt wird aber in alle Richtungen, auch was die Besonderheiten zwischenmenschlicher Beziehungen angeht. Moderne Lebenseinstellung scheitert da manchmal an konservativen Strukturen. Es haut nicht immer so hin, wie man sich das wünscht und bringt zusätzliche Probleme mit sich. Dabei müssen die Schwierigkeiten nicht unbedingt spezifisch bayerische sein.

Zwischen Fußball und Familie

Da geht es um eine junge Ehefrau, sie ist zum dritten Mal schwanger und fühlt sich vom Ehemann vernachlässigt. Er will nicht ausschließlich für die Arbeit leben und hat eigentlich sowieso viel mehr den Drang, sich politisch für die Menschen zu engagieren - allerdings im großen, nicht etwa im familiären Rahmen. Als bayerische Faktoren spielen im Beziehungszwist Fußballclub und CSU, das traditionelle Rollenverständnis und skurrile Bräuche eine Rolle.

Das Bayerische steht für Stern und Reisinger nicht nur für die Liebe zur Heimat, sondern auch für die Bodenständigkeit in ihrem Beruf. "Wir wollen keine Kunst, die man nicht versteht", sagt Reisinger. "In München ist es häufig so, dass man aus dem Theater kommt und nicht sagen kann, worum es überhaupt ging." Das ist dem gelernten Schreiner und ausgebildeten Schauspieler ein Dorn im Auge. Sie wollen ihr Publikum nicht verstören oder belehren, sondern unterhalten. "Unser Motto ist deshalb: Hirn aus, Herz an", ergänzt Stern. Gemessen an den zufriedenen Gesichtern und dem satten Applaus des Publikums kam die Botschaft an.

Die Zusammenarbeit will das Duo auch in der Zukunft fortsetzen, die beiden kennen sich schon von der Münchner Schauspielschule Ali Wunsch-König. Die szenische Lesung "LiebesBayern" haben sie schon im vergangenen Jahr entwickelt und werden damit nochmal am 10. Juni beim Stadtteilfest in Berg am Laim auftreten. Weitere Aufführungstermine im Münchner Umland stehen noch nicht fest, sind aber in Planung. Gleichzeitig wird derzeit auch an anderen Projekten gefeilt, etwa für das erste "Bayerische Ratpack", das bis zum Herbst ausgereift sein soll. Informationen zu Isabell Stern und Leo Reisinger gibt es unter http://www.besetzungskautsch.com. Näheres zum Fraunhofertheater unter http://www.fraunhofertheater.de

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