Leiberheim:Geharnischte Schnitzel

Leiberheim: Der Biergarten Leiberheim: Ideal für Familien und Fußballfans.

Der Biergarten Leiberheim: Ideal für Familien und Fußballfans.

(Foto: Claus Schunk +49 1716039668)

Das Leiberheim sieht aus, wie ein Münchner Biergarten auszusehen hat. Schade nur, dass die Qualität der Speisen nicht immer mit dem Ambiente mithalten kann.

Alois Gudmund

Natürlich ist ein Biergarten immer ein Ort der Einkehr, aber kaum der stillen. Und doch mahnt da dieser Gedenkstein, gleich am Eingang neben dem Maibaum, "zur Ehr und Erinnerung" an das Königlich-Bayerische Infanterie-Leib-Regiment. Thomas Mann hat einst, sehr kurz, in dieser Gardetruppe gedient.

Aber auch einige schattigere Gestalten der Geschichte waren bei den "Leibern", wie der Volksmund die Gardisten nannte. Hinten, an der Geschirrrückgabe, erinnert eine kleine Tafel etwa an Kurt Eisner, den ersten Ministerpräsidenten des Freistaats - ermordet von dem Rechtsextremisten Anton Graf von Arco, Leutnant des Leibregiments.

Das Leiberheim, vor gut hundert Jahren von der Vereinigung der ehemaligen Regimentsangehörigen als Erholungsheim in den Perlacher Wald gesetzt, ist bis heute das Zentrum der Kolonie Waldperlach geblieben, die um dieses Waldheim herum entstand. Das verdankt die Traditionsgaststätte vor allem ihrem großen, gepflegten Biergarten, der genau so aussieht, wie ein Münchner Biergarten auszusehen hat.

Auf sauber gerechten Kieseln stehen schöne Kastanien stramm und reihen sich Bänke für 2500 Gäste, akkurat ausgerichtet wie die Garde auf dem Exerzierfeld. Da gibt es genug Platz, vorne auf der Leinwand zu sehen, was die Fußballer in Südafrika zusammenkicken - oder eben auch hinten neben dem großzügigen Abenteuerspielplatz, nicht allzu sehr gestört vom WM-Trubel, einer feinen Maß aus der kleinen Landbrauerei Erharting (6,70 Euro) zuzusprechen.

Dieser Biergarten (dessen Wirtsleute auch den Aumeister im Englischen Garten bewirtschaften) ist also sichtbar für Familien, Fußballfans und alle aus der Nachbarschaft da. Auch die Speisenstände bieten ein weites Angebot, natürlich Hendl, Haxn, Obatzden, aber auch Salate - eigentlich. Als Gudmund an einem warmen Wochenendtag kurz nach Öffnung Hunger verspürte, drehten sich die Hendl zwar am Spieß, waren aber noch lange nicht braun und das warme Büffet war blitzeblank leer.

"Schnitzel!", knurrte der Mann hinter dem Tresen auf die Frage, was es denn gebe. Dann ließ er ein paniertes Teil in die Fritteuse gleiten (6 Euro). Nach dieser Behandlung hatte die Panade nahezu den Härtegrad der Brustpanzers erreicht, die königlich-bayerische Kürassiere einst vor den Kugeln des Feindes schützten.

Überhaupt gehört nicht alles, was aus der Küche kommt, zu den Stärken des Hauses. Von kaltem Juni-Regen in die Wirtsstube getrieben, erlebten wir auch dort ein paar Enttäuschungen. Die Stube selber hat zwar ihren eigenen, etwas aus der Zeit gefallenen Charme, und charmant, wenn auch nicht unbedingt fix, waren auch die Bedienungen, Männlein wie Weiblein in kurzen Lederhosen. Die Vorspeisen ließen noch solide und unprätentiöse Küche erwarten: Die festen Grießnockerln schwammen zusammen mit knackigem Gemüse in einer kräftigen Rinderbrühe, auch an der Spargelcremesuppe war nichts auszusetzen (Suppen 3,20).

Zart, abgesehen von der ordentlich krachenden Kruste, war dann auch der Spanferkelbraten (13,80), er badete jedoch, wie der ansonsten fade Kartoffelsalat, in einer deutlich zu salzigen Soße. Arg am Salz vergriffen hatte sich der Koch auch beim Gröstl aus Huhn- und Ententeilen (10,80). Der "Leiber-Teller" schließlich erinnerte an jene kulinarisch eher unrühmlichen Zeiten, als der Ratsherrentopf der Stolz jedes Ratskellers war: Da lagen je eine gebratene Scheibe Rind, Schwein und Pute unter Pilzen. Speck und kalten Röstzwiebelringen in einer nicht näher zu definierenden Soße, daneben häufte sich ein Hollandaise-gedeckter Gemüseberg, stellenweise heiß, anderorts erkaltet, und die Spätzle dazu waren ein bisschen schlapp.

Mächtig waren die Portionen, so dass es eine gute Idee ist, Nachtisch auch in Miniportionen (2,80) anzubieten. Weniger gut war die Idee, Erdbeeren in nahezu halbzentimeterdicken Teig mit hohem Zuckeranteil zu hüllen. Heraus kamen übersüße Matschbällchen. Zum königlich-bayerischen Leib- und Magen-Wirtshaus muss sich das Leiberheim erst noch steigern.

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