Lehrermangel:Die nächste Lücke ist abzusehen

Ferienbeginn in Bayern

Der Lehrermangel ist derzeit an vielen Grundschulen ein Problem. In Pullach hat sich die Situation in jüngster Zeit zugespitzt.

(Foto: Stephan Jansen/dpa)

An der Pullacher Grundschule fehlen zwei Lehrerinnen. Eine Vertretung wurde vom Schulamt kurzfristig wieder abgezogen. Eine Rückkehrerin lindert den Mangel, aber bald geht die nächste Kollegin in den Mutterschutz

Von Michael Morosow, Pullach

Ein Loch aufreißen, um ein anderes zu stopfen - es ist eine fast tägliche Übung, zu der die Rektorinnen und Rektoren von Grundschulen gezwungen sind. Die Prognose der Bertelsmannstiftung, wonach bald 35 000 Lehrkräfte an deutschen Grundschulen fehlen werden, verheißt kein schnelles Ende der bedrängten Personalsituation. Wie sehr der akute Lehrermangel negativen Einfluss auf den Schulalltag nehmen kann, zeigt sich derzeit an der Grundschule Pullach. Rektorin Edeltraud Ullrich musste zuletzt sogar eine Klasse aufteilen, weil sie den Ausfall von zwei Lehrerinnen auf die Schnelle nicht kompensieren konnte. Inzwischen hat sich die Lage ein wenig entspannt, allerdings nur, weil eine Lehrerin bereit war, nach der Babypause vorzeitig zurückzukehren. Der nächste Engpass ist freilich bereits programmiert: Im Sommer geht eine weitere Lehrerin in den Mutterschutz.

Den Lehrermangel an der Pullacher Grundschule hat Rathauschefin Susanna Tausendfreund (Grüne) jetzt auch im Amtsblatt der Gemeinde thematisiert. Unter der Überschrift "In ständiger Vertretung" erklärt sie die Hintergründe der Problematik, macht aber wenig Hoffnung auf eine baldige Lösung. Im Gegenteil: Im Schulamt gehe man davon aus, dass erst in drei bis vier Jahren genug Grundschulpädagogen ihre Ausbildung abgeschlossen haben werden, um die Lücken zu schließen, schreibt Tausendfreund. Bis dahin müsse die Gemeinde bezahlbaren Wohnraum schaffen für die Lehrkräfte, denn laut Schulamt seien München und der Landkreis in besonderem Maße vom Lehrermangel betroffen.

Aus diesem Grund sei sie über den Ausgang der Bürgerentscheide im Februar froh, nach dem die Gemeinde bezahlbaren Wohnraum an der Heilmannstraße schaffen kann. In diesem Zusammenhang seien Überlegungen im Gange, die allgemeinen Vergaberichtlinien dementsprechend anzupassen und die von den Bewerbern vorausgesetzte Arbeitszeit in Pullach von bisher acht auf zwei Jahre zu senken. Der Landkreis sei zwar sehr attraktiv, aber die Mieten seien mit einem Grundschullehrer-Gehalt kaum zu stemmen, heißt es im Bürgermeisterbrief.

Zwar habe das bayerische Kultusministerium die Mobilen Reserven zu Schuljahresbeginn um 20 auf 2400 Vollzeitstellen aufgestockt, dennoch komme es im gesamten Landkreis an Grundschule immer wieder zu Engpässen. Das liegt nach Ansicht von Rektorin Edeltraud Ullrich in erster Linie daran, dass viele Lehrkräfte erst gar nicht für den mobilen Einsatz zur Verfügung stehen, sondern "gleich fix verplant" werden.

An ihrer Schule, in der aktuell 25 Lehrkräfte 307 Schülerinnen und Schüler in 15 Klassen unterrichten, sei ein personeller Engpass dadurch entstanden, dass sich eine Lehrerin in Mutterschutz befinde und eine andere nach einem Unfall für längere Zeit krankgeschrieben worden sei. Zwar habe das Schulamt eine Vertretungslehrerin nach Pullach beordert, aber dann gleich wieder abgezogen und in die Grundschule Grünwald geschickt, weil dort die Lehrkraft einer ersten Klasse ausgefallen war und die ersten und vierten Grundschulklassen bei der Besetzung von Lehrerstellen Vorrang hätten. "Am Freitag habe ich in einem Vorgespräch dem Elternbeirat mitgeteilt: ,Super, wir haben jemand', am Montag musste ich korrigieren: ,Nein, haben doch keinen'." Ein paar Tage könne man überbrücken, aber nicht mehrere Wochen, sagt die Pullacher Grundschulrektorin.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: