Laubholzbockkäfer:Die Hecke ist weg

Laubholzbockkäfer: Fällen oder nicht? Für den Schutz von Bäumen bleibt das Planungsreferat verantwortlich.

Fällen oder nicht? Für den Schutz von Bäumen bleibt das Planungsreferat verantwortlich.

(Foto: Haas)

Waldperlacher Gärten werden wegen des Schädlings gerodet

Montagfrüh um kurz vor acht sind die Arbeiter mit ihren Motorsägen angerückt im Garten von Klaus Springer an der Waldperlacher Straße in München. Eineinhalb Stunden später waren seine Kastanie, der Schlitzahorn und die Zierhaselnuss Geschichte - gefällt, zerkleinert, von Hunden auf verräterische Geruchsspuren kontrolliert und dann abtransportiert, damit der Asiatische Laubholzbockkäfer sich nicht weiter ausbreiten kann im Osten der Stadt. "Am meisten weh getan hat mir, dass auch die Buchenhecke weg ist", erzählt Springer. Fünf, sechs Bäume seien das gewesen, mindestens zwei Meter hoch. "Zum Nachbarn ist jetzt alles offen."

Vor etwa einem Monat hatte Klaus Springer Besuch von einem Mitarbeiter der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft bekommen, der den Baumbestand in seinem Garten aufnahm. Zwei Wochen später flatterte der amtliche Fällungsbescheid ins Haus. Darin war zunächst aber nur die Zierhaselnuss aufgeführt. Doch dann fand sich am Rande des Putzbrunner Wäldchens "Große Wiese" eine lebende Käferlarve. Und nach den Vorgaben der EU und des Bundes muss um einen Fundort im Radius von 100 Metern jeder mögliche Wirtsbaum umgesägt werden. Also bekam Klaus Springer einen Zusatzbescheid und musste sich auch von der Kastanie, dem Ahorn und den Buchen verabschieden. Wie es jetzt mit seinem Garten weitergeht, kann der 75-Jährige noch nicht sagen. Seine Bäume sind zwar weg, ihr Wurzelwerk durchzieht aber den Boden. Ehe er neue Bäume setzt, müsste er die Wurzeln entfernen lassen - auf eigene Kosten. "Im Moment mach ich mal nix", sagt er.

Allerdings ist noch nicht entschieden, ob Klaus Springer am Ende tatsächlich auf den Kosten sitzen bleibt: Bei einer Informationsveranstaltung am 8. August für die insgesamt 32 in Waldperlach betroffenen Grundstückseigentümer kam das Problem bereits zur Sprache. Daraufhin haben Bezirksausschuss-Vorsitzender Thomas Kauer (CSU) und die Baumschutzbeauftragte Andrea del Bondio (SPD) gemeinsam einen Dringlichkeitsantrag formuliert. Darin bittet nun der Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach den Stadtrat, schnellstmöglich eine Härtefallregelung zur Kostenübernahme für das Entfernen von Wurzelstöcken zu treffen. Denn das kann schnell ins Geld gehen. So sei dafür pro Wurzelstock mit 150 Euro zuzüglich Transport und Steuern zu rechnen, "sodass rasch Belastungen im mittleren vierstelligen Bereich entstehen", heißt es zur Begründung der Initiative.

Mit einem zweiten Dringlichkeitsantrag reagiert der Bezirksausschuss schließlich auf einen groben Schnitzer, der offenbar im Eifer des Gefechts begangen wurde. Jedenfalls fordern die Lokalpolitiker die Untere Naturschutzbehörde auf, umgehend die Vorgaben für Ersatzpflanzungen innerhalb der Quarantänezone zu ändern. Denn laut Bezirksausschuss schlägt die Behörde allen Ernstes bei Ersatzpflanzungen standortgerechte Laubbäume wie zum Beispiel Eberesche, Mehlbeere oder Feldahorn vor. Also genau die Art von Bäumen, die innerhalb der 100-Meter-Zone gefällt werden müssten. Die 100-Meter-Zone wird eingerichtet, sobald der Käfer oder dessen Larven auftreten, wie eben zuletzt am Rand des Putzbrunner Wäldchens "Große Wiese". Zuvor wurde im Umkreis von 1000 Metern um den Fundort Neubiberg eine Quarantänezone errichtet.

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