Wer sehen will, wie ein wunderschöner Museumsbau verhunzt wird, muss noch einmal das denkmalgeschützte Lenbach-Haus in der Luisenstraße besichtigen - oder besser die Baustelle dazu. Hier tobt ein Stararchitekt, legt gewaltsam eine mächtige Betonspange über einen der italienischen Renaissance nachempfundenen Altbau. Was haben sich die rot-grünen Betoncäsaren der Stadt München (die Klenze-Post-Vernichter!) dabei gedacht, den Briten Norman Foster zu beauftragen, für 56 Millionen Euro das Museum zu erweitern?
Sie hätten sich doch nur an die eigene Vergangenheit erinnern müssen: An Hans Döllgast, der in der Alten Pinakothek und in der Residenz gezeigt hat, wie Schnittstellen von Alt- und Neubau architektonisch gestaltet werden können. Auch der Venezianer Carlo Scarpa hat im Museum Castelvecchio in Verona vorgemacht, wie man als Architekt behutsam und überlegt mit historischer Bausubstanz umgehen kann. Am Lenbachhaus aber scheint alles schief zu laufen, wird brutal saniert. Der Charme der ockergelben Villa im toskanischen Stil ist jetzt schon weg; die Pappeln sind gestutzt, die Robinien gefällt, der antiquarische Ruinencharme ist verflogen. Ein Stück Toskana, ein kleines Italien, das München am Königsplatz Leichtigkeit gegeben hat, ist untergegangen.
Stattdessen kommt ein kubusförmiger Anbau mit vertikalen, bronzefarbenen Stäbchen (wie am Brandhorstmuseum). Vielleicht werden es auch noch Stäbchen aus Messing, im Moment sieht es mehr nach Stammheim aus. Auf jeden Fall wird es eine geschmäcklerische Fassade, an der sich Passanten und Besucher so schnell satt sehen werden wie an den Hertie-Filialen in Recklinghausen und Regensburg.
Hans Werner Kilz