Landtagswahl:Freie Wähler stolpern in den Wahlkampf

Politischer Aschermittwoch - Freie Wähler

Immerhin ein Kandidat rechnet sich im Landkreis München etwas aus.

(Foto: dpa)

Ilse Ertl gelingt erst im zweiten Anlauf die Kür zur Direktkandidatin. Der Abgeordnete Nikolaus Kraus erhofft sich eine Wiederwahl.

Von Martin Mühlfenzl, Ismaning

Die erste Runde endet ergebnislos: mit einem klassischen Unentschieden. Ilse Ertl ist damit nicht gewählt.

Noch erstaunlicher als das Abstimmungsergebnis an sich, ist die Zahl der derjenigen, die sich an der Nominierung einer Direktkandidatin der Freien Wähler für den Stimmkreis München-Land Süd beteiligten: Gerade einmal vier Mitglieder hatten sich am Sonntag in einer Ismaninger Gaststätte eingefunden - zwei stimmen für Ertl, zwei gegen sie.

Dass sich die 52-jährige Kreisgeschäftsführerin der Freien Wähler nach ihrer erfolglosen Kandidatur bei der Bundestagswahl auch um die Direktkandidatur für die bayerische Landtagswahl, die voraussichtlich am 14. Oktober stattfinden wird, bewerben würde, war innerparteilich erwartet worden. Auch mangels Alternativen - kein anderer aus der Reihe potenzieller Kandidaten im Landkreis wagte sich nach vorne, die meisten wie Kreisrat Otto Bußjäger hatten frühzeitig abgewunken.

Landtagswahl: Seit 2013 sitzt der Ismaninger Nikolaus Kraus für die Freien Wähler im Maximilianeum.

Seit 2013 sitzt der Ismaninger Nikolaus Kraus für die Freien Wähler im Maximilianeum.

(Foto: Claus Schunk)

Also machten am Sonntagvormittag die allseits erwarteten Bewerber die Sache jeweils ohne Gegenkandidaten unter sich aus. Nikolaus Kraus, Kreis-Chef der Freien Wähler und Landtagsabgeordneter aus Ismaning, wurde erwartungsgemäß mit 9:1 Stimmen wieder zum Direktkandidaten für den Stimmkreis München-Land Nord gewählt und darf sich, sollte den Freien Wählern der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde gelingen, wieder berechtige Hoffnungen auf den Einzug ins Maximilianeum machen. Ilse Ertl wurde in einem zweiten Wahlgang ebenfalls noch mit 3:1 Stimmen zur Direktkandidatin bestimmt. Allerdings erst, nachdem sich Kraus und Ertl bei Landesgeschäftsführer Michael Fischl, der einem Beobachter zufolge ebenfalls in Ismaning anwesend war, rückversichert hatten, ob ein zweiter Wahlgang überhaupt möglich sei.

Umstrittenes Engagement auf Landesebene

Warum sich zwei Mitglieder gegen sie ausgesprochen hatten, darüber kann Ertl, die in der Nähe von Moosburg zuhause ist und in Mauern im Landkreis Freising als Tierärztin praktiziert, nur spekulieren. "Ich glaube, es gibt im Süden des Landkreises Kräfte, die nicht mit allem einverstanden sind, was wir machen." Mit "wir" meint sie jene Freien Wähler, die über den Tellerrand der kommunalen Ebene hinausblicken. "Manche wollen noch immer nicht, dass wir uns auf Landes- oder Bundesebene engagieren", sagt Ertl. "Die sind im Süden eher zu finden als im Norden."

Nikolaus Kraus, an dessen Nominierung sich immerhin zehn Mitgliedern beteiligt haben, gibt sich betont pragmatisch: "Natürlich ist es bescheiden, wenn so wenige an der Wahl teilnehmen. Wir haben aber frühzeitig geladen. Nur sind halt nicht mehr gekommen." Dass zwei Mitglieder aus dem Süden zunächst gegen Ertl gestimmt haben, ist für den Kreisvorsitzenden kein Problem: "Das gehört dazu, es gibt unterschiedliche Meinungen und manchmal - wo es menschelt - auch persönliche Probleme untereinander. Aber jetzt ist die Sache ja durch."

Landtagswahl: Ilse Ertl war Direktkandidatin bei der Bundestagswahl 2017 - jetzt kandidiert sie für den Landtag.

Ilse Ertl war Direktkandidatin bei der Bundestagswahl 2017 - jetzt kandidiert sie für den Landtag.

(Foto: Claus Schunk)

Er selbst will sich wieder "voller Elan" in den Wahlkampf stürzen. "Mir macht der Job einfach Spaß und ich glaube, ich habe auch etwas bewirkt", sagt Kraus. Zunächst aber wird der 52-Jährige bei der Aufstellung der oberbayerischen Bezirksliste um einen aussichtsreichen Platz kämpfen müssen. "Ich gehe schon davon aus, dass ich gute Chancen habe unter die ersten fünf zu kommen", sagt Kraus. Aus seiner Sicht müssten die "Amtierenden", also auch er selbst, der seit 2013 dem Landtag angehört, "vorne platziert werden". "Wir sollten diese Erfahrung nutzen", sagt Kraus. "Auch wenn wir natürlich Jüngere und Frauen fördern wollen."

Chancen, nach der Landtagswahl ins Maximilianeum einzuziehen, rechnet sich Ilse Ertl indes kaum aus. "Da mache ich mir nichts vor. Das wird vor allem in diesem schwierigen Stimmkreis im Süden schwer", sagt die Tierärztin. "Aber ich brenne für die Sache und glaube, dass es ganz wichtig für uns Freie Wähler ist, dass wir auch auf Landes- und Bundesebene präsent sind und Flagge für unsere Themen zeigen."

Es wird spannend zu beobachten sein, wie viel Unterstützung Ertl im Wahlkampf im Süden erhalten wird. Geht es nach der Abstimmung, hat sie zumindest zwei Wahlkampfhelfer. Vielleicht sind es am Ende sogar drei.

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