Landkreis:Wohnbau-Offensive mit Startschwierigkeiten

Ottobrunn, Putzbrunner Straße/Josef-Seliger-Straße, Begehung der Josef-Seliger-Siedlung

In der Josef-Seliger-Siedlung in Ottobrunn geht der Bau von Sozialwohnungen weiter. Die Baugesellschaft München-Land hat dafür weitere Zuschüsse zugesichert bekommen.

(Foto: Angelika Bardehle)

Mit jeweils fünf Millionen Euro will der Landkreis in den nächsten vier Jahren den Bau sozialen Wohnraums fördern. Doch für heuer sind gerade einmal 1,5 Millionen für drei Projekte aus dem Topf abgerufen.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Der Landkreis München hat 1,5 Millionen Euro für drei Projekte im sozialen Wohnungsbau in den Gemeinden Ottobrunn, Neubiberg und Gräfelfing freigegeben.

Die Freigabe der Mittel für die Wohnungsbaugesellschaft München-Land in Ottobrunn und Neubiberg, jeweils eine halbe Million Euro, sowie die Gesellschaft Gemeindebau in Gräfelfing (ebenfalls 500 000 Euro) ist Bestandteil der im September vergangenen Jahres aufgelegten Wohnungsbau-Offensive des Landkreises mit Schwerpunkt barrierefreier Ausbau. Damals hatten die Kreisräte beschlossen, für die Jahre 2016 bis 2019 jeweils fünf Millionen Euro "zur Förderung baulicher Maßnahmen zur Schaffung und Erhaltung von sozialem Wohnraum" bereitzustellen.

Das größte Projekt stellt dabei der zweite Bauabschnitt der Josef-Seliger-Siedlung in Ottobrunn dar. Seit dem Jahr 2013 wurde dort der erste Bauabschnitt realisiert. Mehrere der aus den Fünfzigerjahren stammenden Häuser wurden inzwischen abgerissen und stattdessen zeitgemäße Häuser errichtet.

51 Wohnungen sind in Ottobrunn bereits entstanden

So entstanden 51 neue Wohnungen. Seit vergangenem Jahr läuft der zweite Teilabschnitt. Im kommenden Frühjahr, sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) am Montag im Kreisausschuss, werde Phase drei der kompletten Umgestaltung des Areals angegangen.

Für sechs bis acht Wohnungen - die genaue Zahl wird noch ermittelt - hatte die Wohnungsbaugesellschaft München- Land nun 500 000 Euro Zuschuss beantragt. Diese werden komplett barrierefrei ausgebaut. Und genau für diese Vorhaben hat der Landkreis München seine eigenen Förderrichtlinien noch einmal modifiziert.

Bei der barrierefreien Ausgestaltung von sozialem Wohnraum ist der Kreis danach verpflichtet, 25 Prozent der nachweisbaren Kosten zu übernehmen. In der Richtlinie selbst heißt es dazu: wenn die Wohnungen "uneingeschränkt mit dem Rollstuhl zu nutzen" sind. An einem Beispiel machte Göbel deutlich, welche Kosten dadurch zusätzlich auf den Landkreis zukommen: Wird eine Wohnung mit einer Fläche von 50 Quadratmetern komplett barrierefrei gestaltet, entstehen dadurch Mehrkosten von etwa 4700 Euro. Davon übernimmt der Landkreis ein Viertel, also laut neu gefasster Richtlinie 23,50 Euro je Quadratmeter.

In Neubiberg unterstützt der Landkreis mit der ebenfalls neu beschlossenen Pauschale von 500 000 Euro für große Projekte ein Vorhaben der Wohnungsbaugesellschaft an der Äußeren Hauptstraße. Dort wird eine Wohnanlage mit 37 Mietwohnungen entstehen. Bis zu acht Einheiten sollen ebenfalls komplett barrierefrei ausgebaut werden. In Gräfelfing handelt es sich um ein Projekt an der Rottenbucher Straße, dort werden zwei Blöcke mit 32 Mietwohnungen gebaut.

In neue Wohnungen ziehen alte Mieter ein

Die Förderung von barrierefreiem Wohnen passt ins Konzept der beiden Wohnungsbaugesellschaften, die dafür verantwortlich zeichnen, dass auch weiterhin bezahlbarer Wohnraum im Landkreis München entsteht und Menschen auch im Alter oder bei Krankheit in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. In der Ottobrunner Josef-Seliger-Siedlung etwa gibt es trotz der Beeinträchtigungen durch Sanierung, Abriss und Neubau kaum Fluktuation.

Allen Mietern, die schon in den alten Wohnungen gewohnt haben, wurden neue Objekte angeboten. In den neuen Wohnungen verlangt die Wohnungsbaugesellschaft München-Land 8,50 Euro pro Quadratmeter. Das sind nur 50 Cent mehr als in den alten.

Wissen alle Kommunen von den Zuschüssen?

Dass dennoch dieses Jahr nur 1,5 Millionen Euro aus dem insgesamt fünf Millionen umfassenden Wohnungsbau-Topf des Landkreises abgerufen werden, ließ den Grünen-Fraktionssprecher Christoph Nadler aufhorchen. Er wollte wissen, ob denn überhaupt Gemeinden von dieser Fördermaßnahme wüssten. "Grundsätzlich ja", sagte Landrat Göbel. "Aber wir können gerne noch einmal umfassend darüber informieren." Dass zunächst nur drei Anträge beim Landratsamt eingegangen seien, hänge vielmehr damit zusammen, dass Bauvorhaben erst einmal die Gremien in den Städten und Gemeinden passieren müssten. "Und das nimmt Zeit in Anspruch", sagt Göbel. "Aber es werden sicher bald mehr Anfragen werden."

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