Landkreis:Münchner Meer

Osterspaziergang Speichersee

Der Grund des großen Speichersees, entstanden in den 1920er Jahren, ist komplett betoniert.

(Foto: Florian Peljak)

Auf einem Osterspaziergang zum Ismaninger Speichersee begegnet man nur vereinzelt Joggern, mit etwas Glück aber vielen Vögeln. 160 Arten hat der Bund Naturschutz in dem Areal gezählt - es ist das älteste Naturschutzgebiet im Landkreis

Von Cathrin Schmiegel, Landkreis

Am Damm brechen die Wellen. Der Wind pfeift durch das Geäst der Bäume, die ihn säumen. Den vielen Wasservögeln scheint der raue Seegang zu gefallen: Unbeeindruckt lassen sie sich von ihm treiben. Die ersten Frühlingsstrahlen wärmen ihnen dabei das Gefieder. "Münchner Nordsee" - so nennen manche den Ismaninger Speichersee. Tatsächlich können sich Besucher bei dem Anblick wegträumen - an das raue Meer.

Bei Ornithologen ist das Vogelschutzgebiet besonders beliebt. Über 160 Arten hat der Bund Naturschutz bereits am Ismaninger Teichgebiet und dem Abfanggraben gezählt. Mit den ersten warmen Frühlingstagen kann der See gerne auch als Station auf einer längeren Wanderung dienen. Das weiß Anja Pütz. Die Leiterin des Aschheimer Museums ist schon oft dort spazieren gegangen. "Die Gegend ist sehr schön", sagt sie und empfiehlt den Feldweg als Startpunkt, der die Ismaninger Straße kreuzt und gegenüber des Aschheimer Gasthofs Birkenhof liegt. Nach den ersten Metern auf dem Feldweg sind die Autos auf der Bundesstraße vergessen, die zu Hauptverkehrszeiten Stoßstange an Stoßstange kleben. Nur noch leise ist das Surren der Motoren zu hören. In Fließrichtung eines kleinen, sumpfigen Baches geht es schnell voran. Dahinter liegen zahlreiche Fischteiche. Das "Teichgut Birkenhof" wurde in den 20er Jahren gemeinsam mit dem Speichersee angelegt. "Früher wurden Karpfen dort gehalten", sagt Pütz.

Nach ein paar Minuten ist eine Vogelfreistätte erreicht- das älteste Naturschutzgebiet im Landkreis. In dem Feuchtgebiet bauen Vögel ihre Nester, das Schilf wuchert aus kleinen Tümpeln. Ein Stückchen weiter führt eine kleine Abzweigung vom Feldweg ab. Traktorenspuren weisen den Weg zu einem kleinen Baggersee, in dem sich die vorbeiziehenden Wolken spiegeln und der Kammermolch zu Hause ist. Weiter auf der Route zum Speichersee öffnet sich die Bewaldung schließlich. Der Blick ist frei, Sonnencreme bitter nötig. Am Horizont blitzt ein letztes Mal das Blech eines Wagens auf. Um diese Jahreszeit gibt es auf der Strecke wenige Farbtupfer: Auf einem der Äcker wächst sattgrünes Gras, auf einem Erdhügel landet sanft ein Pfauenauge. Dann taucht aus dem Nichts ein neongrüner Fleck am Weg auf: ein Jogger hechelt einem entgegen. Schnell ist man jedoch wieder für sich alleine und man kann dem Bach zusehen, wie sein Strom gen Osten immer stärker wird. In den vereinzelten Waldstückchen, die vorüberziehen, könnten Kinder unter dem verstreuten Geäst bestimmt das ein oder andere Osternest finden.

Osterspaziergang Speichersee

Der Grund des großen Speichersees, entstanden in den 1920er Jahren, ist komplett betoniert.

(Foto: Florian Peljak)

Nach einer guten Stunde kommt man schließlich an dem Deich an, der den sechs Quadratkilometer großen Speichersee in zwei Hälften teilt. Von dort oben zeigen sich vereinzelt dunkelblaue Stellen. Der tiefste Punkt allerdings ist nur drei Meter unter der Wasseroberfläche. "Der Grund des Sees ist komplett ausbetoniert", sagt Pütz. In den 1920er Jahren wurde der Mittlere-Isar-Kanal angelegt und der Speichersee an dessen Oberlauf, "um die Wasserstände zu regulieren". Ein Riesenprojekt: 15 Millionen Kubikmeter Erde wurden bewegt, das Erdinger Moos drainiert. Bis heute wird am Oberföhringer Stauwehr Wasser aus der Isar eingeleitet, in Moosburg triff es wieder auf den Fluss. Dazwischen speist das Gewässer Wasserkraftwerke. Fünf insgesamt.

Auch die letzte Etappe der Route ist historisch angehaucht. Vorbei an der BMW-Messstrecke, von der aus man die Reifen der Prototypen auf Asphalt quietschen hört, geht es ein Stück in den Erdinger Landkreis hinein. Dort steht inmitten einer grünen Wiese die Finsinger Alm. Als der Speichersee errichtet wurde, war die Hütte Kantine für die Arbeiter. Heute serviert Inhaberin Birgit Siebert ofenfrischen Schweinebraten mit kühlem Hellen.

Eine gute Gaststätte gibt es auch am anderen Ende der Route: den Gasthof Birkenhof, wo das Auto steht. Der Hof diente einst als Kantine für das Teichgut, sagt Pütz. Heute betreibt die Wirtin Sabrina Scherer die Stätte mit ihrer Mutter und bietet den Gästen "gehobene bayerische Kost".

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Für die Route sollten einfach mindestens eineinhalb Stunden eingeplant werden. Parken lässt sich an der Einfahrt eines Feldweges über die Ismaninger Straße in Aschheim. Wer nur an den Deichen am Speichersee entlang spazieren möchte, kann am Auffanggraben am südlichen Ufer parken - erreichbar ist der über die Speicherseestraße. Wissenswertes zur Geschichte des Mittleren-Isar-Kanals und des Speichersees, das sich bei dem Spaziergang erzählen lässt, ist beispielsweise in Cornelia Oelweins Buch "Zwischen Goldach und Seebach. Die Geschichte des Goldachhofs und der Mooskultivierung in Ismaning" beschrieben und bebildert.

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