Landkreis:Kreissparkasse schließt Filialen

Lesezeit: 2 min

In Ottobrunn, Unterhaching, Taufkirchen und Oberschleißheim werden Geschäftsstellen aufgelöst. Die Bank reagiert damit auf ein verändertes Kundenverhalten und Online-Banking. Keine betriebsbedingten Kündigungen

Von Otto Fritscher und Konstantin Kaip, Landkreis

Das Filialnetz der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg im Landkreis München steht vor gravierenden Veränderungen. Vier Geschäftsstellen - in Ottobrunn, Unterhaching, Taufkirchen und Oberschleißheim - werden Mitte nächsten Jahres ganz geschlossen, weil es in diesen Orten andere Filialen gibt. Zwölf weitere Filialen, die bislang mit Beratern besetzt sind, werden in sogenannte SB-Servicestellen mit Automaten umgewandelt: in Baierbrunn, Großhesselohe, Heimstetten, Hochbrück, Hohenbrunn, Höhenkirchen, Lochham, Martinsried, Neukeferloh, Ottobrunn (Bahnhof), Straßlach, Taufkirchen (Tölzer Straße). Ganz geschlossen werden die Geschäftsstellen an der Putzbrunner Straße in Ottobrunn, der Münchner Straße in Unterhaching, der Eichenstraße in Taufkirchen und am Fohlengarten in Oberschleißheim.

"Wir müssen uns auf das veränderte Kundenverhalten einstellen", begründete Josef Bittscheidt, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, den Einschnitt bei einer Pressekonferenz in der Sparkassen-Zentrale am Sendlinger-Tor-Platz.

In der Tat werden immer mehr übliche Geldgeschäfte wie Überweisungen oder Daueraufträge von den Kunden selbst digital erledigt, sei es im Internet oder via Handy-App. "Und dieser Trend geht weiter", ist Bittscheidt überzeugt. Und untermauert ihn mit Zahlen: Ein Kunde kommt durchschnittlich zwei Mal pro Jahr in die Filiale, hat aber 192 Mal Kontakt über digitale Kanäle. So kommt es vor, dass in den kleinsten Filialen gerade mal zehn Kunden am Tag vorbeischauen - die Bank aber drei Angestellte vorhalten muss.

Thomas Loderer (CSU), Bürgermeister von Ottobrunn, kann die Strategie zwar in Teilen nachvollziehen. "Die Welt ändert sich, was einfache Dienstleistungen betrifft", sagt er. Die Rationalisierung erlebe man ja auch in anderen Bereichen wie im Fahrkartenverkauf. Bei der Sparkasse komme die radikale Umstellung aber zu früh, glaubt er. "Ich sehe vor allem die ältere Bevölkerung als Verlierer", sagt Loderer. So gebe es viele Senioren, die noch am Leben teilnähmen, aber "diesen Schritt eben nicht mehr hinkriegen, dass sie ihre Geldgeschäfte selbstverständlich am Automaten oder gar online erledigen". Deshalb bedauert er es, dass es in seiner Gemeinde statt bisher drei künftig nur noch eine Filiale mit Personal an der Rosenheimer Landstraße geben soll.

In vielen kleineren Orten wird es künftig nur noch Automaten geben. So etwa in Baierbrunn. Die Bürgermeisterin der Gemeinde Barbara Angermaier (BIG) ist "entsetzt" über die Schließung der Filiale, die "hier sehr verwurzelt war", wie sie sagt. Zudem irritiert sie, dass die Gemeinden nicht vorher darüber informiert wurden. Noch am Donnerstag habe sie auf der Fachmesse "Kommunale" in Nürnberg mit Sparkassenvertretern gesprochen, erzählt sie. "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich sie natürlich darauf angesprochen."

Von einem "Rückzug aus der Fläche" will Sparkassenchef Bittscheidt indes nicht sprechen. "Im Gegenteil, wir stärken die bestehenden Filialen, indem wir die Öffnungszeiten von 7.30 Uhr bis 19 Uhr erweitern. So können intensive Beratungen künftig vor den normalen Arbeitszeiten und am Feierabend durchgeführt werden." Sparkassen-Mitarbeiter müssten allerdings mit flexibleren Arbeitszeiten rechnen, hätten aber auch "mehr Chancen für Teilzeitarbeit".

Das Investitionsprogramm mit dem Titel "KSK 2020" ist zugleich natürlich auch ein Sparprogramm. Bis zum Jahr 2020 sollen 225 Stellen abgebaut werden, bei einem derzeitigen Personalstand von rund 1800 Mitarbeitern, von denen rund 400 in Teilzeit arbeiten. Aber: "Es wird definitiv keine betriebsbedingten Kündigungen geben", sagte Bittscheidt. Man wolle den Abbau über die "natürliche Fluktuation", Altersteilzeit und Abfindungen erreichen. Das Personal aus den Filialen, die 2016 in SB-Stellen umgewandelt werden, soll in Geschäftsstellen in räumlicher Nähe eingesetzt werden.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: