Landkreis:Eine zu große Menge Holz

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Der Borkenkäfer (Foto), Orkanböen und der Laubholzbockkäfer sorgten dafür, dass mehr Bäume als sonst gefällt wurden. (Foto: imago stock&people)

Sturmschäden und Borkenkäfer machen Waldbesitzern zu schaffen. Wegen der vielen Fällungen sinkt der Preis

Von Wieland Bögel, Landkreis

 Eine Rekordernte, so könnte man meinen, ist ein Grund zur Freude. Doch die mag bei den Waldbauern nicht aufkommen, obwohl sie heuer so viel Holz einfuhren wie lange nicht. Allerdings nicht freiwillig: Es waren Orkan Niklas und der Borkenkäferbefall im heißen Sommer, die die Waldbesitzer öfter als sonst zur Säge greifen ließen. Mit dem Effekt, dass die Holzpreise heuer so niedrig ausfielen wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr.

Das ist nun bei der Waldbesitzervereinigung Ebersberg/München Ost (WBV) deutlich geworden. Auf ihrer Jahreshauptversammlung in Ebersberg stellte Christoph Schwer von der WBV die aktuelle Entwicklung auf dem Holzmarkt vor, und die ist für die Waldbesitzer alles andere als erfreulich. Stieg der Preis für einen Festmeter Fichtenholz in den vergangenen fünf Jahren stetig an auf zuletzt etwa 100 Euro, waren es heuer gerade einmal noch 80 Euro. Grund ist das große Angebot. In einem normalen Jahr, sagte Schwer, liege der Ertrag in den Wäldern der WBV-Mitglieder bei etwa 60 000 Festmetern Fichtenholz. Doch alleine als Folge des Orkans fielen 50 000 Festmeter sogenanntes "Windwurf-Holz" an. Weitere 25 000 Festmeter mussten im Sommer wegen Borkenkäferbefalls geschlagen werden. Hinzu kommt noch das Holz, das regulär in den ersten drei Monaten des Jahres gefällt wurde.

Auch die Sägewerke hatten mit den plötzlich anfallenden Holzmassen so ihre Schwierigkeiten, wie Daniel Pfurtscheller den Anwesenden schilderte. Auch wenn er nach eigenen Worten wenig Übung mit Vorträgen hat, "ich muss sonst immer Holz einkaufen". Das tut er für die Tiroler Sägewerksfirma Troger, die auch von bayerischen Waldbauern Holz bezieht - heuer eben ganz besonders viel. Was an sich noch kein Problem gewesen wäre, das Sturmholz sei grundsätzlich von guter Qualität, "aber zu einem ganz blöden Zeitpunkt gekommen, wir waren schon gut eingedeckt". Daher waren die folgenden Wochen und Monate logistisch auch nicht ganz einfach. Das begann schon bei der Frage, wo man genügend Lastwagen auftreibt, um das Holz ins Sägewerk zu fahren. Dort wurde dann "auf vollen Touren geschnitten", bis zu 15 Festmeter pro Tag, was etwa acht bis neun Kubikmetern Bretter entspricht. "Das muss man erst einmal verkaufen", so Pfurtscheller, und zwar zu einem vernünftigen Preis. Auch die Weltlage drückt den Preis: Früher wurde viel Bauholz in den Nahen Osten und die Levante verkauft, durch die anhaltenden Konflikte dort sei dieser Markt nahezu zusammengebrochen, erklärte Pfurtscheller: "Wir mussten große Lager aufbauen, sonst hätten wir das Holz verramschen müssen."

Diese großen Lager sind wohl auch der Grund, weshalb der Holzpreis in absehbarer Zeit nicht wieder anziehen wird. Zumindest für das kommende Jahr erwartet Schwer keine Steigerung. Wichtig sei daher, die Bestände gesund und stabil zu halten. Ob das gelingt, dürfte das nächste Frühjahr zeigen. Denn "die Borkenkäfer-Situation ist relativ ernst", warnte Friedrich Nebl, Leiter des Forstamtes Ebersberg. Das viele Schadholz und der trockene Sommer hätten dem Schädling ideale Bedingungen geboten, daher müsse man im Frühling besonders wachsam sein und die befallenen Bäume beseitigen, bevor sich der Käfer weiter ausbreiten könne. Bei der Bekämpfung eines anderen Schädlings, dem Asiatischen Laubholzbockkäfer, scheine es dagegen Fortschritte zu geben, sagte Nebl. Seit den großen Fäll-Aktionen in Putzbrunn und Neubiberg im Sommer seien keine Käfer mehr aufgetaucht.

"Wir haben ein verrücktes Jahr hinter uns", resümierte WBV-Vorsitzender Werner Fauth. Trotz aller Schwierigkeiten leisteten die Waldbauern einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz, betonte Fauth. Er warb für die naturnahe Gestaltung der Waldränder. Das Engagement und vor allem den Zusammenhang zwischen Waldwirtschaft und Naturschutz gelte es aber in der Öffentlichkeit besser darzustellen: "Wer Flächen still legt, kann dort auch kein CO₂ einsparen." Fauth appellierte aber auch an die WBV-Mitglieder, ihre Wälder in Schuss zu halten. "Wenn die Öffentlichkeit sieht, es wird gepflegt, ist das besser, als 15 Jahre nichts machen und dann alles abräumen."

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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