Energiewende:Landkreis München will sich an Windpark beteiligen

Energiewende: Wer bei Hofolding im Stau steht, wird womöglich zukünftig seinen Blick auf Windräder richten können.

Wer bei Hofolding im Stau steht, wird womöglich zukünftig seinen Blick auf Windräder richten können.

(Foto: Claus Schunk)

Der Landkreis München setzt sich jetzt offen für den Bau von Rotoren im Hofoldinger Forst ein. Mit Sauerlach, Brunnthal, Aying und Otterfing lotet er die Chancen für die Stromvermarktung und aus.

Von Iris Hilberth

Sollte der Wind im südlichen Landkreis mit ausreichender Kraft über die Wipfel des Hofoldinger Forsts wehen, könnte der Landkreis München zukünftig mit einem eigenem Windrad seinen eigenen Strom produzieren. Noch ist das Zukunftsmusik, doch hat der Ausschuss für Energiewende, Landwirtschaft und Umweltfragen am Mittwoch einen ersten großen Schritt in diese Richtung gewagt: Gegen ein Stimme von der FDP votierte das Gremium für einen Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft (Arge) Wind der Gemeinden Aying, Brunnthal, Otterfing und Sauerlach, um gemeinsam das interkommunale Windkraftprojekt im Hofoldinger Forst voranzutreiben.

Bereite in diesem Jahr investiert der Landkreis eine halbe Million

Diese Beteiligung lässt sich der Landkreis bereits in diesem Jahr 500 000 Euro kosten. Darin enthalten sind die Standortsicherungsverträge mit den Bayerischen Staatsforsten sowie ein Wind- und Ertragsgutachten, für das allein voraussichtlich zwischen 100 000 und 200 000 benötigt werden. "Damit ist jede einzelne Gemeinde überfordert", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU). Die Bürgermeister der Arge seien daher mit der Bitte auf ihn zugekommen, zu prüfen, ob der Landkreis "in irgendeiner Form" mit ins Boot kommen könne, berichtete Göbel.

Der Landrat zeigte nicht nur Verständnis für die finanziellen Nöte der Gemeinden, sondern er sieht in der Beteiligung auch eine gute Möglichkeit, die Energievision des Landkreises und auch die Technik sichtbar zu machen. "Es kann sich bei uns nicht auf eine reine Finanzbeteiligung reduzieren", betonte er, das sei schließlich nicht die Aufgabe des Landkreises.

Eine Beteiligung an Anlagen in Ost- oder Nordsee komme daher nicht in Frage. "Wenn wir investiv tätig werden, dann müssen die Anlagen auch bei uns stehen und Strom für unsere eigenen Liegenschaften produzieren", betonte der Landrat. Nur dann sei es auch möglich, Mittel aus der Kreisumlage für dieses Projekt zu verwenden.

Bürger sollen über ein Genossenschaftsmodell Anteile erwerben können

Wichtig ist dem Landrat und der Arge auch die Beteiligung der Bürger, etwa in Form eines Genossenschaftsmodells. Dann sei die Akzeptanz der Windräder in der Bevölkerung wesentlich größer als wenn große Energieversorgungsunternehmen von außerhalb des Landkreises hier ein Prestigeobjekt für sich erschlössen.

Kreisrat Stefan Kern (CSU), Bürgermeister der beteiligten Gemeinde Brunnthal, kennt die Vorbehalte gegen das Vorhaben und sagt: "Wenn die öffentliche Hand und die Bürger Nutznießer der hoffentlich wirtschaftlichen Anlage sind, ist der Widerstand gegen Windräder als Landschaftsverschandler wesentlich geringer."

Obwohl noch gar nicht feststeht, ob überhaupt jemals ein Windrad im Hofoldinger Forst errichtet wird, da zunächst die Wirtschaftlichkeit und die Umweltverträglichkeit des Vorhabens mit dem Gutachten überprüft werden soll, will Göbel jetzt schon "das ganze Thema" in der Diskussion erfassen. Er betonte allerdings: "Wir beschließen noch nicht fünf Windräder, es soll aber auch keine Alibi-Standortsicherung sein. "

Auch der Landkreis Miesbach will sich beteiligen

Vor allem sei es ein ernsthaftes Anliegen. Sein Miesbacher Landratskollege Wolfgang Rzehak (Grüne), dessen Kreis durch die Mitgliedschaft von Otterfing in der Arge gefragt ist, sei der gleichen Auffassung. Auch dort wird mit einer Beteiligung des Landkreises gerechnet.

Bis auf FDP-Kreisrat Tobias Thalhammer folgte der Ausschuss dem Vorschlag der Verwaltung. Thalhammer hingegen sieht es nicht als Aufgabe des Landkreises, ein "finanzielles Back-up für gewagte Businesspläne im Energiesegment" zu geben. Wenn der Kreis eigene Energie mit Wind erzeugen wolle, könne das mit Kleinwindanlagen auf eigenen Liegenschaften geschehen. "Mit dem Bau eines Windrads schießt er über das Ziel hinaus", sagte Thalhammer und erntete Empörung.

Markus Büchler von den Grünen entgegnete: "Die Bürger wollen die Energiewende und erwarten, dass wir handeln." Seiner Ansicht nach müssten Anlagen gebaut werden, "auch bei uns". Sonst hätte man die Probleme der Zeit nicht erkannt. "Der Hofoldinger Forst ist die einzige Fläche im gesamten Landkreis, die dafür in Frage kommt", sagte Anton Stürzer (CSU). Schließlich fielen Windräder dort auch gar nicht auf.

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