"Amigo-Wirtschaft ist ja in Bayern nicht verpönt, nur in allen anderen Bundesländern", scherzt Holger Fuchs. Der Steuerberater steht vor mehr als 50 Unternehmern und hält eine leidenschaftliche Rede über Vertrauen. "Amigo heißt Freund", übersetzt Fuchs und beschreibt damit sehr genau das Prinzip des neuen Unternehmernetzwerks, das an diesem Abend in München vorgestellt wird.
Bei Wasser, Wein, Schnitzel und Schokomousse lernen sich im Münchner Unternehmertreff (Mut) Vertreter von überwiegend mittelständischen Betrieben kennen. Es sind beim Auftakt viele Handwerker da, aber auch Finanz- und IT-Dienstleister. Seit Juni ist Mut ein eingetragener Verein mit bislang 24 Mitgliedern. "Wir streben eine Mitgliederzahl im unteren dreistelligen Bereich an", erzählt Sören Rödel, der in Pasing eine Dachdeckerei führt und bei Mut im Vorstand sitzt. "Die Leute sollen persönliche Gespräche führen und sich wirklich kennenlernen" sagt Rödel.
Die Mitglieder erhoffen sich von Mut mehr Aufträge und Umsätze, die sich aus persönlichen Empfehlungen ergeben sollen. "Wenn ein Maler beim Kunden einen Wasserfleck sieht, dann weiß er, dass das Dach kaputt ist", sagt Rödel. "Mut ist also eine Plattform für Leute, die den Bedarf am Markt erkennen und für ihre Kunden dann gleich Kontakt herstellen können." Persönliche Empfehlungen sind Rödel zufolge in der schnelllebigen Zeit wichtiger denn je: "Im Internet kann man zwar das günstigste Angebot suchen, erfährt aber noch nichts über die Qualität einer Leistung. Die mündliche Empfehlung schafft Vertrauen." Der Verein erhebt Mitgliedsbeiträge zur Deckung laufender Kosten, arbeitet aber ohne Vermittlungsprovisionen.
Um sicherzustellen, dass nur hochwertige Leistungen weiterempfohlen werden, wendet das Netzwerk strenge Auswahlkriterien für potenzielle Mitglieder an. "Wir suchen nur Firmen, die zu uns passen", sagt Dagmar Schachtner vom gleichnamigen Unterhachinger Umzugsunternehmen, "und wir überprüfen die Kandidaten. Neue Mitglieder sind erst einmal in der Probezeit, außerdem fragen wir bei unseren Kunden nach, ob sie mit den Leistungen zufrieden waren." Viele scheinen bereit, diese hohen Hürden zu nehmen: 58 Interessierte sind für die offene Veranstaltung angemeldet, darunter auch Anita Huber von Inosyst in Oberhaching. Sie schätzt Mut wegen der Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch. "Es ist wichtig, Kontakte über die eigene Branche hinaus zu haben", sagt die Geschäftsführerin.
Im Schnelldurchlauf haben die Besucher 15 Sekunden Zeit, das eigene Unternehmen im Plenum vorzustellen. Auch die Mitglieder präsentieren sich von ihrer besten Seite: Sören Rödel springt auf einen Stuhl und ruft "Dachdecker, wir sind immer ganz oben". Gabi Möbius von Newbodys grüßt die Gruppe mit Peace-Zeichen. Die Schriftführerin des Vereins entschuldigt eine abwesende Juwelierin: "Wir haben ihr schon drei oder vier Aufträge eingebracht, sie ist ziemlich beschäftigt." Die Stimmung ist gut im Saal, man hat sich schnell angefreundet.
Dagmar Schachtner, die das Netzwerk mitbegründet hat, erhofft sich nun zunächst einen größeren Bekanntheitsgrad. "Wir treffen uns einmal im Monat in Unterhaching, unser Schwerpunkt liegt schon im Landkreis", sagt sie. "Vor allem aber wollen wir den Kunden verwöhnen und möglichst viel aus einer Hand anbieten." Dafür ist Schachtner auf der Suche nach Firmen, mit denen man werben könne. "Deutschland braucht Mut", sagt IT-Berater Robert Seebauer, "Mut zum Umsatz". Und sein Freund, der Steuerberater Holger Fuchs, erklärt noch einmal das Prinzip: "Ich empfehle gerne einen befreundeten Scheidungsanwalt weiter, weil ich ihn einfach gut kenne. Mit dem habe ich schon kurz vorm Abitur die Schulstunden geschwänzt."
Nähere Informationen über das neue Netzwerk sind im Internet unter www.muenchner-unternehmertreff.de zu finden