Landkreis:Auf der Suche nach Erleuchtung

Landkreis: Michael Aichner arbeitet seit 1998 als Projektions-Künstler Seine Spezialität: große Installationen in Räumen und Gebäude, die Wahrnehmung verändern.

Michael Aichner arbeitet seit 1998 als Projektions-Künstler Seine Spezialität: große Installationen in Räumen und Gebäude, die Wahrnehmung verändern.

(Foto: genelabo)

Das Projekt "Zukunftsleuchten" soll die Landkreisbürger zur Energiewende animieren

Von Annette Jäger, Landkreis

Mit erhobenem Zeigefinger hat sich noch niemand gerne zu Änderungen seiner Lebensweise durchgerungen. Der Landkreis München versucht es jetzt mit Emotionen: Mit einer spektakulären Lichtinstallation will er die Bürger zum Mitmachen bei der Energiewende animieren. Denn allein durch politische Willensbekundungen ist die Energievision des Landkreises nicht zu bewerkstelligen, wie deutlich wurde. Auftaktveranstaltung der landkreisweiten Projektionskampagne "Zukunftsleuchten" ist am nächsten Mittwoch, 29. Juni, in Gräfelfing. Danach geht die Kampagne auf Reisen durch sieben Landkreiskommunen.

Der Landkreis hat sich für sein Ansinnen den Münchner Lichtkünstler Michael Aichner, mit Künstlernamen Gene genannt, an Bord geholt, der bekannt ist für seine ausgefallenen und durchaus ergreifenden Lichtinstallationen. Aichner versteht sich als Gestalter und Übersetzer visueller Botschaften. In Gräfelfing und anderen Gemeinden will er die Ideen, Wünsche und Forderungen der Bürger zum Thema Klimaschutz sichtbar machen. Dabei projiziert er deren Texte sowie Zeichnungen und Bilder auf Gebäude.

In Gräfelfing wird er auf diese Weise das Bürgerhaus am Bahnhofsplatz in völlig neues Licht tauchen: Der Turm wird von Aichner für inhaltliche Botschaften genutzt, mit dem restlichen Gebäude hat er "viel Architektur zur Verfügung, um sie zu bespielen", sagt Aichner. Er hat bereits Malvorlagen an zwei Schulen verteilt, auf denen die Kinder ihre Vision eines umweltfreundlichen Zukunfts-Gräfelfings festhalten können. Die Bilder will Aichner digitalisieren und auf das gesamte Gebäude projizieren. Aber auch alle andere Bürger sind aufgefordert, sich einzubringen. Sie können spontan an dem Abend - die Lichtaktion findet zwischen 21.30 und 23 Uhr statt - vorbeikommen, ihre persönliche Botschaft formulieren, die aktuell in die Lichtinstallation eingearbeitet wird. Oder sie können schon jetzt einen "Online-Wunschzettel" über die Website der Kampagne übermitteln (29plusplus.de).

Die Lichtaktion soll das Thema Energiewende mehr in das Bewusstsein der Bürger rücken und in ihren Köpfen verankern, heißt es im Landratsamt. Denn eines ist der Behörde, den Kommunen und den Politikern in den vergangenen Jahren ganz klar geworden: Ohne Bürger wird es keine Energiewende geben. Im Jahr 2006 wurde die Energievision des Landkreises mit seinen 29 Kommunen beschlossen - bis 2050 60 Prozent Energie einzusparen und die restlichen 40 Prozent durch erneuerbare Energiequellen zu ersetzen - zehn Jahr später müssen die Ziele justiert werden.

Die Energievision ist jetzt zur Klimainitiative "29++" geworden - aus der einst politischen Absichtserklärung soll jetzt eine Gemeinschaftsaktion werden. So sind die Bürger aufgefordert, aktiv an Lösungen für neue Verkehrswege mitzuwirken oder sich beim Aufbau und der Nutzung erneuerbarer Energien zu engagieren, heißt es im Landratsamt. Welche Themen tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden, wird im Dezember im Kreistag beschlossen. Die Bürger können den Politikern nun bei der Lichtaktion ihre Botschaft für diesen Entscheidungsprozess mit auf den Weg geben.

Sieben weitere Kommunen im Landkreis holen die Projektionskampagne "Zukunftsleuchten" in ihren Ort: 2. Juli, Haar: Alte Schule, Kirchenplatz (21.30 Uhr, Künstlermeile); 9. Juli, Neuried: Café VorOrt, Gautinger Straße 3 (21.30 Uhr, Dorffest), 13. September, Pullach (geplant); 15. September, Aschheim: katholische Kirche St. Peter und Paul (von 19.45 bis 20.15 Uhr); 23. September, Unterschleißheim (geplant).

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