Landkreis:AfD verliert ein Viertel der Mitglieder

40 von 156 Mitgliedern des Kreisverbands München-Land haben die Alternative für Deutschland verlassen. Die verbliebenen bestätigen den Kreisvorsitzenden im Amt.

Von Bernhard Lohr, Landkreis

Der Richtungskampf innerhalb der Alternative für Deutschland (AfD) hat den Kreisverband München-Land in schwere Turbulenzen gestürzt. Nach dem Austritt des kompletten Ortsvorstands von Haar, Grasbrunn und Putzbrunn und dem Rückzug einer Reihe von Vorstandsmitgliedern ist im Landkreis ein offener Konflikt zwischen den Anhängern und Gegnern von Parteigründer Bernd Lucke entbrannt.

Der ehemalige stellvertretende AfD-Kreisvorsitzende Carsten Ax aus Grasbrunn sieht die AfD mittlerweile auf einem strammen Rechtskurs und spricht von einer Austrittswelle auch im Münchner Umland. Der Kreisvorstand sei nicht mehr handlungsfähig, konstatierten die Dissidenten. Mittlerweile hat sich die AfD in einer Mitgliederversammlung neu aufgestellt.

So bestätigten die Mitglieder in Ismaning den bisherigen Kreisvorsitzenden Ulrich Riediger aus Grünwald in seinem Amt und wählten die übrige Führungsmannschaft neu. Riediger versucht nun vehement den Eindruck zu zerstreuen, die Partei sei inhaltlich nach rechts gerückt und verliere im Landkreis an Rückhalt. Tatsächlich zählte die AfD im Landkreis München im Januar 2015 insgesamt 156 Mitglieder. Derzeit sind es laut Riediger noch 116.

Die Lucke-Anhänger rechnen mit weiteren Austritten

"Die Kontinuität ist gewahrt", sagt er. Von einem Rechtsruck zu reden, sei "Quatsch". Fremdenfeindliche Tendenzen will Riediger in der AfD nicht erkennen. Ganz anders sieht das Carsten Ax, der in der AfD mittlerweile eine klare Distanzierung von "politisch platt formulierten Forderungen" der islamfeindlichen Pegida-Bewegung vermisst. Die Gründung der Allianz für Fortschritt und Aufbruch (Alfa) durch den früheren Parteichef Lucke werde in den kommenden Monaten im Landkreis zu weiteren Austritten von "vernünftigen, konservativen und liberalen Mitgliedern" führen. Bis Ende des Jahres werde die Hälfte ausgetreten sein, prophezeit Ax.

Der AfD-Kreisvorsitzende Riediger hält das für stark überzeichnet. Zwar räumt er ein, dass sich mit dem Haarer Ortsverband eine sehr aktive Gruppierung von der AfD abgespalten hat. Doch zahlenmäßig seien die Haarer nicht besonders ins Gewicht gefallen, sagt er. Aus seiner Sicht ist in München-Land der "mitgliederstärkste AfD-Kreisverband in Bayern" nicht nennenswert beeinträchtigt. Die Pegida-Bewegung sei nicht in Gänze zu verurteilen, mit Extremisten allerdings mache man sich "nicht gemein", sagt Riediger.

Dem engeren Kreisvorstand gehören als Stellvertreter Gerold Otten aus Neubiberg an und als Schriftführer Erich Drosen aus Oberschleißheim. Gerald Radloff aus Haar ist Schatzmeister.

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