Lärmschutz:Unterschleißheim kommt nicht zum Zug

Die Hoffnung auf baldige Lärmsanierung an der Bahn hat sich zerschlagen. Deshalb prüft die Stadt Alternativen

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Zumindest in den nächsten fünf bis zehn Jahren hat Unterschleißheim vom Lärmsanierungsplan der Deutschen Bahn AG nichts zu erwarten. So lautet die Auskunft des Eisenbahnbundesamtes. Die Stadt Unterschleißheim will trotzdem tätig werden, und so hat der Verkehrsausschuss des Stadtrats jetzt beschlossen, sich für ein Sonderprogramm zu bewerben. Das Problem: Sollte die Teilnahme an einem solchen Programm möglich sein, müssten sich auch die Anwohner finanziell an den Lärmschutzwänden entlang der Gleise beteiligen.

Eine sehr grobe Schätzung der Stadtverwaltung geht für eine knapp vier Kilometer lange und 3,50 Meter hohe Lärmschutzwand an den Bahngleisen von Kosten zwischen 6,7 und 8,2 Millionen Euro aus, wovon einen Teil Stadt und Anwohner übernehmen müssten. Wie teuer alles wird, steht freilich noch lange nicht fest, und der Stadt bleibt bis zuletzt die Möglichkeit, die Sache abzublasen, falls es ihr und den betroffenen Anliegern an der Trasse zu teuer ist.

Es waren keine wirklich guten Nachrichten, die Bastian Albrecht aus dem Unterschleißheimer Bauamt für die Stadträte im Umwelt- und Verkehrsausschuss hatte. Bislang ging man in Unterschleißheim davon aus, dass im Zuge der Lärmsanierung der Bahn Maßnahmen auf dem Stadtgebiet ergriffen werden. Tatsächlich aber rangiert die größte Kommune im Landkreis mit rund 470 von Grenzwertüberschreitungen betroffenen Anwohnern auf einem der hinteren Plätze in der bundesweiten Dringlichkeitsliste der Bahn.

Unterschleißheim ist im Sanierungsprogramm des Bundes Bestandteil des Streckenabschnittes 5500 Oberschleißheim-Wang. Wann ein Streckenabschnitt lärmsaniert wird, ermittelt das Eisenbahnbundesamt nach der Betroffenheit. Im Sanierungsprogramm 2014 bis 2017 ist der Streckenabschnitt 5500 nicht enthalten, und im Programm ab 2017 sind noch zwölf weitere Projekte vor Unterschleißheim.

Auf Anfrage der Stadtverwaltung teilte das Eisenbahnbundesamt mit, dass mit Planung und Realisierung des Streckenabschnittes Oberschleißheim-Wang nicht in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu rechnen ist.

Allerdings gibt es die Möglichkeit, ein Sonderprogramm zu beantragen. Das ist dann möglich, wenn die der Dringlichkeitsliste zugrunde liegenden Daten nicht richtig sind. Davon, betonte Bastian Albrecht nach der Sitzung, sei im Falle Unterschleißheims auszugehen, vor allem wegen des gestiegenen Zugverkehrs. Beantragt wird die Teilnahme am Sonderprogramm beim Bundesverkehrsministerium, das beauftragt dann das Eisenbahnbundesamt, die Situation erneut zu prüfen. Ist die Verschlechterung belegbar, hat die Stadt gute Chancen, dass früher Maßnahmen ergriffen werden. Bliebe es bei den zweieinhalb Meter hohen Wänden, welche für Unterschleißheim geplant sind, trüge die Bahn die Kosten. Allerdings geht man im Rathaus davon aus, dass dann, wenn nicht nur die direkten Anwohner der Gleise einen verbesserten Lärmschutz genießen sollen, eine 3,50 Meter hohe Wand nötig ist. An diesem Punkt dürften die Probleme dann erst beginnen.

Denn nach einer neuen Richtlinie, deren Ausführungsverordnung im vergangenen Juli erlassen worden ist, müssen sich Dritte an der Finanzierung von Mehrkosten beteiligen. Die Stadt darf also nur Geld zuschießen, wenn mindestens die Hälfte der Mehrkosten von den Anwohnern bezahlt wird, die vom Lärmschutz profitieren. Im Fall der Gemeinde Haar, wo auf eigene Rechnung für vier Millionen Euro eine zwei Kilometer längere Lärmschutzwand bezahlt wurde, war eine Umlegung nach alter Rechtslage noch nicht notwendig. Der Abschluss der Bauarbeiten an der Lärmschutzwand in Haar wurde vor wenigen Wochen offiziell verkündet. CSU-Stadträtin Stefanie Leimböck war im Unterschleißheimer Ausschuss denn auch kritisch: "Das kann ja durchaus teuer werden, nach welchen Kriterien wird umgelegt?" Dazu aber konnte die Stadtverwaltung noch nicht sagen. Das, so Bürgermeister Christoph Böck (SPD), wäre unseriös.

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