Wer in den vergangenen Tagen auf der A 995 zwischen Oberhaching und Unterhaching unterwegs war, wird sich womöglich verwundert die Augen gerieben haben. Insbesondere dann, wenn er die Strecke kennt und weiß: Hier kann ich zumindest tagsüber Gas geben. Doch seit kurzem ist das nachts geltende Tempolimit von 80 Stundenkilometern für Personenwagen auf den ganzen Tag ausgedehnt.
Zumindest sind die Schilder, die sonst eine Begrenzung auf die Zeit zwischen 22 und 6 Uhr vorschreiben, durchgestrichen. Sollten sich da etwa die Lärmschutzinitiative geplagter Bürger durchgesetzt haben? Schließlich fordern die Anwohner und mit ihnen die Gemeinden entlang der Giesinger Autobahn mittlerweile schon seit Jahrzehnten ein durchgängiges Tempolimit.
Grund für das Tempolimit sind Bauarbeiten
Doch wer sich über die jüngste Beschilderung schon gefreut hat, wird spätestens kommende Woche feststellen: Das war zu früh. Denn das derzeit geltende Tempolimit wird nur von kurzer Dauer sein und ist allein einer Baustellen geschuldet, die die Autobahndirektion Südbayern für dieses Wochenende plant. Hierzu mussten bereits die Mittelleitplanken abgebaut werden, und ohne diese optische Trennung der beiden Fahrbahnen darf höchstens Tempo 80 gefahren werden.
Grund für die neue Baustelle auf der A 995, die erst vor zweieinhalb Jahren einen Flüsterbelag bekommen hat, sind laut Josef Seebacher, Sprecher der Autobahndirektion, Probleme mit der Entwässerung zwischen den Anschlussstellen Taufkirchen und Unterhaching. Hier schließt sich einer Rechtskurve eine Linkskurve an. Weil Wasser in Kurven grundsätzlich nach innen abfließt, braucht es bei einer solche Kombination eine so genannte Querverwindung, die an dieser Stelle aber nicht richtig funktioniert. Dieser Fehler soll an diesem Wochenende nun behoben werden - vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Dazu wird eine Seite der Autobahn gesperrt und der ganze Verkehr auf eine Fahrbahn geleitet.
Kontrolliert wird selten
Solange die Mittelleitplanke also fehlt, können vor allem die Bewohner von Taufkirchen am Wald, die besonders nah an der Autobahn wohnen, etwas Ruhe genießen. Vorausgesetzt natürlich, die Leute halten sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung. Da sind sich die Taufkirchner nämlich gar nicht so sicher. Einige vom Lärm betroffene Bürger gehen sogar davon aus, dass auf dieser Autobahn eh jeder fährt, so schnell er will, da nur äußerst selten die Geschwindigkeit kontrolliert wird.
Bis tatsächlich mal ein durchgängiges Tempolimit an dieser Autobahn eingeführt wird, kann es noch dauern, falls es überhaupt jemals durchgesetzt wird. Die Behörden haben bislang stets ablehnend auf derartige Forderungen reagiert. Auch Seebacher von der Autobahndirektion sieht auf diesem Straßenabschnitt keinen Grund für die Reduzierung der Geschwindigkeit. Er verweist darauf, dass Lärm und Unfallhäufigkeit dafür zu gering seien. Vor Gericht würde ein Tempolimit nicht standhalten, ist er überzeugt.