Kulturstrand:Die Südsee ist überall

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Der Kulturstrand wechselt jährlich seinen Standort: Vor der Uni, am Vater-Rhein-Brunnen, Corneliusbrücke und Nußbaumpark.

Dominik Hutter

Von wegen Isartor: Der Stadtrat hat sich über den Vorschlag von Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle hinweggesetzt und den Kulturstrand 2011 an den Professor-Huber-Platz vor der Universität verlegt. Es folgen: 2012 der Vater-Rhein-Brunnen, 2013 die Corneliusbrücke und 2014 der Nußbaumpark am Sendlinger Tor. Speziell bei dem inmitten einer Grünfläche auf der Museumsinsel gelegenen Vater-Rhein-Brunnen sind allerdings Querelen zu erwarten.

Kulturstrand in München, 2010 Sonnenanbeter in der Strandbar der Urbanauten auf dem Isarbalkon an der Münchner Corneliusbrücke. (Foto: Catherina Hess)

Das Planungsreferat will im Landschaftsschutzgebiet kein Strandspektakel dulden und hat die Idee deshalb vor einigen Jahren schon einmal gekippt. Blume-Beyerle rechnet mindestens mit einem "knackigen Auflagenbescheid".

Die Verwaltung wird nun für die vom Stadtrat in seltener Einmut beschlossenen Standorte eine Ausschreibung starten. Die Urbanauten, die die große Südsee-Party bislang inszenierten, gelten zwar als Favoriten, sind aber keineswegs automatisch gesetzt. Mit Ausnahme der Corneliusbrücke, die nach Einschätzung sämtlicher Stadtratsfraktionen die Ideal-Adresse fürs Aufschütten eines Strandes ist, gibt es allerdings bei sämtlichen Standorten mehr oder weniger gewichtige Einwände - Blume-Beyerle hatte sie deshalb bewusst nicht mehr auf der Agenda.

Am Professor-Huber-Platz gibt es Bedenken aus stadtgestalterischer Sicht wie auch wegen der Anlieger, beim Nußbaumpark gibt Blume-Beyerle die Nähe zum Innenstadtklinikum zu bedenken. Bei der Grünanlage hinter dem Sendlinger Tor kommt noch die problematische Klientel hinzu, die sich nachts dort aufhält. Für Grünen-Fraktionschef Siegfried Benker ist dies freilich eher ein Ansporn: Im Standortkatalog dürfe ruhig auch eine Adresse auftauchen, "die wirklich schwierig ist". Dieser Herausforderung müsse sich der Veranstalter stellen.

Dem Kompromiss im Kreisverwaltungsausschuss war eine lange Standortdebatte vorausgegangen - ursprünglich wollte jeder etwas anderes: SPD und Grüne plädierten anfangs noch für den Fortunabrunnen am Isartor. Die CSU liebäugelte dagegen von Anfang an mit dem Professor-Huber-Platz, hätte aber auch die von Blume-Beyerle angeregte Freifläche an der Dachauer/Schwere-Reiter-Straße akzeptiert, die allerdings den anderen Fraktionen schon wegen ihrer wenig charmanten Lage nicht zu verkaufen war.

FDP-Stadtrat Jörg Hoffmann engagierte sich gegen den Isartorplatz - um dem Stadtbezirk Altstadt-Lehel nicht zwei Strand-Standorte zuzumuten (der andere ist der Vater-Rhein-Brunnen). Allen gemein war die Sympathie für den Brunnen am Deutschen Museum, und so einigten sich die Fraktionen nach kurzer Beratung darauf, ausnahmsweise mal einer Meinung zu sein. Lediglich Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) und Linke-Stadtrat Orhan Akman meldeten Bedenken an - wegen der heiklen Lage des Vater-Rhein-Brunnens im Landschaftsschutzgebiet.

Die Suche nach einem neuen Standort war notwendig geworden, weil man den Anwohnern der Corneliusbrücke das Partytreiben nicht als Dauereinrichtung zumuten wollte. Wobei man wohl besser sagen müsste: dem Anwohner. Denn laut Kreisverwaltungsreferat hat sich lediglich einer beschwert.

© SZ vom 15.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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