Internationales Restaurant "Künstlerhaus":Wie zu Zeiten König Ludwigs II.

Da wäre sogar Ludwig II. neidisch geworden: Das neu eröffnete Restaurant Künstlerhaus erstrahlt in altem Glanz. Nur die Leistung des Service-Personals ist nicht ganz so glanzvoll wie das Essen.

Karl-Heinz Peffekoven

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Internationales Restaurant "Künstlerhaus": Das Künstlerhaus am Lenbachplatz, hier der venezianische Salon, erstrahlt seit seiner Neueröffnung im alten Glanz.

Das Künstlerhaus am Lenbachplatz, hier der venezianische Salon, erstrahlt seit seiner Neueröffnung im alten Glanz.

(Foto: Catherina Hess)

Es sei, aus gegebenem Anlass, ein kurzer Rückblick gestattet. Als das Künstlerhaus noch Lutter & Wegner hieß, bis Ende 2009, da begab es sich, dass Peffekoven dort saß und am Ende des Raums zwei jüngere Damen, Typ Nachwuchsschauspielerin, in seine Richtung blickten und kicherten.

Kein Mann sieht so etwas gern. Peffekoven checkte unauffällig seine Kleidung, konnte aber nichts Peinliches finden. Da huschte es zu seinen Füßen, und eine Maus raste unter dem Tisch hindurch. Die Mädels hatten das Tier gemeint. Der Kellner lächelte mild. Das sei die Hausmaus, trug er vor, die lebe hier hinter den alten Leisten.

Das Restaurant im grandiosen, von Prinzregent Luitpold von Bayern zur Jahrhundertwende eingeweihten Künstlerhaus am Lenbachplatz hat, wie man sieht, eine wechselvolle Geschichte. Die der Hausmaus dürfte nun zu Ende sein. Als Restaurant Künstlerhaus neu eröffnet, strahlt es in altem Glanz und bitte, wer das für ein Klischee hält, soll selbst hingehen: Der große Saal mit Stuckdecke mündet in den venezianischen Salon, einen verspielten Jahrhundertwendetraum mit bemalten Wänden und einem Kronleuchter, der Ludwig II. hätte neidisch werden lassen. Sehr viel schöner wird man in München nicht mehr essen können.

Und gut isst man dazu. Es gibt feine Vorspeisen wie Ziegenkäse mit Thymian und Honig. Die abwechslungsreiche Karte bietet zum Beispiel ein marokkanisch gewürztes Huhn, leicht scharf und mit schön krosser Haut. Das Wiener Schnitzel war schön mürb, die Panade dünn und leicht abnehmbar, wie es sein soll. Auch die Seezunge mit Kapern und Limonenpüree war wunderbar fest und wohlschmeckend.

Das Künstlerhaus hat eine schöne Auswahl offener Weine, etwa einen Greco di Tuffo, Feudi die San Gregorio aus Kampanien, einen herben, trockenen Weißen. Wenn morgens die Sonne durch die hohen Fenster scheint, ist das Haus ein sehr behaglicher Ort für einen kräftigen Brunch, etwa Brioche, Lachs, Rauke, pochierte Eier und Limonen-Crème-Fraiche.

Eine Bar mit halbnackten Nymphen

So viel Gutes muss genügen, scheint sich ein Teil des Service-Personals freilich zu denken. Ein wenig fehlt dem Ort noch die Seele. Der Kellner, der Peffekoven zweimal serviert hat, war zumindest nicht übelwollend, das ist das Beste, was man von dem wortkargen Mann sagen konnte. Ein andermal zankten die Bedienungen zischelnd, wieder ein andermal allerdings tanzte ein junger Kellner mit einem kleinen Mädchen vom Nachbartisch durch den weiten Saal.

Im ersten Stock befindet sich der Künstlerhaus-Grill, wo alles anders ist: Dem kühlen, lederdunklen Ambiente fehlt zwar die Pracht der Beletage unten, dafür ist der Ausblick wunderbar, der Service sehr freundlich und die amerikanisch angehauchte Küche - phantastische Steaks und Sea Food wie frische Austern - ganz wunderbar, freilich teurer als unten.

Am Ende noch ein Tipp an die Betreiber: Fotostrecken wie in der Bar von halbnackten Nymphen, die Wehrmachtsmützen tragen, sprechen ohnehin nicht jeden an. Im Künstlerhaus wirken sie, als hätten Narrenhände auf einer venezianischen Seidentapete herumgeschmiert.

Die Preise: gehoben, beim Wein jedoch an offenen Raub grenzend (0,2 Liter 6 bis 9,80 Euro), aber das ist ja in der Gastronomie inzwischen normal. Hauptspeisen zwischen 13,80 und 22,80, beim Grill zwischen 18 und 28 Euro, letzteres freilich für ein herrliches, au point zubereitetes Charolais-Filet. Dazu noch Beilagen für je 3,50 Euro. Insgesamt kein billiger Spaß, aber auf beiden Etagen ein lohnender.

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