Oberschleißheim:Das Erbe des Heraldikers

Oberschleißheim: Die Villa Hupp gehört zu den Hinterlassenschaften des Künstlers in Oberschleißheim. In dem Gebäude gibt es mittlerweile zwei Ausstellungsräume, die an das Wirken des Heraldikers erinnern.

Die Villa Hupp gehört zu den Hinterlassenschaften des Künstlers in Oberschleißheim. In dem Gebäude gibt es mittlerweile zwei Ausstellungsräume, die an das Wirken des Heraldikers erinnern.

(Foto: Stephan Rumpf)

Otto Hupp hat das bayerische Wappen gestaltet und die Kaisergräber im Dom zu Speyer restauriert. Aber auch in seiner Wahlheimat Oberschleißheim hat er sichtbare Spuren hinterlassen - seine Villa und einen Wald.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Otto Hupp lässt sich überhaupt nicht in irgendeine Kategorie stecken. Er gestaltete Wappen, Geldscheine, Reklame oder Münzen, malte Fresken, war als Imker aktiv, töpferte, zeichnete. Das Werk des Wahl-Oberschleißheimers, der sich selbst immer als Handwerker sah, ist einzigartig.

Von ihm stammte das bayerische Staatswappen, die astronomische Kunstuhr am Turm des Deutschen Museums in München, die Gestaltung des Ingolstädter Rathauses, das heute noch verwendete Logo der Spaten-Brauerei und Wappen vieler deutscher Städte, darunter nicht zuletzt das Oberschleißheimer.

Der 1859 in Düsseldorf als Sohn eines Graveurs geborene Hupp machte sich früh in die Kunststadt München auf. Nach seiner Hochzeit mit Franziska Eilhammer im Mai 1882 zog die Familie aus der Stadt aufs Land, in das aufgelassene Franziskanerkloster Mittenheim. 1891 baute ihm dann sein Freund Gabriel von Seidl an der Mittenheimer Straße in Schleißheim ein Haus, seinerzeit weit abgelegen vom Dorf.

Neben dem Wappen sind dies die weiteren großen Hinterlassenschaften Hupps an Schleißheim: die Hupp-Villa und der Hupp-Wald.

Der Wald ist längst von Häusern umzingelt

Sein Grundstück bewirtschaftete Hupp quasi als Nebenerwerbslandwirt, andere im Lauf der Jahre zusammengekaufte Flächen bepflanzte er mit Bäumen der Heimat. Hier verkaufte er auch selbstgemachten Honig. Der heutige Hupp-Wald, längst von der Besiedlung umzingelt, ist jenseits des Schlossparks die zweite grüne Lunge der Gemeinde Oberschleißheim. Mittlerweile hat ihn die Gemeinde als Naherholungspark erschlossen.

Oberschleißheim: Die Villa Hupp

Die Villa Hupp

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Villa schließlich wurde nach jahrelangem Verfall von der Baugenossenschaft Ober- und Unterschleißheim übernommen, die das künstlerische Kleinod mustergültig saniert und mit zwei Hupp-Gedächtnis-Räumen ausgestattet hat, gestaltet vom Hupp-Biografen, dem Oberschleißheimer Heimatforscher Otto Bürger. Am Samstag präsentierte die Baugenossenschaft das Haus Interessierten. Otto Bürger führte sie durch die Räumlichkeiten.

Ein heller Spaten auf rotem Grund: 1884 gestaltete Hupp für den Münchner Brauer Gabriel Sedlmayr eine Schutzmarke für dessen Biere, wie sie schlichter nicht vorstellbar wäre. Dieses weltberühmte Signet der Spatenbrauerei gehört heute zu den ältesten deutschen Markenzeichen. Zu ihrem 100. Jubiläum im Jahr 1984 urteilte ein Fachmann: "Wenn die Arbeit eines 25-Jährigen noch nach hundert Jahren frisch und unverbraucht wirkt wie der Wappenschild des Spatenbräu, dann war hier ein Meister am Werk. Otto Hupp war ein Meister."

Der Künstler selbst sah sich als Handwerker

Hupp selbst sagte im Alter von 80 Jahren über sich: "Mir war es weder gegeben, noch ist es mir recht, ein Künstler im heutigen Sinne, das heißt von der Akademie, vom Atelier, von Vorträgen und Ausstellungen zu sein. Was ich kann, habe ich allein aus handwerklichem Arbeiten gelernt."

Seine umfangreichste Beschäftigung in seinem umfassenden Repertoire war die Gestaltung von Wappen. In einer 1935 erschienen Informationsschrift über heraldische Arbeiten wurde Hupps diesbezügliches Werk als eine - bis dahin - in Deutschland auf dem Gebiet des Wappenwesens noch nie gebotenen Leistung künstlerischen Hochstands" gepriesen.

Sein Münchner Lehrer Rudolf Seitz formulierte in einem Empfehlungsschreiben: "Je mehr ich die alten Münzen, Medaillen und Siegel bewundere, umso mehr bin ich überzeugt, dass es heute nur einen Künstler in der Welt gibt, welcher sich stolz neben die Alten stellen kann, und das ist Otto Hupp".

Über seine Briefmarken für das Land Bayern urteilte das "Archiv für Postgeschichte in Bayern" 1931, dass Hupp in seinen Entwürfen "dem Wesen der Postwertzeichen und den Bedingungen ihrer künstlerischen Formgebung wohl am besten gerecht geworden" sei. Dem Herkunftsland Bayern hätten sie "über den Erdball überall Ehre gemacht".

Von 1902 bis 1904 erneuerte er für die bayerische Regierung die zerstörten Kaisergräber im Dom zu Speyer. Für diese Leistung wurde er 1906 von allerhöchster bayerischer Stelle als "Königlicher Professor" geehrt. Schleißheim machte ihn zum 70. Geburtstag "in dankbarer Anerkennung für die hochgeschätzten künstlerischen Verdienste um die Gemeinde" zum Ehrenbürger.

Am 31. Januar 1949 starb er in seinem Haus in Schleißheim. Nach seinem Tod wurde eine Straße nach ihm benannt. Wo er beigesetzt wurde, ist bis heute unbekannt. Sein Erbe aber hat die Zeit überdauert.

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