Kritik an Sammlern:Spenden-Aufruhr

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Bei der Feuerwehr ziehen die Ehrenamtlichen, die Einsatz fahren, selbst zum Sammeln los. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Feuerwehren in Neubiberg und Unterhaching werfen dem Malteser Hilfsdienst unsaubere Methoden bei Haussammlungen vor. Sie sehen ihre First-Responder-Dienste in Misskredit gebracht.

Von Iris Hilberth, Unterhaching/Neubiberg

Die Feuerwehren in Unterhaching und Neubiberg sind auf den Malteser Hilfsdienst derzeit schlecht zu sprechen. Sie werfen der katholischen Organisation vor, mit gezielten Falschaussagen ihren Spendentopf zu füllen. Vertreter des Hilfsdienstes mit dem achtspitzigen Kreuz im roten Wappen sind in den vergangenen zwei Wochen in den Gemeinden im südlichen Landkreis von Tür zu Tür gegangen, um Spenden zu sammeln und vor allem Fördermitglieder zu werben. Das allein finden die Feuerwehrleute noch nicht verwerflich, sie sind selbst auf Spenden angewiesen und sammeln einmal im Jahr in Privathaushalten. Allerdings kreiden sie den Maltesern an, mit Drohungen und Angstmache die Leute zum Zahlen zu bringen.

Nachdem zunächst die Feuerwehr Neubiberg mit einer "Warnung vor Spendensammlern" via Facebook an die Öffentlichkeit gegangen war, haben nun auch die Unterhachinger Kollegen auf die unliebsamen Spendensammler reagiert und in einem Brief an die Diözesanleiterin München und Freising der Malteser, Stephanie Freifrau von Freyberg, um Stellungnahme gebeten und eine Rücknahme der unwahren Behauptungen, die Feuerwehr und First Responder betreffen, gefordert.

Feuerwehr befürchtet Vertrauensverlust

Kommandant Christian Albrecht, Vorsitzender Christoph Simon und Vereinsmitglied und Gemeinderätin Claudia Köhler (Grüne) finden: Das Vorgehen der Malteser-Spendensammler schade allen Rettungsdiensten im Landkreis. "Angstmache und Drohungen bringen ehrenamtliche Institutionen, die auf Privatspenden angewiesen sind, in Misskredit und treten das Engagement der vielen Ehrenamtlichen mit Füßen", schreibt die Feuerwehr Unterhaching weiter. Sie befürchtet: "Es droht ein massiver Vertrauensverlust bei den Bürgern im ganzen Landkreis."

Die Vorwürfe gegen die Malteser sind massiv. So soll ein Spendensammler ausgerechnet einem kundigen Feuerwehrmann gegenüber behauptet haben, in Unterhaching gebe es keine First Responder. Die Einsätze müssten von Taufkirchen aus abgedeckt werden. Tatsächlich aber hat die Feuerwehr in Unterhaching zwei First-Responder-Fahrzeuge. "Die sind fast jeden Tag im Einsatz, allein im Jahr 2017 rückten sie 314 Mal aus", sagt Köhler. Auch sei der Feuerwehr berichtet worden, dass an den Haustüren damit gedroht worden sein soll, dass der kostenlose Seniorentransport ohne Spenden nicht weiter möglich sei. "Bei uns gibt es gar keinen kostenlosen Seniorentransport der Malteser, da ist uns nichts bekannt", sagt Köhler.

In Neubiberg sollen die Spendensammler behauptet haben, dass der First-Responder-Dienst in der Gemeinde durch den Malteser Hilfsdienst sichergestellt wird. Diese Einrichtung könne nur durch Spendengeld aufrecht erhalten werden - eine zeitnahe Hilfe im Notfall sei in Neubiberg ohne die Malteser nicht gewährleistet. Tatsächlich betreiben die Malteser in Neubiberg und den angrenzenden Gemeinden überhaupt keinen First-Responder-Dienst. "Dieser wird ausschließlich durch uns sichergestellt", stellt die Feuerwehr Neubiberg klar. Auch sei der First-Responder-Dienst in Neubiberg keineswegs in Gefahr.

Unüblich ist die Beauftragung von Spendendienstleistern nicht

Tatsächlich war ein Team für die Malteser zum Spendensammeln im Landkreis unterwegs, bestätigt Gabriele Rauecker, bei der Hilfsorganisation zuständig für Fundraising und Mitgliederwerbung. Allerdings waren die Leute in den Malteser-Jacken keine ehrenamtlichen Mitglieder, vielmehr handelte es sich laut Rauecker um eigens angeheuerte Außendienst-Mitarbeiter mit erfolgsbezogener Bezahlung. Unüblich ist das nicht, viele Hilfsorganisationen arbeiten mit professionellen Fundraisingfirmen, also Spendendienstleistern. Zu den Vorwürfen der Feuerwehren sagt Rauecker: "Es tut uns leid und wir haben inzwischen reagiert und mit dem Mitarbeiter, einem Studenten, gesprochen, der in Neubiberg gesammelt hat", sagt sie. Sollte er falsche Informationen weitergegeben haben, "war das keine Absicht. Der Mitarbeiter war sehr zuverlässig. Er hatte auch eine geringe Stornoquote", sagt sie. Sein Vertrag sei ohnehin jetzt ausgelaufen, "aber rausgeworfen haben wir ihn nicht", betont sie. Von den Vorwürfen aus Unterhaching wusste sie noch nichts.

Bei der Feuerwehr Unterhaching sieht man das Anheuern von Fremdkräften für das Spendensammeln sehr kritisch. Dort legt man Wert darauf, dass die eigenen Ehrenamtlichen, die auch die Einsätze fahren, in ihrer Uniform zu den Haussammlungen gehen. Köhler sagt: "Die kennen sich aus und wissen, wovon sie sprechen."

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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