Krise im Rotlichtmilieu:Alarm im Sperrbezirk

"Tote Hose" im horizontalen Gewerbe: Sogar das Münchner Rotlichtmilieu leidet unter der Wirtschaftskrise - die Kundschaft bleibt aus.

Susi Wimmer

Im Münchner Rotlichtmilieu herrscht offenbar nach wie vor "tote Hose": "Die Wirtschaftskrise schlägt weiterhin durch, die Leute sparen", sagt Bernhard Feiner von der Kriminalpolizei. Feiner ist Leiter des Kommissariats35, landläufig unter dem Begriff "Sitte" bekannt. Am Mittwoch rückten seine Ermittler zu einer Razzia in Bordellbetriebe und Massagestudios aus. Die "Ausbeute" der Polizei war erneut ähnlich gering wie bei der letzten Razzia.

Krise im Rotlichtmilieu: Im horizontalen Gewerbe in München herrscht Flaute.

Im horizontalen Gewerbe in München herrscht Flaute.

(Foto: Foto: ddp)

Kaum vier Wochen ist es her, dass die "Sitte" Betreiber und Prostituierte unter die Lupe genommen hat: Anlässlich der Messe Bauma Mitte April stellten die Beamten 28 Bordelle auf den Kopf, 323 Prostituierte wurden im gesamten Stadtgebiet kontrolliert, der "Erfolg" der Polizei war allerdings trotz des massiven Aufgebots eher mäßig. Zwei Prostituierte und ein Callboy wurden damals erwischt, weil sie im Sperrbezirk ihre Dienste anbieten wollten.

"Wir kontrollieren natürlich bei größeren Ereignissen die Szene", sagt Feiner. Zur Wiesnzeit etwa oder bei publikumsträchtigen Messen, "da treffen wir mehr Prostituierte und mehr Freier an, das nutzen wir". Dass die Gegenseite auch mit einem Besuch der Polizei zu bestimmten Zeiten rechnet und sich entsprechend vorsieht, versteht sich von selbst. Deshalb bemühe man sich, "nicht berechenbar zu sein", meint Bernhard Feiner. Und die Kripo will bei diesen Aktionen ihre "Infos auffrischen". Also herausfinden, wer im Rotlichtmilieu unterwegs ist, wo sich Brennpunkte befinden, wo Rivalitäten unter den Betreibern herrschen, welche Damen wo anschaffen. Anlässlich der Kontrolle "führen wir da eine Vielzahl von Gesprächen".

Ein Trend, der schon seit längerem anhält, ist der sinkende Anteil deutscher Prostituierter. Hauptsächlich Ausländerinnen aus Ungarn, Rumänien oder Bulgarien verdienen ihr Geld in der Szene. Die sinkenden Preise aber führt Bernhard Feiner nicht auf Billigkonkurrenz zurück, sondern auf die Wirtschaftskrise: Die Freier bleiben aus. Und in München seien aufgrund der Immobilienpreise die Leistungen ohnehin teurer als in anderen Städten. Freier zahlen mindestens 80 bis 100 Euro, "in anderen Großstädten die Hälfte".

Bei der Razzia am Mittwoch ertappte die Polizei in zehn Bordellen lediglich zwei Damen, die Sex ohne Kondome anboten. Sie wurden an das Gesundheitsamt gemeldet, im Wiederholungsfall haben nicht nur die Frauen, sondern auch die Freier mit empfindlichen Zwangsgeldern zu rechnen. Im Sperrbezirk schafften drei Prostituierte illegalerweise an. Sie müssen jetzt mit Strafverfahren rechnen.

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