Nachwachsende Rohstoffe:Der Landkreis baut auf Holz

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Die Jugendbegegnungsstätte in Oberschleißheim ist ein markanter Bau aus Holz. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Eigene Gebäude des Landkreises München sollen künftig nach Möglichkeit aus Holz errichtet werden. Erste Beispiele gibt es dafür bereits.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Insgesamt 24 Stockwerke, Cafés, ein Restaurant, Büros und Wohnungen: 84 Meter wird das höchste nur aus Holz gebaute Haus der Welt bald in den Himmel der österreichischen Hauptstadt Wien ragen. Derart in die Höhe geht es im Landkreis nicht, doch der Baustoff Holz spielt auch hier bereits eine gewichtige Rolle - und die soll nach dem Willen der Kreispolitiker weiter gestärkt werden. Bei allen künftigen Baumaßnahmen des Landkreises wird laut Beschluss des Ausschusses für Bauen und Schulen geprüft, inwieweit Holz genutzt werden kann. Dies schließt auch An- und Umbauten sowie Sanierungen bestehender Gebäude mit ein.

Die Grünen hatten im Juli 2017 einen Antrag im Kreistag eingebracht und dabei die aus ihrer Sicht nachhaltigen Vorteile des regenerativen Baustoffs hervorgehoben: kürzere Bauzeiten, die Energieeffizienz bei der Her- und Bereitstellung, CO₂-Einsparung durch die Dämmung - und den wichtigen Lerneffekt, den Grünen-Kreisrätin Luitgart Dittmann-Chylla am Dienstag in der Ausschusssitzung hervorhob: "Gerade für Schüler ist es ein echter Vorteil, wenn sie in Schulen aufwachsen, die aus Holz gebaut sind." Dies könne bei Kindern ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Rohstoffe immer knapper werden und jeder auf die Umwelt achtgeben müsse, sagte Dittmann-Chylla.

Mit dem Beschluss des Ausschusses wird künftig bei jedem Schulneu-, An- oder Umbau überprüft, ob Holz als zentraler Baustoff verwendet werden kann. Schließlich gehören die weiterführenden Schulen zu den Liegenschaften des Landkreises. Aber auch das Landratsamt könnte demnächst ein neues Stockwerk ganz aus Holz erhalten: Es gibt Überlegungen, auf den zentralen Mittelbau am Mariahilfplatz eine Etage draufzusatteln, um die Kapazitäten im Amt auf diese Weise zu erweitern. "Wenn wir erweitern, wird Holz die oberste Priorität haben", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU). "Schon aus Gründen der Statik."

Der Baustoff hat auch seine Nachteile

Die Kreisräte im Ausschuss waren sich aber auch einig, dass ökologische Aspekte mit ökonomischen in Verbindung gebracht werden müssten. Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) sprach sich wie das gesamte Gremium dafür aus, jedes neue Vorhaben hinsichtlich des Einsatzes von Holz zu prüfen, brachte aber auch Erfahrungen aus seiner Gemeinde ein: "Wir haben beim Anbau unserer Grundschule nur mit Holz gearbeitet - auch innen. Dann hatten wir aber richtige Probleme mit der Lüftung", sagte Panzer. "Wir müssen solche Faktoren berücksichtigen." Neubibergs Rathauschef Günter Heyland (Freie Wähler) sagte, dass es eine "Standardisierung" des Verfahrens brauche, wenn der Landkreis bei der Vergabe von Aufträgen die Holzbauweise präferieren wolle. Göbel stimmte zu und sagte, es müssten dann Architekten berücksichtigt werden, die bereits Erfahrungen mit Holzbauten gemacht hätten.

Diese gibt es auch im Landkreis. Denn seit 1999 seien zahlreiche Gebäude aus Holz errichtet worden, sagte der für Hochbau im Landratsamt verantwortliche Referatsleiter Christian Dauer. Passenderweise das Naturerlebniszentrum des Kreisjugendrings München-Land bei der Burg Schwaneck in Pullach, aber auch die Geschäftsstelle des KJR, zahlreiche Asylbewerberunterkünfte oder der Erweiterungsbau der Rupert-Egenberger-Schule in Unterschleißheim.

Das herausragende Beispiel für nachhaltige und ästhetisch ansprechende Holzbauweise ist aber die Jugendbegegnungsstätte in Oberschleißheim, die selbst kein Turm ist, aber zumindest "Am Tower" genannt wird.

© SZ vom 08.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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