Kreissparkasse:Wenn Geld zur Bürde wird

Kreissparkasse: Bank-Vorstand Josef Bittscheidt erklärte die Bilanz.

Bank-Vorstand Josef Bittscheidt erklärte die Bilanz.

(Foto: Claus Schunk)

Die Kreissparkasse reagiert auf die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank.

Von Bernhard Lohr, Landkreis

Die Kreissparkasse München- Starnberg-Ebersberg hat schon bessere Zeiten erlebt. Bank-Vorstand Josef Bittscheidt sprach am Freitag beim Bilanzpressegespräch von einer "zufriedenstellenden" Entwicklung der Bank im Jahr 2016. Das über Jahrzehnte grundsolide Geschäft der Regionalbank ist angesichts der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Bürde geworden. Die Bank hängt laut Bittscheidt zu 80 Prozent vom klassischen Zinsgeschäft ab. Angesichts von Negativzinsen der EZB schrumpfen da die Gewinnmargen Jahr für Jahr. Eine schnelle Wende sieht der Sparkassenvorstand nicht, der sich allerdings für die Zukunft gewappnet sieht.

Mit einem Sparkurs wird seit längerem gegengesteuert. Der Personalstamm wurde über Abfindungen und Altersteilzeit von 1365 auf 1200 reduziert. Weitere 60 Stellen sollen über die Fluktuation bis 2020 weichen. Die Zahl der Geschäftsstellen sank. Für Privatkunden wurden neue Kontomodelle bei höheren Gebühren eingeführt. An diesem Samstag, 1. April, steigen auch die Gebühren für Geschäftskonten. Eine Gebühr für Barabhebungen plane man aber nicht, versicherte Vorstandsmitglied Andreas Frühschütz. Einige Banken, wie die Sparkasse Erding-Dorfen, wurden für eine solche Gebühr zuletzt von Verbraucherschützern kritisiert.

Große Aufmerksamkeit erregte die Kreissparkasse mit der Entscheidung, vom Stichtag 1. Februar an Kommunen jenseits eines Freibetrags mit einem so genannten Verwahrentgelt in Höhe von 0,4 Prozent zu belasten. "Wir müssen uns schützen", sagte Bittscheidt dazu und verwies darauf, dass 2016 die Einlagensumme um 581 Millionen Euro wuchs, was einem "historischen" Plus von 6,6 Prozent entsprochen habe. Kunden hätten Geld von Banken transferiert, die bereits einen Negativzins verlangt hätten. Dies zu stoppen, sei gelungen. Heuer erwartet der Vorstand einen Einlagenzuwachs in üblicher Größenordnung von etwa 2,5 Prozent.

Die Sparkasse sieht sich auf gutem Weg. Niedrigere Kosten glichen 2017 die Einbußen durch die sich schließende Zinsspanne aus, hieß es in der Bilanzrunde. Man wolle weiter wachsen. Der Gesamtkreditbestand stieg 2016 vor allem wegen des boomenden Bausektors um 491 Millionen Euro auf 8,1 Milliarden. Die Ausleihquote, also das Verhältnis zwischen Einlagen und ausgegebenen Krediten, lag bei 87 Prozent. Das Kundengeschäft legte um eine Milliarde Euro auf 20,5 Milliarden Euro zu. "Wir bleiben die zweitgrößte bayerische Sparkasse", sagte Bittscheidt.

Zahl der Privatkonten steigt

Die Sparkasse baute 2016 ihre Marktanteile aus. Die Zahl der Privatgirokonten stieg um 2,7 Prozent auf 210 000. Und diese Kunden will der Vorstand schonen, soweit er "es betriebswirtschaftlich verantworten" kann. An Privatpersonen, die die Sparkasse als sicheren Hafen für ihre Millionen nutzen wollen, richtet er eine Warnung. Sollte ein Mitbewerber ein Verwahrentgelt für Privatkunden einführen, werde man "Maßnahmen ergreifen, die einen ungebremsten Einlagenzufluss vermeiden". Privatkunden mit kurzfristigen Einlagen bis zu 250 000 Euro - also 98 Prozent - hätten auch im Fall der Fälle nichts zu befürchten.

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