Kreis und quer:Die guten Vorsätze der anderen

Der 1. Januar ist der Tag, sein Schicksal in die Hand zu nehmen. Die SPD im Landkreis erlebt aber, dass das nicht reicht. Sie ist auf Hilfe von außen angewiesen

Kolumne von Martin Mühlfenzl

Ein guter Vorsatz ist ja oft eine Art Selbstkasteiung. Dieser innere - oder auch von anderen auferlegte - Drang, etwas zu verändern und zwingend besser machen zu müssen. Weniger Alkohol und Kippen, mehr laufen und gesünder essen. Die Eltern öfter besuchen und mit dem Partner weniger streiten. Alles verständliche Anliegen. Aber irgendwie doch auch Selbstverständlichkeiten, für die es den 1. Januar eigentlich gar nicht braucht. Und doch ist der Jahreswechsel die Gelegenheit, zu hinterfragen, was in den vergangenen zwölf Monaten besser hätte laufen können - oder manchmal auch schlechter.

Bela Bach, die Frontfrau der Kreis-SPD, wird sicher ins Grübeln kommen. Allerdings wird sie sich kaum fragen, was 2017 für sie persönlich noch alles hätte schiefgehen können. Eher: Was hätte ich anders machen können, um jetzt doch in der Hauptstadt im Bundestag zu sitzen und nicht weiter in der Provinz im Kreistag? Sie wird nach reiflicher Überlegung zu dem Ergebnis kommen, dass ein Einzelner sein Schicksal nicht immer in der Hand hat. Sondern allzu oft auch von etwas Größerem abhängt. Im Falle der 26-jährigen Planeggerin, die zum zweiten Mal als Direktkandidatin bei einer Bundestagswahl gescheitert ist, stellt das Größere ihre eigene Partei dar, die so ziemlich alles dafür getan hat, bei der Wahl im September jenes Ergebnis einzufahren, das - vorerst - als das miserabelste in die wechselvolle Geschichte der Sozialdemokratie eingehen wird. Die SPD hat Bela Bach mit in den Abgrund gezogen.

Das kommende Jahr wird mit der bevorstehenden Landtagswahl für die SPD in Bayern und die einst vor Kraft strotzenden Genossen im Landkreis zum Schicksalsjahr. Für die Chefin der Bayern-SPD Natascha Kohnen aus Neubiberg, die den Absturz zu einer Kleinstpartei verhindern soll - wie auch für die Ismaningerin Annette Ganssmüller-Maluche, die als Direktkandidatin im nördlichen Landkreis vor ihrer letzten Chance und Bewährungsprobe steht. Scheitert sie, ist ihre politische Karriere vorbei. Eine weitere Chance wird es definitiv nicht geben.

Kohnen und Ganssmüller-Maluche werden sich dieser Tage fragen, was sie nächstes Jahr optimieren müssen, um nicht in der politischen Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Nach dem innerparteilichen Rennen um die Direktkandidatur zwischen Ganssmüller-Maluche und Ingrid Lenz-Aktas wird ein Vorsatz sicher lauten, geschlossen in den Wahlkampf zu ziehen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Nur was heißt das in der SPD schon? Ja, der Einsatz Kohnens und Ganssmüller-Maluches im abgelaufenen Jahr war vorbildlich, sie waren präsent, zeigten sich entschlossen. Und doch hängt für beide fast alles davon ab, welche Vorsätze sich die Führung im Willy-Brandt-Haus in Berlin auferlegen wird. Kommen sie dort zur Erkenntnis, die SPD habe 2017 mehr richtig als falsch gemacht, war es das für die Genossen - im Bund, in Bayern und im Landkreis.

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