Kreis und Quer:Danke der Ehre

Heute bekommt fast jeder für irgendwas eine Auszeichnung. Manche möchte man aber gar nicht haben

Kolumne Von Iris Hilberth

Es gibt Dinge, die werden einfach zu wenig gewürdigt. Man könnte doch mal jemanden ehren, der blinkt, wenn er um die Ecke fährt. Oder einen, der die Häufchen seines Hundes aus den Grünstreifen entfernt. Vielleicht wäre es auch nicht schlecht, mal anerkennend zu erwähnen, wenn sich jemand nach dem Pieseln die Hände wäscht. Jetzt wäre die richtige Zeit für den großen Abbiege-Orden oder den goldenen Zamperl-Pokal. Für den am besten gekleideten Bürgermeister, den schrägsten Volkshochschulkurs und das wärmste Mensa-Essen. Denn der Spätherbst ist immer auch die Zeit der Ehrungen. Es gibt wohl keine Organisation, keine Branche und keine Gemeinde, die in den Wochen vor Weihnachten nicht silberne Ehrennadeln, glänzende Verdienstorden oder bunte Abzeichen an Revers heftet.

Aber wer soll sie bekommen? Die richtige Auswahl zu treffen, ist schwierig, und so nimmt die ganze Ehrerei mitunter Ausmaße an, die Zweifel aufwerfen. In Hohenbrunn wurde kürzlich intensiv darüber diskutiert, ob die Ehrung für Ehrenamtliche überhaupt Sinn ergebe, wenn jeder Spezl vorgeschlagen wird, der mal am Christkindlmarkt die Wurst auf dem Grill gewendet hat. Man blieb trotzdem dabei. Denn irgendwie ist man ja auch stolz darauf, so viele verdiente Bürger zu haben. Wie etwa auch in Baierbrunn, wo das Küren der Gewinner des Blumenschmuckwettbewerbs jedes Jahr der Höhepunkt der Bürgerversammlung ist.

Das sind schließlich auch Preise, die jeder gerne entgegennimmt. Die Oscars des Landkreisbürgers. Zweifelhafte Auszeichnungen wie die "Goldene Himbeere" oder den "Ig-Nobelpreis" für unnütze, unwichtige und skurrile wissenschaftliche Arbeiten werden anderswo vergeben und über preisgekrönte Themen wie "Oralsex bei Flughunden" oder den "Nutzen von Schleimpilzen bei der Planung von Eisenbahntrassen" wurde ebenfalls nicht an den Universitäten in Garching und Neubiberg geforscht.

Feststellen lässt sich aber: Längst haben Ehrungen den Charakter des Besonderen verloren. Jeder bekommt eine Urkunde, auch der Letzte einen Pokal. Die Dinger stauben anschließend im Regal ein und in einem halben Jahr weiß keiner mehr, wofür er die eigentlich erhalten hat. Natürlich gibt es auch Auszeichnungen, die über all dem stehen. Friedl Häusler, die sich seit 55 Jahren ehrenamtlich für den Sport engagiert, hat diese Woche zu Recht den Ehrenring des Landkreises erhalten. Auch die Feuerwehrmänner, Retter und sonstigen freiwilligen Helfer haben Ehrungen verdient. Keiner will ihre Preise schmälern. Und die Bayerische Verfassungsmedaille bekommt auch nicht ein jeder. Dafür Leute wie die Pullacherin Regine Sixt. Sie, bekannt durch eine Autovermietung, erhielt die Medaille diese Woche - obwohl ihr Name in den Paradise Papers auftaucht. Aber das ist offenbar kein K.o.-Kriterium.

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