Kreis und quer:Damit das Leben weitergeht

Wejsada, Sabine

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Landrat Christoph Göbel sagt nach den schrecklichen Ereignissen der vergangenen Tage, wir müssen wieder mehr auf uns Acht geben. Das ist genau so notwendig wie das Recht, Trauer tragen zu dürfen - und inne zu halten

Von Sabine Wejsada

Eine Woche der Trauer liegt hinter uns. Nach dem Amoklauf in München haben auch die Menschen im Landkreis innegehalten und ihr Mitgefühl ausgedrückt für die Opfer und deren Familien. Vielerorts wurden Veranstaltungen abgesagt, Fußballspiele verschoben oder Sommer- und Kulturfeste auf einen unbestimmten Zeitpunkt verlegt. Geleitet vom Respekt vor den Betroffenen, aus Pietätsgründen und aus dem Gefühl heraus, dass es eben nicht passt zu feiern so kurz nach den Bluttaten von München und Ansbach.

Kritiker mögen einwenden, dass genau das der falsche Weg sei. Dass auf diese Weise die Angst gewinnt über den Alltag. Sie fordern, dass die Menschen nicht aufhören dürfen, ihr Leben zu leben, so wie sie es wollen. Sonst würde man Amokschützen oder Attentätern das Wort reden. Doch das ist Unsinn. Der Mensch muss nach derartigen Geschehnissen sehr wohl innehalten und zumindest für eine Zeitlang ruhig werden.

Ein "Jetzt erst recht!" ist beileibe nicht geboten in solchen Zeiten wie diesen. Eine Woche der Trauer, wie sie der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter ausgerufen hat, tut allen gut. Den Familien der Opfer, den Freunden, den Bekannten, den Mitschülern, den Zeugen, aber auch all den Unbeteiligten, denen der Schrecken angesichts der Bilder in die Glieder gefahren ist, weil so etwas Furchtbares passiert ist.

Landrat Christoph Göbel hat nach der Schießerei in München in einem Interview gesagt, die Gesellschaft müsse lernen, wieder mehr aufeinander zu schauen, mehr aufeinander Acht zu geben. Genau das ist der springende Punkt. Es braucht Achtsamkeit und Empathie in einer individualisierten Welt und schnelllebigen Zeit, in der sich Nachrichten über solch schreckliche Ereignisse in Sekundenschnelle verbreiten. Damit diese Absender und Empfänger weiter schrecken und sie nicht im schlimmsten Fall abstumpfen und kalt werden lassen.

Der Mensch muss innehalten, um danach mit dem Gefühl der Unsicherheit etwas besser umgehen zu können. Und er muss trauern dürfen, betroffen sein dürfen und gemeinsam mit anderen einen Weg suchen, um mit der Last des Geschehenen umgehen zu können. In den Familien und in den Schulen des Landkreises wurde in dieser Woche viel gesprochen und getrauert in Stunden der Stille. Ein Moment der inneren Einkehr, des Durchatmens - all das hilft. Gerade Kindern und Jugendlichen, denen die Ereignisse wegen ihres Alters besonders viel Angst machen.

Die Menschen im Landkreis München haben wie ihre Nachbarn in München und die Bürger von Ansbach eine schlimme Woche hinter sich. Ihre Solidarität mit den Betroffenen macht Mut, gibt Hoffnung und ein gutes Gefühl. Das Leben darf weitergehen. Vielleicht nicht unbeschwert, aber wieder frohgemut.

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