Kreis und quer:Da faucht der Panther

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Prominente Vertreter der Landkreis-CSU und das oberbayerische Wappentier müssen einsehen, dass aller Aufschwung endlich ist

Von Martin Mühlfenzl

Stolz und angriffslustig fährt er im linken unteren Eck des bayerischen Wappens seine Klauen aus, der blaue Panther. Dabei zischt ihm die rote, gespaltene Zunge aus dem Mund, einem der geschmeidigsten und reaktionsschnellsten Läufer der Tierwelt. Auf dem Wappen des Freistaates repräsentiert er den altbayerischen Bezirk Oberbayern - und, die Oberbayern würden es am liebsten verschweigen, auch die Niederbayern. Sind ja irgendwie auch Altbayern. Andererseits wirkt der majestätische Panther auch so, als würde er am liebsten nach links aus dem Staatswappen davonlaufen - bloß weg von all den anderen, den Schwaben, den Franken, den Oberpfälzern.

Ist ja auch zum Davonlaufen, wenn sich diese Auswärtigen zusammenrotten und nichts Besseres zu tun haben, als sich gegen die stolzen Oberbayern zu verschwören. So geschehen auf dem Parteitag der CSU vor einer Woche, als sich diese anderen Bayern nicht nur erdreisteten, den eigenen Parteichef bei dessen Wiederwahl mit unterirdischen 87,2 Prozent abzustrafen, sondern gleichzeitig auch noch den mittlerweile nicht mehr ganz so mächtigen Vertretern des mächtigen Kreisverbands München-Land den Einzug in den Parteivorstand verweigerten. Der eine, der Bundestagsabgeordnete Florian Hahn, wurde nicht mehr in das erweiterte Führungsgremium gewählt; die andere, die Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer-Stäblein, scheiterte bei ihrer ersten Kandidatur. Da grinste sich der Franke Söder eins, während der Oberbayer Seehofer innerlich wohl schäumte - und der ebenfalls blaue Panther im Wappen seiner Heimatstadt Ingolstadt die schwarzen Augen verdrehte.

Die Watschn der Bezirksverbände aus Schwaben, Franken und der Oberpfalz traf Horst Seehofer mit Wucht - und hinterließ auch bei den beiden Aushängeschildern der Kreis-CSU merkliche Schrammen. Und ein Gefühl der Ohnmacht, das die beiden Mächtigen eigentlich kaum kennen. Denn bisher verlief der Aufstieg Hahns und Schreyer-Stäbleins ohne nachhaltige Abstürze - Hahn sonnt sich mittlerweile als Mitglied des Verteidigungsausschusses gern im Glanz von der Leyens und agiert als Experte in den elitären Zirkeln deutscher Polittalks; Schreyer-Stäblein ist als stellvertretende Fraktionschefin im Landtag so etwas wie die Dompteurin der Herzkammer der CSU und ganz nah am Ministerpräsidenten dran.

Doch genau das kann einem ja irgendwann auch zum Verhängnis werden. Geschmeidig und reaktionsschnell haben sich die beiden Schwergewichte der Landkreis-CSU bisher die Karriereleiter raufgearbeitet. Doch ausgerechnet die eigene Partei hat den beiden aufgezeigt, dass aller Aufschwung endlich ist. Für einen Oberbayern und eine Oberbayerin muss das ein komisches Gefühl sein.

© SZ vom 28.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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