Kreis-SPD:Aus dem Häuschen

Hofbräuhaus SPD, Wahlkampfauftakt der SPD-Bundestagskandidatin von München-Land, Bela Bach aus Planegg

Beflügelt vom plötzlichen Aufwind: die SPD-Kreisvorsitzende und Bundestagskandidatin Bela Bach beim Wahlkampfauftakt im Hofbräuhaus.

(Foto: Florian Peljak)

Bei ihrem Wahlkampfauftakt im Münchner Hofbräuhaus berauschen sich die Sozialdemokraten am Martin-Schulz-Effekt

Von Martin Mühlfenzl

Über seinen Leberkäse gebeugt - "meine erste Mahlzeit heute!" - kann Peter Paul Gantzer am Eingang zum Wappensaal im Hofbräuhaus seine Begeisterung kaum verbergen. "Haben Sie es schon gesehen?", fragt der Grandseigneur der SPD im Landkreis München jeden, der am Donnerstagabend zwangsweise an ihm vorbei muss; schließlich hat er seinen Tisch direkt an der Doppeltür aufgebaut, um Besucher gleich zur Unterschrift und damit zum Eintritt in die SPD zu bewegen.

Die Aufregung, die Gantzer verspürt, hat seine gesamte Partei seit gut einer Woche erfasst, seit Martin Schulz als Kanzlerkandidat designiert ist. Doch in diesem Moment - es ist kurz vor 19 Uhr und damit kurz vor dem Wahlkampfauftakt der Kreis-SPD für die Bundestagswahl - erreicht sie im Münchner Hofbräuhaus noch einmal neue Dimensionen. Über alle Nachrichtenkanäle laufen zwei Zahlen des aktuellen Deutschlandtrends, die eine sozialdemokratische Ekstase auslösen: 28 Prozent für die SPD im Bund, 50 Prozent in der Kanzlerfrage für Martin Schulz.

Dass dennoch nur etwas mehr als 60 Genossen den Weg in den Wappensaal gefunden haben, führt Natascha Kohnen, die Landtagsabgeordnete, Noch-Generalsekretärin und seit Freitag voraussichtlich Bald-Landesvorsitzende, auf die derzeitige "Grippewelle" zurück. Eine andere Welle gleicht das aus: die der Parteieintritte. "25 seit zwei Wochen" vermeldet die SPD-Kreisvorsitzende Bela Bach für den Landkreis. "Mehr als 400" sagt Natascha Kohnen auf den Freistaat bezogen. Und dann ist da noch Thorsten Schäfer-Gümbel, der hessische SPD-Chef und Gastredner des Abends. "Der Start mit Martin Schulz hätte fulminanter nicht sein können", sagt er. "Mehr als 2500 Menschen sind in den vergangenen Tagen in die SPD eingetreten. Diese Kraft und den Schwung dürfen wir mitnehmen."

Schäfer-Gümbel ist nach München gekommen, um erstens seine alte Heimat zu besuchen - er ist in Oberstdorf geboren - und zweitens der leidgeprüften Bayern-SPD zu helfen, "nach Nackenschlägen durchzustarten", wie er sagt. Den Genossen aus dem Landkreis gewährt der stellvertretende Chef der Bundes-SPD auch einen Einblick in das Innenleben des Vorstands. Sigmar Gabriel habe schon längere Zeit offen gesagt, dass er nicht die Kraft und das Standing habe, um die Partei zu einem Erfolg bei der Bundestagswahl zu führen. Mit Martin Schulz ergebe sich eine neue Chance für die SPD: "Denn Martin Schulz steht für Glaubwürdigkeit. Er hat einen Plan. Und genau den haben viele in den letzten Jahren auch innerhalb der SPD vermisst." Zwei große Themen, sagt Schäfer-Gümbel, würden den Wahlkampf bestimmen: der soziale Zusammenhalt und Gerechtigkeit.

Dann wendet sich der hessische SPD-Chef dem Thema Flüchtlingspolitik zu: "Manchmal ist es unerträglich zu sehen, wie Flüchtlinge von den Populisten instrumentalisiert werden." Und er ergänzt: "Von Horst Seehofer aus der Staatskanzlei heraus und den Gaulands dieser Welt." Für die zentralen, drängenden sozialen Fragen aber seien die Flüchtlinge nicht die Ursache - und auch nicht verantwortlich zu machen.

Was folgt, ist ein sehr technokratischer Ausblick auf die Steuerpläne seiner Partei, die Schäfer-Gümbel mit entwickeln soll: eine gerechtere Erbschaftssteuer und höhere Abgaben für Vermögende sowie eine echte Verkehrswende samt Konzentration auf moderne Techniken. Das sind Themen, die auch Bela Bach, die Kreisvorsitzende und Bundestagskandidatin, in ihrem Wahlkampf betonen will. Mit einem sehr konkreten Ziel: "Wir wollen wieder stärkste Kraft im Bund werden." Das hören die Genossen an diesem Abend gerne.

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