Konzertreihe:Die Welt zu Gast bei Brüdern

The Kenny Garrett Quartet perfom in Szczecin

Der Saxophonist Kenny Garrett gastierte am 30. Oktober in Ottobrunn.

(Foto: Jerzy Undro/dpa)

Cornelius Claudio und Johannes Tonio Kreusch holen Jazz-Größen nach Ottobrunn

Von Udo Watter, Ottobrunn

Auch wenn in der Rockmusik das elaborierte Zerstören von Instrumenten eine Zeitlang zu einer Kunstform erhoben wurde - vor allem die Jungs von The Who und Jimi Hendrix taten sich hier hervor - ist doch gewöhnlich die Romanze des Musikers mit seinem Instrument eine besonders zärtliche. Das gilt natürlich für die Protagonisten von per definitionem kultivierteren Genres wie Klassik oder Jazz noch mehr als für die Helden des Heavy Metal. Die Geigerin Anne Sophie Mutter etwa sagt über ihre Stradivari, sie sei ihr "künstlerisches Ich." Insofern kann man auch den Stolz von Cornelius Claudio Kreusch verstehen, als ihm Mitte der Neunziger während einer gemeinsamen Arbeit an einem Album der Saxofonist Kenny Garrett sein geliebtes Instrument überreichte und ihn bat, es im Auto zu transportieren. Kreusch, selbst renommierter Jazz-Pianist, empfand dies als Ehre und ungewöhnlichen Vertrauensbeweis eines Superstars: "Kenny Garrett ist für mich der beste Jazz-Saxofonist der Welt."

Der 54-jährige Detroiter, der mit Miles Davis, Pat Metheny oder John Scofield zusammengespielt und hochkarätige Preise gewonnen hat sowie dreimal für den Grammy nominiert war, ist eine der großen Nummern bei den diesjährigen "Ottobrunner Konzerten." Am 30. Oktober gastiert das Kenny Garrett Quintet im Wolf-Ferrari-Haus. "Ich bin sehr stolz. Wir haben wieder Musiker, die wirklich Weltruhm genießen", erklärt Cornelius Claudio Kreusch, der mit seinem Bruder Johannes Tonio als künstlerischer Leiter der Reihe fungiert.

Bei einem Pressegespräch stellen die beiden zusammen mit dem Leiter des Wolf-Ferrari-Hauses Horst Frank und Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer das Programm 2015 vor. Schon der Auftakt unterstreicht Kreuschs Worte: Los Romeros, das wahrscheinlich bekannteste klassisches Gitarrenensemble der Welt, wird am 25. April die Reihe eröffnen. Vieles deutet darauf hin, dass es eines der letzten Konzerte des Quartetts um den legendären Pepe Romero ist. "Er ist vielleicht der einzige Gitarren-Superstar, den man auch als Nicht-Fachmann kennt", glaubt Johannes Tonio Kreusch. Für dieses Konzert gibt es nur noch wenige Karten.

Man darf auch davon ausgehen, dass der Auftritt von Al Di Meola am 13. Juni hohe Resonanz erfährt. Der US-Amerikaner, der mittlerweile in München lebt, wird immer wieder als "schnellster Gitarrist der Welt" bezeichnet und ist seit dem über zwei Millionen Mal verkauften Live-Album "Friday Night in San Francisco", das er Anfang der Achtziger mit Paco de Lucia und John McLaughlin einspielte, einem breiteren Publikum ein Begriff. "Es ist etwas besonderes, ihn hier in so einem intimen Rahmen zu erleben", sagt Johannes Tonio Kreusch, "da er normal nur in großen Hallen auftritt." In Ottobrunn wird der 1954 in Jersey City geborene Di Meola als Teil eines Trios auftreten und das Programm "Beatles & more" präsentieren.

Weltstars zu moderaten Preisen zu holen und die Gelegenheit bieten, sie auch über das Konzert hinaus kennenzulernen - im "Meet the Artist"-Gespräch oder in Workshops - ist ja die Maxime, die sich die Kreuschs auf die Fahnen geschrieben haben. Und auch wenn sie als Bewerber der Reihe mitunter sehr schwärmerisch artikulieren und mit Superlativen großzügig umgehen, kann man ihnen den Stolz auf das Erreichte nicht verdenken.

Die Brüder Kreusch selbst als Weltstars zu bezeichnen, wäre zu hoch gegriffen, aber in Fachkreisen haben beide einen guten Namen. Cornelius Claudio als virtuoser Jazz-Abenteurer am Piano, Johannes Tonio als eher klassischer Gitarrist, der auch als Komponist Meriten erworben hat. Sie sind, jeder auf seine Weise, eindrucksvoller Musiker. In Ottobrunn, der Gemeinde, in der sie aufgewachsen sind, werden sie nun am 21. Mai ein Herzensprojekt vorstellen: Unter dem Titel "Two Worlds One" treffen sie im Wolf-Ferrari-Haus auf die brasilianische Sängerin Badi Assads und den Perkussionisten Jamey Haddad. Es ist ein CD-Release-Konzert, das Album wird Mitte 2015 veröffentlicht. Die Geschichte dieser CD-Aufnahme ist eine besondere, sie nahm ihren dramatischen Anfang in den Tagen rund um den 11. September 2001, als die Kreuschs in New York lebten - und nach diversen Unterbrechungen wurde "Two Worlds One" jetzt fertig gestellt. Unter dem Motto "World meets Jazz"wird das Eins-Werden unterschiedlicher Persönlichkeiten, Stile und Ideen angestrebt. Badi Assad ist eine der einflussreichsten Sängerinnen und Gitarristinnen Brasiliens, die mit Künstlern wie Bobby McFerrin oder Seu Jorge zusammen gearbeitet hat. Jamey Haddad ist wohl der weltweit beste Hand Drummer, Mitglied der Paul Simon Band und tourt derzeit auch mit Sting.

Bürgermeister Loderer ließ es sich bei der Programmvorstellung nicht nehmen, gerade auch für dieses Konzert - quasi mit zwei Söhnen der Gemeinde - zu werben. Von den Namen her kann dieser Auftritt eben nicht ganz mit den anderen Veranstaltungen der Reihe mithalten, aber "Two Worlds One" verspricht eine spannender, berührender Abend zu werden, bei dem nicht zuletzt eine sensible, zerbrechliche musikalische Welt in den Fokus rückt. Cornelius Claudio Kreusch wird auch bei der Abschlussveranstaltung der "Ottobrunner Konzerte" am 4. Dezember mitwirken. Beim "Jazz-Piano Marathon" den es 2014 Jahr zum ersten Mal gab, spielt er heuer neben Größen wie Aydin Esen, Jeff Gardner oder Simon Nabatov. Die Gefahr, dass einer der Künstler danach den Flügel zerstört, dürfte minimal sein.

Weitere Informationen unter www.ottobrunner-konzerte.com. Der Erwerb von Tickets und Workshop-Anmeldungen sind unter 089/608 08 301 möglich sowie per E-Mail über wfh@ottobrunn.de.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: