Konzerte:"Angie" von der Jukebox

Bei der ersten Langen Nacht der Musik in Höhenkirchen-Siegertsbrunn fanden vor allem unbekannte Bands und Musiker eine Gelegenheit, vor Publikum aufzutreten - und in vollen Sälen. In Workshops konnten die Besucher auch selbst musizieren

Von Nadja Tausche, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Jazz im Gymnasium, Kinderklavierkonzerte im Pfarrzentrum und Bauchtanz in der Grundschule - am Samstagabend drehte sich in Höhenkirchen-Siegertsbrunn alles um Musik. Zum ersten Mal hat der Arbeitskreis Zusammenleben in diesem Jahr die Lange Nacht der Musik organisiert. "Wir machen das zur Unterhaltung und zur Anregung, Musik zu machen", sagt Diana Müller, Sprecherin des Arbeitskreises. Zuhörer konnten sich Konzerte verschiedener Musikrichtungen anhören und im Rahmen von Workshops auch selbst Musik machen: Im Obertonsingen-Workshop der Volkshochschule Südost probierten Teilnehmer Grundtechniken dieser Gesangstechnik aus, auf der Open Stage konnte jeder auf der Bühne seine Musik präsentieren.

Auch bei Bernhard Emmerling konnten die Zuhörer im weiteren Sinne mitmachen. Der hatte im Rathaus eine Jukebox aufgebaut, bei der Zuhörer mithilfe eines Tastenfelds das nächste Lied wählen konnten. Ob "Angie" von den Rolling Stones oder "I don't believe you" von Pink, Emmerling schaltete die Playback-Version des Songs an und spielte den Part der E-Gitarre selbst. Die Jukebox habe er selbst gebaut, sagt Emmerling; früher habe er im Bayerischen Staatsorchester gespielt und dann beim Eintritt in die Rente vor drei Jahren die Idee mit der Jukebox gehabt. Die Songs, die er spielt, klingen wie die Originale - sind aber nicht identisch, betont Emmerling: "Ich spiele schon mit eigenem Einschlag, sonst kann man ja gleich die CD reintun."

Schon im Januar hatten die Mitglieder des Arbeitskreises begonnen, Bands anzufragen und die Räumlichkeiten zu suchen. "Außerdem haben wir jedes einzelne Lied an die Gema geschickt", sagt Müller, die musste dann die Genehmigungen erteilen. Zwölf Mitglieder des Arbeitskreises waren an diesem Abend an den verschiedenen Stationen verteilt, sie arbeiteten genauso wie die Bands ehrenamtlich. Der Eintritt war für die Besucher frei. Die Ausgaben des Abends finanzierte die Gemeinde, denn er ist ein Beitrag zum Kulturjahr, das Höhenkirchen-Siegertsbrunn für dieses Jahr ausgerufen hat. Wichtig sei ihnen gewesen, unbekanntere Bands zu finden, so Müller. Zwar seien mit der örtlichen Blaskapelle und dem Leonhardi-Ensemble auch etablierte Musikgrößen dabei, dazu seien aber einige kleinere Bands gekommen.

Zu denen gehörte die Band "JB and friends". Sängerin Jaqueline Sampaio und ihr Mann Bernhard Hamberger an der Gitarre spielen normalerweise in verschiedenen Kneipen auf Thailand, wenn sie dort im Urlaub sind, oder bei kleineren Events wie in diesem Jahr auf dem Wendelstein-Festival. Weil eines der vier Bandmitglieder an diesem Samstag wegen Krankheit ausfiel, ist spontan Bernhard Emmerling eingesprungen - der mit der Jukebox. Das habe gut funktioniert, meinten nicht nur die beiden Musiker: Immerhin war der Saal bei ihrem Auftritt so voll, dass Leute vor der Tür im Stehen zuhörten. Die Idee einer Langen Nacht der Musik finden sie sehr gut, nur die Zeiten könne man etwas nach hinten verschieben, den Beginn um 17 Uhr finden sie zu früh.

Konzerte: Auf der Open Stage durfte jeder spielen, hier greift Eva Klaus zur Gitarre.

Auf der Open Stage durfte jeder spielen, hier greift Eva Klaus zur Gitarre.

(Foto: Claus Schunk)

Auch Schüler zeigten an diesem Abend die Fortschritte, die sie im Unterricht gemacht haben. Im Gymnasium Höhenkirchen fanden zwei Kammerkonzerte statt, außerdem traten der Mittel- und Oberstufenchor sowie die Big Band auf. "Die Schüler waren Feuer und Flamme", sagte Lehrer Heinz Dauhrer: Es sei sehr schön gewesen zu sehen, wie alle mitmachen. Dauhrer unterrichtet das Spielen von Blechblasinstrumenten, an diesem Abend trat er aber auch selbst auf. Er ist einer der vier Musiker des Dreiklang-Jazzquartetts.

Die Jazzmusik ist schwungvoll, schnell, Kontrabass und Gitarre geben den Rhythmus vor, Trompete und Saxofon spielen ein Solo nach dem anderen. Nach jedem davon klatschten die Zuschauer, fast alle Plätze der Aula waren belegt. Genau das finde er toll, sagt Dauhrer: "Musik bringt Menschen zusammen." Auch Zuhörerin Patricia Kappen findet die Idee einer Langen Nacht der Musik gut. Sie war mit ihren Söhnen hergekommen, die beiden spielen Schlagzeug und Trompete.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: