Landräte bei Verkehrskonferenz:Der Norden setzt auf Eintracht

Landräte bei Verkehrskonferenz: Raus aus der Staufalle: Die Politiker im Münchner Norden arbeiten gemeinsam an neuen Wegen der Mobilität.

Raus aus der Staufalle: Die Politiker im Münchner Norden arbeiten gemeinsam an neuen Wegen der Mobilität.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

Die Verkehrsprobleme in der Region München sind nur gemeinsam zu lösen: Landräte und Bürgermeister arbeiten daran, die Mobilität zu vernetzen - mit Radschnellwegen, Elektrobussen und besseren S-Bahn-Verbindungen. Zwei Gutachten sollen Fakten liefern.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Um die Verkehrsströme in der wachsenden Region München zu bewältigen, haben sich die Landräte und Bürgermeister der nördlichen Landkreise und aus der Landeshauptstadt München zur einer zweiten Verkehrskonferenz in Dachau zusammen gefunden. Ergebnis der zweieinhalbstündigen Debatte: Es werden Gutachten in Auftrag gegeben. Zwei an der Zahl, deren Ergebnisse im Jahr 2018 erwartet werden.

Direktverbindungen zwischen den Städten im Großraum, die nicht den Umweg über München nehmen. Mehr Buslinien, mehr Autobahnausfahrten, bessere Radwege: Über das, was die Menschen im Großraum München brauchen, sind sich die Landräte von München, Dachau und Freising sowie Bürgermeister von Kommunen aller drei Landkreise und Vertreter von sechs Münchner Stadtbezirken soweit einig. Im Oktober haben sie ihre Zusammenarbeit in der sogenannten Dachauer Erklärung festgeschrieben. Der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU) ist Gastgeber und Organisator der Verkehrskonferenz, die im Herbst zum dritten Mal tagen soll.

Landrat Göbel warnt davor, dass die Region an ihrem Erfolg erstickt

Bis all die Dinge, die man im Grunde schon jetzt brauchen könnte, in die Tat umgesetzt werden, wird aber noch viel geredet und sehr viel Papier beschrieben werden. Immerhin: Es gibt ein Bekenntnis zu den Problemen der Region. Der Münchner Landrat Christoph Göbel (CSU) bringt es so auf den Punkt: "Wir sind eine unglaublich erfolgreiche Region, doch wenn wir die Infrastruktur nicht verbessern, drohen wir an diesem Erfolg zu ersticken." Göbel rechnet nicht damit, dass genügend Wohnraum für alle, die im Großraum München arbeiten, geschaffen werden kann. Umso wichtiger sei ein belastbares Verkehrsnetz. Er spricht von vernetzter Mobilität - also zum Beispiel von Rad- und S-Bahnverkehr und neuen Mobilitätssystemen, damit meint er zunächst einmal Elektrobusse.

Der Landkreis München hat das Schweizer Institut Ernst Basler und Partner mit einer Verkehrsstudie beauftragt, zu der auch die Bevölkerung befragt wurde. Ziel ist, herauszufinden, welche Verkehrsverbindungen wie stark genutzt und welche noch benötigt werden. Man habe mit 100 Rückmeldungen gerechnet, sagt Göbel, eingegangen seien mehr als 2000 qualifizierte Anregungen. Im Herbst erwartet er Ergebnisse der Studie, die über den Landkreis München hinaus interessant sein dürften.

Der Planungsverband will ein überwölbendes Riesengutachten zum Verkehr

Eine eigene Verkehrsstudie wird derzeit auch für die Kreise Erding und Freising unter Beteiligung der Flughafengesellschaft gemacht. Im Landkreis Dachau wird hingegen ein Verkehrsentwicklungskonzept in Zusammenarbeit mit allen Gemeinden erstellt. Hinzu kommen soll nun also ein weiteres überwölbendes Riesengutachten, das der Planungsverband äußerer Wirtschaftsraum vorbereitet und heuer in Auftrag geben soll. Zudem soll eine Studie über die Möglichkeiten eines S-Bahn-Nordrings erstellt werden.

Jede Menge Papier, aber die Landräte beeilen sich, auch konkrete Projekte vorzustellen. Weil alles, was die Bahn betrifft, immer furchtbar lange dauert, konzentriert man sich auf Busse und Radwege. So werde eine Busverbindung zwischen Fürstenfeldbruck und Dachau konzipiert, sagte Landrat Löwl. Über eine Verbindung zwischen Röhrmoos und Oberschleißheim solle zumindest nachgedacht werden. Als Pilotprojekt bezeichnet er eine geplante Verbindung zwischen Dachau und Am Hart in München. Zudem werde an einem Radschnellweg Richtung München geplant. An Autofahrer wird auch gedacht: Das Planfeststellungsverfahren zur Ostumfahrung Dachau werde vorangetrieben.

Zwischen Freising und Garching soll ein Radschnellweg kommen

Wie so ein Radwegschnellweg aussehen kann, werden sich die Dachauer in absehbarer Zeit zwischen Freising und Garching anschauen können. Zwischen den beiden Außenposten der Technischen Uni München sollen Radler bald besser pendeln können. Der Freisinger Landrat Josef Hauner (CSU) sagte zum Flughafen: "Wir müssen erst einmal die bestehenden Verkehrsprobleme lösen, bevor wir an eine dritte Startbahn denken können."

Im Herbst soll die Verkehrskonferenz ein drittes Mal tagen. Sollte für diesmal der bayerische Minister Joachim Herrmann der Veranstaltung Bedeutung verleihen, soll es dann Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sein. Die Lokalpolitiker sind entschlossen, für die Interessen der Region zu trommeln. Auch in Berlin.

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