Kommunalwahl im Landkreis München:Ein Posten mit Anspruch

Kommentar zum Wechsel im Landratsamt

Von Günther Knoll

Dass man aus Niederlagen lernen kann, das hat die CSU im Landkreis München erkannt. Vor sechs Jahren hatte sie überraschend den Posten des Münchner Landrats an die SPD verloren. Damit das nicht noch einmal passieren würde, hat sie diesmal sich schon frühzeitig auf einen Kandidaten festgelegt und mit den Wahlkampf begonnen. Dass sie den jetzt in den zwei Wochen bis zur Stichwahl noch einmal forcierte, zahlte sich aus: Christoph Göbel hat das Landratsamt für die CSU zurückerobert gegen die SPD-Herausforderin Annette Ganssmüller-Maluche, die ihm alles abverlangte und sich als vermeintliche Not-Kandidatin mehr als achtbar schlug.

Dass damit die alte Ordnung wiederhergestellt ist und die SPD-Landrätin Johanna Rumschöttel nur eine Episode war, das scheint ihrem Nachfolger und auch seiner Partei bewusst. Rumschöttel hat eine Behörde, der man in der Person ihres Vorgängers Heiner Janik soziale Kälte vorgeworfen hatte, neu geordnet. Gleichzeitig hat sie es geschafft, dass der Kreistag über die Fraktionen hinweg zukunftsfähige Konzepte für den Landkreis verabschiedet hat. Göbel ist offenbar klug genug, das zu erkennen. Allein sei ein Landrat nichts, sagte er gleich nach seinem Wahlsieg. Deshalb tut er gut daran, alle - das Personal im Landratsamt und die Mitglieder des neuen Kreistags - einzubinden in seine Arbeit und in die Entscheidungen.

Der Kreis München ist nicht nur der bevölkerungsstärkste in Bayern, sondern auch der wohlhabendste. Doch auch viele Arbeitsplätze, gewerbesteuerstarke Unternehmen, landschaftliche Reize haben ihre Schattenseiten: Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, die Infrastrukturprobleme - allen voran den Verkehr - zu bewältigen, Personal für Kindererziehung und Altenpflege zu rekrutieren, die Kommunen mitzunehmen in Sachen Energie und Klimaschutz - das alles sind Herausforderungen. Der neue Landrat findet ein wohl bestelltes Haus, doch er wird eigene Marken setzen müssen. Fürs politische Binnenklima wird da schon einmal wichtig, wie Göbels Stellvertreterposten besetzt werden.

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