Kommunalwahl im Landkreis München:Der SPD-Mann schlägt die Bürgermeisterin

Die Garchinger stellen das Ergebnis von 2008 auf den Kopf: Sozialdemokrat Dietmar Gruchmann setzt sich mit 56,7 Prozent klar gegen Hannelore Gabor (CSU) durch.

Von Claudia Wessel

Dietmar Gruchmann (SPD) ist neuer Bürgermeister von Garching. Er siegte in der Stichwahl mit 56,6 Prozent der Stimmen über Amtsinhaberin Hannelore Gabor (CSU), die nach sechs Jahren im Amt nur 43,4 Prozent erhielt. Die Wahlbeteiligung lag bei 50,1 Prozent.

Dietmar Gruchmann Neuer Bürgermeister von Garching Stichwahl 2014

Dietmar Gruchmann (SPD) freut sich auf seine Amtszeit. Vor allem aber will er zukünftig das Garchinger Rathaus "ohne Geheimniskrämerei" leiten.

(Foto: Ulla Baumgart)

Gruchmanns Sieg war ein glatter Durchmarsch. Schon die rote Säule aus dem ersten Wahllokal überragte die schwarze und löste am Sonntagabend Ausrufe des Erstaunens im gut gefüllten Ratssaal aus. So ging es ohne die geringste Spannung weiter. Bis zum neunten Wahllokal blieb Gabor im Bereich der 30er Prozentzahlen, Gruchmann in den 60ern. Erst danach überschritt die amtierende Bürgermeisterin die 40-Prozent-Grenze. Nur in den beiden Hochbrücker Wahllokalen bekam Gabor mehr Stimmen als Gruchmann.

Der neue Bürgermeister betrat kurz nach 19 Uhr den Saal und wurde mit Applaus, "Dietmar, Dietmar"-Rufen und Blumen empfangen. Er bedankte sich bei den Garchingern, die "mit uns die Strapazen durchgestanden haben". Lachen löste er aus, als er bekannte: "Der Tag heute war die Hölle für mich." Bei seinen zahlreichen Unterstützern bedankte sich Gruchmann nochmals extra. Ein breites Bündnis hatte sich hinter ihm versammelt. Die Bürger für Garching, die Grünen, die FDP und eine kurz nach der Kommunalwahl am 16. März gegründete Wählerinitiative aus 100 Menschen hatten sich für ihn ausgesprochen.

Die Verliererin wurde am Sonntagabend im Ratssaal nicht gesichtet, Hannelore Gabor ging auch nicht ans Telefon. Gruchmann berichtete den Leuten im Saal, dass er Gabor "beim Rausgehen getroffen" habe. Sie habe ihm schon die Hand geschüttelt, also gratuliert. Jedoch, sagte Gruchmann, habe sie hinzugefügt, dass er "ja nicht mit fairen Mitteln" gekämpft habe. Das wies Gruchmann jedoch von sich. "Der Wahlkampf war von Sachthemen geprägt", betonte er. "Die Garchinger haben eben gesagt: Man kann es besser." Mit dieser Aussage erntete er erneut großen Applaus.

Wie es im Rathaus in Zukunft weitergehen soll, ließ er auch gleich wissen: "Es gibt keine Geheimniskrämerei mehr. Wir sind von Ihnen gewählt als Ihre Dienstleister, so sehe ich das." Er sei auch offen für Kritik, man solle, sofern jemandem etwas nicht gefalle, den "direkten Draht" zu ihm nutzen. "Ich freue mich auf die nächsten sechs Jahre und hoffe, dass Sie auch in sechs Jahren noch mit mir zufrieden sind."

Als nächstes bat er, seiner Lebensgefährtin, der Studienrätin Antje Köhlerschmidt, einen Blumenstrauß überreichen zu dürfen. "Sie hat auf viel verzichtet in den letzten Wochen. Und es ist ihr wohl noch nicht ganz bewusst, dass sie auch weiterhin verzichten muss."

"Es war ein Gewaltakt", erläuterte er später. "Das Wichtigste war ja zu erreichen, dass die Wähler noch mal zur Urne gehen." Für das deutliche Ergebnis sei er nun sehr dankbar. Gruchmann stellte in Aussicht, dass die Kommunikation zwischen Verwaltung und Stadtrat sich nun wesentlich verbessern werde. Die Energie-Wende-Garching (EWG) werde "richtig durchleuchtet" auf ihre Wirtschaftlichkeit, das habe er seinen Unterstützern versprochen. Ganz sicher sei auch, dass es nun wieder einen Dritten Bürgermeister geben werde. Diese Position hatte Gabor abgeschafft.

Auch die Unterstützer des SPD-Politikers zeigten sich sehr zufrieden. "Jetzt werden wir eine bessere Politik machen", sagte Hans-Peter Adolf von den Grünen. Norbert Fröhler, erfolgloser Bürgermeisterkandidat der Bürger für Garching, die im zweiten Wahlgang Gruchmann unterstützt hatten, fand, das sei "ein versöhnlicher Ausgang". Herbert Becke, der innerhalb von zwei Tagen die Wählerinitiative mobilisiert hatte, will nach dem kurzen Ausflug in die Politik jetzt wieder ins Privatleben zurückkehren. Von Gruchmann hofft er: "Das ist ein Mann des Kompromisses."

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