Kommunalwahl im Landkreis München:Besser als jeder Tatort

Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen gewinnt Maximilian Böltl (CSU) mit 52,1 Prozent der Stimmen die Wahl in Kirchheim.

Von Franziska Gerlach

Bürgermeisterwahl Kirchheim, Stichwahl

.Ausgelassene Freude: Maximilian Böltl (CSU) nach dem Sieg in der Kirchheimer Stichwahl.

(Foto: Florian Peljak)

Der sprichwörtliche Stein, der dem Kirchheimer CSU-Bürgermeisterkandidaten Maximilian Böltl, 30, am Sonntagabend vom Herzen gefallen ist, muss kolossal gewesen sein. "Ich bin erleichtert", sagte er, nachdem das Ergebnis der Stichwahl um den ersten Posten im Rathaus endlich feststand. "Das war spannender als der Tatort." In einem Kopf-an-Kopf-Rennen setzte sich der CSU-Kandidat mit 52,1 Prozent der Stimmen gegen seinen Herausforderer Stephan Keck durch. Für den Sozialdemokraten stimmten 47,9 Prozent der Kirchheimer Wähler. Die Wahlbeteiligung lag in der Kommune immerhin bei 63,3 Prozent.

Mal lag Böltl vorne, dann wieder Keck. Nachdem zwölf von insgesamt 22 Wahlbezirken ausgezählt waren, betrug die Differenz zwischen den Kontrahenten lediglich vier Stimmen. Das ging selbst dem aus Altersgründen scheidenden Bürgermeister Heinz Hilger (Vereinigte Freie Wählerschaft), dessen Gelassenheit als legendär gilt, an die Nieren. "Das bewegt mich mehr, als ich gedacht hätte", sagte Hilger im Keller des Rathauses, wo er die Stichwahl verfolgte. "So hauchdünn, wie das ist." Ursprünglich hatten sich sechs Politiker um den Einzug ins Kirchheimer Rathaus beworben. Aus dem ersten Wahlgang vor zwei Wochen schälten sich die Kandidaten von CSU und SPD als Favoriten heraus, die zusammen mehr als 90 Prozent aller Wählerstimmen auf sich vereinigten. Daraufhin war schnell klar geworden, wer in Kirchheim für wen die Lanze bricht: Der Ortsverband der Grünen sowie die Neue Union hatten eine Empfehlung für Stephan Keck ausgesprochen. Böltl konnte auf die Unterstützung der ÖDP und Hilger zählen. Letzterer hatte in der jüngsten Ausgabe der Kirchheimer Mitteilungen mit folgenden Worten für den CSU-Mann geworben: "Gerne empfehle ich Ihnen Maximilian Böltl. Er wird vieles ganz anders machen als ich."

In den vergangenen Wochen und Monaten hatten die Bürger jedenfalls ausgiebig Gelegenheit, sich einen Eindruck darüber zu verschaffen, wie Böltl - der als Beispiel für die Führungsqualitäten eines CSU-Bürgermeisters gerne auf die Nachbarkommune Aschheim verweist - die Geschicke der Gemeinde Kirchheim zu lenken gedenkt. Im Gemeinderat wird Böltl auf zehn Lokalpolitiker der eigenen Partei blicken können. Die SPD konnte die Zahl ihrer Mandate mit der Wahl vom 16. März von vier auf sieben erhöhen. Zuletzt muss es im Ort wahlkampftechnisch ordentlich zur Sache gegangen sein. "Stil statt Schlammschlacht", hatte Böltl schließlich auf Plakaten dazu aufgerufen, das Kreuz neben seinem Namen zu setzen. Und auch am Sonntag berichtete er von "viel politischem Porzellan", das die SPD in den vergangenen Tagen zerschlagen habe. "Trotzdem", sagte Böltl, "steht die Tür offen für mehr Miteinander". Deshalb sei er angetreten und das werde er auch umsetzen.

Und Stephan Keck? Der trug es mit erstaunlich viel Fassung, im Gerangel um die Gunst der Wähler ein weiteres Mal das Nachsehen gehabt zu haben - bereits bei der Kommunalwahl im Jahr 2008 war der SPD-Bewerber knapp Hilger unterlegen. Erhobenen Hauptes schritt er ins Kiramer Wirtshäusl, wo die CSU ihr Lager aufgeschlagen hatte, um dem Mann zu gratulieren, der ihm um Haaresbreite aus dem Feld geschlagen hatte.

Natürlich sei "eine gewisse Enttäuschung" vorhanden, sagte er, während die Schwarzen Böltl hochleben ließen. Er falle aber in kein Loch, sagte Keck, auch verlaufe sein Leben so wahrscheinlich ruhiger. "Schade nur, dass wieder eine Wahl mit dem Thema Stillstand und Angstmacherei gewonnen wurde." Auch sei er gespannt, ob die CSU an einer "ernsthaften Zusammenarbeit mit uns" interessiert sei, sagte Keck. "Oder ob sie Machtpolitik betreiben wollen."

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