Kommentar:Zuhause braucht Schutz

Von Martin Mühlfenzl

Den Traum vom stressfreien Urlaub in den schönsten Städten - und das in den "eigenen vier Wänden" ohne lästiges Ein- und Auschecken im Hotel träumen viele. Der neueste Werbespot des Anbieters Airbnb suggeriert die reinste Lebensfreude, ohne den Stress einer Pauschalreise im überfüllten Billigflieger. "Seid dort zuhause" lautet das Motto der Online-Plattform. Nur für immer mehr Menschen, die "hier" wirklich zuhause sind, entwickelt sich der Boom des gewerblichen Vermietens von Wohnraum an Feriengäste oder Geschäftsreisende zum reinsten Albtraum.

Wenn über die Wohnungsnot in der Metropolregion diskutiert und nach Lösungen gesucht wird, ist längst nicht mehr die Landeshauptstadt alleine gemeint. Die Mieten in den 29 Städten und Gemeinden des Landkreises erreichen von Monat zu Monat immer neue Rekordwerte. Der Begriff "bezahlbarer Wohnraum" steht für eine reine Utopie. Und wenn doch einmal eine Wohnung frei wird, taucht sie immer seltener im Portfolio eines Maklers oder in der Rubrik "Zu vermieten" auf, sondern zunehmend auf den Online-Marktplätzen als Feriendomizil. Der Wohnungsmarkt im wohlhabendsten Landkreis der Republik verkommt vor allem in den stadtnahen und bevölkerungsreichen Kommunen zu einem Spielplatz für Superreiche, Geschäftsleute und Touristen.

Der so freie Markt braucht Grenzen. Die Zweckentfremdungssatzung ist ein sinnvolles Instrument, um den Wohnungsmarkt davor zu schützen, vollkommen ausgedünnt und ausgehöhlt zu werden. Vor allem aber ist sie ein starkes Signal an Spekulanten, Geschäftsleute und auch Privatpersonen, die das schnelle Geld wittern. Eine Verordnung alleine aber kann das Problem nicht lösen. Staat und Kommunen müssen Geld in die Hand nehmen und Personal einstellen, damit der Satzung Leben eingehaucht wird. Vor allem aber müssen sie eines: Verantwortung übernehmen und Wohnungen bauen. Wohnungen für Menschen, die hier leben und arbeiten.

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